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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

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haben. Sie hatte ihn mehr geängstet, als er
sich selbst merken ließ.

Philadelphia hatte einen großen Umfang und
viele Schönheiten der Baukunst aufzuweisen.
An Reichthum und Vergnügungen gab sie keiner
Stadt in Europa von ähnlicher Größe etwas nach,
übertraf sie sogar. Denn die Kultur in Nord¬
amerika hatte eine Stufe erreicht, welche den
Vorrang der europäischen streitig machte. Dies
konnte auch nicht anders sein, da diejenigen
Mittel, welche einen raschen Gang der Bildung
begründen können, den Einwohnern schon in
sehr früher Zeit zu Gebote standen. Die ganze
Halbinsel von der Honduras-Bai, bis weit hin¬
ter der Beringsstraße und Kap Lisburn hinauf,
wie an der östlichen Seite hinter der Baffins-
Bai, Grönland noch eingeschlossen, war nach ei¬
nem schon frühen glücklichen Kriege, zu einem
glücklichen Staat vereint, dessen viele weitläuf¬
tige Lande, jedes seine demokratische Regierungs¬
form hatte, und wieder durch einen, dem eu¬
ropäischen ähnlichen Föderalismus, sich zur voll¬
kommneren Gesammtkraft verbanden. Man war
auch durch die Vortheile einer bequemeren Welt¬

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haben. Sie hatte ihn mehr geaͤngſtet, als er
ſich ſelbſt merken ließ.

Philadelphia hatte einen großen Umfang und
viele Schoͤnheiten der Baukunſt aufzuweiſen.
An Reichthum und Vergnuͤgungen gab ſie keiner
Stadt in Europa von aͤhnlicher Groͤße etwas nach,
uͤbertraf ſie ſogar. Denn die Kultur in Nord¬
amerika hatte eine Stufe erreicht, welche den
Vorrang der europaͤiſchen ſtreitig machte. Dies
konnte auch nicht anders ſein, da diejenigen
Mittel, welche einen raſchen Gang der Bildung
begruͤnden koͤnnen, den Einwohnern ſchon in
ſehr fruͤher Zeit zu Gebote ſtanden. Die ganze
Halbinſel von der Honduras-Bai, bis weit hin¬
ter der Beringsſtraße und Kap Lisburn hinauf,
wie an der oͤſtlichen Seite hinter der Baffins-
Bai, Groͤnland noch eingeſchloſſen, war nach ei¬
nem ſchon fruͤhen gluͤcklichen Kriege, zu einem
gluͤcklichen Staat vereint, deſſen viele weitlaͤuf¬
tige Lande, jedes ſeine demokratiſche Regierungs¬
form hatte, und wieder durch einen, dem eu¬
ropaͤiſchen aͤhnlichen Foͤderalismus, ſich zur voll¬
kommneren Geſammtkraft verbanden. Man war
auch durch die Vortheile einer bequemeren Welt¬

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[307/0319] haben. Sie hatte ihn mehr geaͤngſtet, als er ſich ſelbſt merken ließ. Philadelphia hatte einen großen Umfang und viele Schoͤnheiten der Baukunſt aufzuweiſen. An Reichthum und Vergnuͤgungen gab ſie keiner Stadt in Europa von aͤhnlicher Groͤße etwas nach, uͤbertraf ſie ſogar. Denn die Kultur in Nord¬ amerika hatte eine Stufe erreicht, welche den Vorrang der europaͤiſchen ſtreitig machte. Dies konnte auch nicht anders ſein, da diejenigen Mittel, welche einen raſchen Gang der Bildung begruͤnden koͤnnen, den Einwohnern ſchon in ſehr fruͤher Zeit zu Gebote ſtanden. Die ganze Halbinſel von der Honduras-Bai, bis weit hin¬ ter der Beringsſtraße und Kap Lisburn hinauf, wie an der oͤſtlichen Seite hinter der Baffins- Bai, Groͤnland noch eingeſchloſſen, war nach ei¬ nem ſchon fruͤhen gluͤcklichen Kriege, zu einem gluͤcklichen Staat vereint, deſſen viele weitlaͤuf¬ tige Lande, jedes ſeine demokratiſche Regierungs¬ form hatte, und wieder durch einen, dem eu¬ ropaͤiſchen aͤhnlichen Foͤderalismus, ſich zur voll¬ kommneren Geſammtkraft verbanden. Man war auch durch die Vortheile einer bequemeren Welt¬ U 2

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Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/319>, abgerufen am 27.04.2024.