gen nieder, die Du, geliebter Leser, mit einem nachsichtsvollen Auge betrachten mußt. Sie sind nicht im Ton der heu¬ tigen Welt abgefaßt, weil dieser Ton nicht in meiner Gewalt steht, und weil ich ihn auch, wenn ich ganz aufrichtig sprechen soll, nicht lieben kann.
In meiner Jugend war ich in der Welt und in vielen weltlichen Geschäf¬ ten verwickelt. Mein größter Drang war zur Kunst, und ich wünschte ihr mein Leben und alle meine wenigen Talente zu widmen. Nach dem Urtheile eini¬ ger Freunde war ich im Zeichnen nicht ungeschickt, und meine Kopien sowohl,
gen nieder, die Du, geliebter Leſer, mit einem nachſichtsvollen Auge betrachten mußt. Sie ſind nicht im Ton der heu¬ tigen Welt abgefaßt, weil dieſer Ton nicht in meiner Gewalt ſteht, und weil ich ihn auch, wenn ich ganz aufrichtig ſprechen ſoll, nicht lieben kann.
In meiner Jugend war ich in der Welt und in vielen weltlichen Geſchäf¬ ten verwickelt. Mein größter Drang war zur Kunſt, und ich wünſchte ihr mein Leben und alle meine wenigen Talente zu widmen. Nach dem Urtheile eini¬ ger Freunde war ich im Zeichnen nicht ungeſchickt, und meine Kopien ſowohl,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0014"n="6"/>
gen nieder, die Du, geliebter Leſer, mit<lb/>
einem nachſichtsvollen Auge betrachten<lb/>
mußt. Sie ſind nicht im Ton der heu¬<lb/>
tigen Welt abgefaßt, weil dieſer Ton<lb/>
nicht in meiner Gewalt ſteht, und weil<lb/>
ich ihn auch, wenn ich ganz aufrichtig<lb/>ſprechen ſoll, nicht lieben kann.</p><lb/><p>In meiner Jugend war ich in der<lb/>
Welt und in vielen weltlichen Geſchäf¬<lb/>
ten verwickelt. Mein größter Drang war<lb/>
zur Kunſt, und ich wünſchte ihr mein<lb/>
Leben und alle meine wenigen Talente<lb/>
zu widmen. Nach dem Urtheile eini¬<lb/>
ger Freunde war ich im Zeichnen nicht<lb/>
ungeſchickt, und meine Kopien ſowohl,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[6/0014]
gen nieder, die Du, geliebter Leſer, mit
einem nachſichtsvollen Auge betrachten
mußt. Sie ſind nicht im Ton der heu¬
tigen Welt abgefaßt, weil dieſer Ton
nicht in meiner Gewalt ſteht, und weil
ich ihn auch, wenn ich ganz aufrichtig
ſprechen ſoll, nicht lieben kann.
In meiner Jugend war ich in der
Welt und in vielen weltlichen Geſchäf¬
ten verwickelt. Mein größter Drang war
zur Kunſt, und ich wünſchte ihr mein
Leben und alle meine wenigen Talente
zu widmen. Nach dem Urtheile eini¬
ger Freunde war ich im Zeichnen nicht
ungeſchickt, und meine Kopien ſowohl,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/14>, abgerufen am 28.04.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.