Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 2. Stuttgart, 1823.

Bild:
<< vorherige Seite

Ein Hinaufschauern zu Gott mit dir ist all' ihr
Wesen. Daß ob dem Geiste nur der junge schöne
Körper nicht leide! O schone sie!

Jch verstand ihn. Sie war vor mir in ihrer
ganzen Heiligkeit, in ihrer ganzen, unendlich durch-
sichtigen Seele .. Alles, alles Seele! Die Worte
schwanden mir: meine Thränen sprachen!

Nun sitz' ich allein beym Schein der Lampe an
meinem Tische. Meine Seele ist zu voll .... O
schone sie! ....

Lebe wohl, Theodor, mir ahnet, als ob ich
dir nie mehr schriebe von hier.



Ein Hinaufſchauern zu Gott mit dir iſt all’ ihr
Weſen. Daß ob dem Geiſte nur der junge ſchoͤne
Koͤrper nicht leide! O ſchone ſie!

Jch verſtand ihn. Sie war vor mir in ihrer
ganzen Heiligkeit, in ihrer ganzen, unendlich durch-
ſichtigen Seele .. Alles, alles Seele! Die Worte
ſchwanden mir: meine Thraͤnen ſprachen!

Nun ſitz’ ich allein beym Schein der Lampe an
meinem Tiſche. Meine Seele iſt zu voll .... O
ſchone ſie! ....

Lebe wohl, Theodor, mir ahnet, als ob ich
dir nie mehr ſchriebe von hier.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0077" n="77"/>
Ein Hinauf&#x017F;chauern zu Gott mit dir i&#x017F;t all&#x2019; ihr<lb/>
We&#x017F;en. Daß ob dem Gei&#x017F;te nur der junge &#x017F;cho&#x0364;ne<lb/>
Ko&#x0364;rper nicht leide! O &#x017F;chone &#x017F;ie!</p><lb/>
        <p>Jch ver&#x017F;tand ihn. Sie war vor mir in ihrer<lb/>
ganzen Heiligkeit, in ihrer ganzen, unendlich durch-<lb/>
&#x017F;ichtigen Seele .. Alles, alles Seele! Die Worte<lb/>
&#x017F;chwanden mir: meine Thra&#x0364;nen &#x017F;prachen!</p><lb/>
        <p>Nun &#x017F;itz&#x2019; ich allein beym Schein der Lampe an<lb/>
meinem Ti&#x017F;che. Meine Seele i&#x017F;t zu voll .... O<lb/>
&#x017F;chone &#x017F;ie! ....</p><lb/>
        <p>Lebe wohl, Theodor, mir ahnet, als ob ich<lb/>
dir nie mehr &#x017F;chriebe von hier.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[77/0077] Ein Hinaufſchauern zu Gott mit dir iſt all’ ihr Weſen. Daß ob dem Geiſte nur der junge ſchoͤne Koͤrper nicht leide! O ſchone ſie! Jch verſtand ihn. Sie war vor mir in ihrer ganzen Heiligkeit, in ihrer ganzen, unendlich durch- ſichtigen Seele .. Alles, alles Seele! Die Worte ſchwanden mir: meine Thraͤnen ſprachen! Nun ſitz’ ich allein beym Schein der Lampe an meinem Tiſche. Meine Seele iſt zu voll .... O ſchone ſie! .... Lebe wohl, Theodor, mir ahnet, als ob ich dir nie mehr ſchriebe von hier.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/waiblinger_phaeton02_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/waiblinger_phaeton02_1823/77
Zitationshilfe: Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 2. Stuttgart, 1823, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/waiblinger_phaeton02_1823/77>, abgerufen am 26.04.2024.