Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite
ihr auszureden fähig, sie würde ihn beständig da-
mit gequält haben, sie würde Felßen beleidigend be-
gegnet sein. Das vertrug dieser nicht und Schni-
tzer muthete es ihm auch nicht zu.

Er faßte auf der Stelle einen Entschluß, legte
sich aufs Ohr und zog das Kissen über den Kopf,
um von dem, was seine Frau über das abgehan-
delte Kapitel weiter sagte, nichts mehr zu hören.
Am Morgen begab er sich in Felßens Zimmer und
hinterbrachte diesem, er habe, ohne mit seiner
Frau zu sprechen, überlegt, es sei am besten, daß
Herr Felß eine Wohnung in seinem andern Hause
bezöge, dort hätte er zwei Zimmer leer stehen und
wollte ihm diese zwar nicht umsonst eingeben, be-
stünde aber darauf, daß er die Miethe, um welche
sie einig würden, nicht eher berichtigte, bis er
einmal abreiste, weil er dann doch ein Capitäl-
chen zusammen bekäm. Auch wollte er ihm ei-
nen Speisewirth zuweißen, bei dem er gut und
wohlfeil essen würde, und der Hausknecht in sei-
nem Hause sollte ihn für ein geringes, was er
ihm monatlich gäbe, mit bedienen.

Felß errieth, daß, was Schnitzer sagte,
Finte wäre, und daß er wohl mit der Madame
gesprochen, diese aber ihm nicht günstig geantwor-
tet hätte. Er sahe Schnitzern ein Paar Augenbli-
cke
ihr auszureden faͤhig, ſie wuͤrde ihn beſtaͤndig da-
mit gequaͤlt haben, ſie wuͤrde Felßen beleidigend be-
gegnet ſein. Das vertrug dieſer nicht und Schni-
tzer muthete es ihm auch nicht zu.

Er faßte auf der Stelle einen Entſchluß, legte
ſich aufs Ohr und zog das Kiſſen uͤber den Kopf,
um von dem, was ſeine Frau uͤber das abgehan-
delte Kapitel weiter ſagte, nichts mehr zu hoͤren.
Am Morgen begab er ſich in Felßens Zimmer und
hinterbrachte dieſem, er habe, ohne mit ſeiner
Frau zu ſprechen, uͤberlegt, es ſei am beſten, daß
Herr Felß eine Wohnung in ſeinem andern Hauſe
bezoͤge, dort haͤtte er zwei Zimmer leer ſtehen und
wollte ihm dieſe zwar nicht umſonſt eingeben, be-
ſtuͤnde aber darauf, daß er die Miethe, um welche
ſie einig wuͤrden, nicht eher berichtigte, bis er
einmal abreiſte, weil er dann doch ein Capitaͤl-
chen zuſammen bekaͤm. Auch wollte er ihm ei-
nen Speiſewirth zuweißen, bei dem er gut und
wohlfeil eſſen wuͤrde, und der Hausknecht in ſei-
nem Hauſe ſollte ihn fuͤr ein geringes, was er
ihm monatlich gaͤbe, mit bedienen.

Felß errieth, daß, was Schnitzer ſagte,
Finte waͤre, und daß er wohl mit der Madame
geſprochen, dieſe aber ihm nicht guͤnſtig geantwor-
tet haͤtte. Er ſahe Schnitzern ein Paar Augenbli-
cke
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#SUS">
          <p><pb facs="#f0243" n="237"/>
ihr auszureden fa&#x0364;hig, &#x017F;ie wu&#x0364;rde ihn be&#x017F;ta&#x0364;ndig da-<lb/>
mit gequa&#x0364;lt haben, &#x017F;ie wu&#x0364;rde Felßen beleidigend be-<lb/>
gegnet &#x017F;ein. Das vertrug die&#x017F;er nicht und Schni-<lb/>
tzer muthete es ihm auch nicht zu.</p><lb/>
          <p>Er faßte auf der Stelle einen Ent&#x017F;chluß, legte<lb/>
&#x017F;ich aufs Ohr und zog das Ki&#x017F;&#x017F;en u&#x0364;ber den Kopf,<lb/>
um von dem, was &#x017F;eine Frau u&#x0364;ber das abgehan-<lb/>
delte Kapitel weiter &#x017F;agte, nichts mehr zu ho&#x0364;ren.<lb/>
Am Morgen begab er &#x017F;ich in Felßens Zimmer und<lb/>
hinterbrachte die&#x017F;em, er habe, ohne mit &#x017F;einer<lb/>
Frau zu &#x017F;prechen, u&#x0364;berlegt, es &#x017F;ei am be&#x017F;ten, daß<lb/>
Herr Felß eine Wohnung in &#x017F;einem andern Hau&#x017F;e<lb/>
bezo&#x0364;ge, dort ha&#x0364;tte er zwei Zimmer leer &#x017F;tehen und<lb/>
wollte ihm die&#x017F;e zwar nicht um&#x017F;on&#x017F;t eingeben, be-<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;nde aber darauf, daß er die Miethe, um welche<lb/>
&#x017F;ie einig wu&#x0364;rden, nicht eher berichtigte, bis er<lb/>
einmal abrei&#x017F;te, weil er dann doch ein Capita&#x0364;l-<lb/>
chen zu&#x017F;ammen beka&#x0364;m. Auch wollte er ihm ei-<lb/>
nen Spei&#x017F;ewirth zuweißen, bei dem er gut und<lb/>
wohlfeil e&#x017F;&#x017F;en wu&#x0364;rde, und der Hausknecht in &#x017F;ei-<lb/>
nem Hau&#x017F;e &#x017F;ollte ihn fu&#x0364;r ein geringes, was er<lb/>
ihm monatlich ga&#x0364;be, mit bedienen.</p><lb/>
          <p>Felß errieth, daß, was Schnitzer &#x017F;agte,<lb/>
Finte wa&#x0364;re, und daß er wohl mit der Madame<lb/>
ge&#x017F;prochen, die&#x017F;e aber ihm nicht gu&#x0364;n&#x017F;tig geantwor-<lb/>
tet ha&#x0364;tte. Er &#x017F;ahe Schnitzern ein Paar Augenbli-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">cke</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[237/0243] ihr auszureden faͤhig, ſie wuͤrde ihn beſtaͤndig da- mit gequaͤlt haben, ſie wuͤrde Felßen beleidigend be- gegnet ſein. Das vertrug dieſer nicht und Schni- tzer muthete es ihm auch nicht zu. Er faßte auf der Stelle einen Entſchluß, legte ſich aufs Ohr und zog das Kiſſen uͤber den Kopf, um von dem, was ſeine Frau uͤber das abgehan- delte Kapitel weiter ſagte, nichts mehr zu hoͤren. Am Morgen begab er ſich in Felßens Zimmer und hinterbrachte dieſem, er habe, ohne mit ſeiner Frau zu ſprechen, uͤberlegt, es ſei am beſten, daß Herr Felß eine Wohnung in ſeinem andern Hauſe bezoͤge, dort haͤtte er zwei Zimmer leer ſtehen und wollte ihm dieſe zwar nicht umſonſt eingeben, be- ſtuͤnde aber darauf, daß er die Miethe, um welche ſie einig wuͤrden, nicht eher berichtigte, bis er einmal abreiſte, weil er dann doch ein Capitaͤl- chen zuſammen bekaͤm. Auch wollte er ihm ei- nen Speiſewirth zuweißen, bei dem er gut und wohlfeil eſſen wuͤrde, und der Hausknecht in ſei- nem Hauſe ſollte ihn fuͤr ein geringes, was er ihm monatlich gaͤbe, mit bedienen. Felß errieth, daß, was Schnitzer ſagte, Finte waͤre, und daß er wohl mit der Madame geſprochen, dieſe aber ihm nicht guͤnſtig geantwor- tet haͤtte. Er ſahe Schnitzern ein Paar Augenbli- cke

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/243
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/243>, abgerufen am 16.05.2024.