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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

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gehabten Absichten zurückkehren, wo sie denn in
Gottes Namen ihr altes Betragen wieder anneh-
men könnte, und hätte denn doch so viel gelernt,
daß sie, wo es nöthig war, die feine und sanfte
vollkommen darstellen könnte.

Busch besuchte sie oft, fand sie immer leut-
seliger und gefälliger gegen ihren Mann und freute
sich schon des guten Fortgangs seines Unterneh-
mens. Er ahndete aus dem schmelzenden Ton,
den sie bei ihren gebesserten Betragen, ausschlie-
ßend mit ihm annahm, daß er ihre Eroberung ge-
macht hätte, auch schien es ihm wahrscheinlich,
sie könne ihn für verliebt in sich halten; doch dies
benahm ihm die Lust nicht, sein Bekehrungswerk
fortzusetzen, er hofte dabei wahren Spaß zu haben
und glaubte, wenn er ihn überdrüßig wäre, selbi-
gen leicht abbrechen zu können. Jndessen fuhr er
fort, Madam mit Büchern zu versehn, sie in der
großen Meinung, die sie von sich hatte, zu bestär-
ken, und lobte sie besonders über die gute lieb-
reiche Ehe, die sie mit ihrem Manne führte, wo-
durch denn dieser auf einige Zeit zum Genuß ei-
nes wahren Himmellebens gelangte, sich jetzt erst
Glück wünschte, sein englisches Suschen geheira-
thet zu haben und Buschen seine Erkenntlichkeit
nicht genug beweisen konnte, daß er ihr Geschmack

am
T 2

gehabten Abſichten zuruͤckkehren, wo ſie denn in
Gottes Namen ihr altes Betragen wieder anneh-
men koͤnnte, und haͤtte denn doch ſo viel gelernt,
daß ſie, wo es noͤthig war, die feine und ſanfte
vollkommen darſtellen koͤnnte.

Buſch beſuchte ſie oft, fand ſie immer leut-
ſeliger und gefaͤlliger gegen ihren Mann und freute
ſich ſchon des guten Fortgangs ſeines Unterneh-
mens. Er ahndete aus dem ſchmelzenden Ton,
den ſie bei ihren gebeſſerten Betragen, ausſchlie-
ßend mit ihm annahm, daß er ihre Eroberung ge-
macht haͤtte, auch ſchien es ihm wahrſcheinlich,
ſie koͤnne ihn fuͤr verliebt in ſich halten; doch dies
benahm ihm die Luſt nicht, ſein Bekehrungswerk
fortzuſetzen, er hofte dabei wahren Spaß zu haben
und glaubte, wenn er ihn uͤberdruͤßig waͤre, ſelbi-
gen leicht abbrechen zu koͤnnen. Jndeſſen fuhr er
fort, Madam mit Buͤchern zu verſehn, ſie in der
großen Meinung, die ſie von ſich hatte, zu beſtaͤr-
ken, und lobte ſie beſonders uͤber die gute lieb-
reiche Ehe, die ſie mit ihrem Manne fuͤhrte, wo-
durch denn dieſer auf einige Zeit zum Genuß ei-
nes wahren Himmellebens gelangte, ſich jetzt erſt
Gluͤck wuͤnſchte, ſein engliſches Suschen geheira-
thet zu haben und Buſchen ſeine Erkenntlichkeit
nicht genug beweiſen konnte, daß er ihr Geſchmack

am
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[291/0297] gehabten Abſichten zuruͤckkehren, wo ſie denn in Gottes Namen ihr altes Betragen wieder anneh- men koͤnnte, und haͤtte denn doch ſo viel gelernt, daß ſie, wo es noͤthig war, die feine und ſanfte vollkommen darſtellen koͤnnte. Buſch beſuchte ſie oft, fand ſie immer leut- ſeliger und gefaͤlliger gegen ihren Mann und freute ſich ſchon des guten Fortgangs ſeines Unterneh- mens. Er ahndete aus dem ſchmelzenden Ton, den ſie bei ihren gebeſſerten Betragen, ausſchlie- ßend mit ihm annahm, daß er ihre Eroberung ge- macht haͤtte, auch ſchien es ihm wahrſcheinlich, ſie koͤnne ihn fuͤr verliebt in ſich halten; doch dies benahm ihm die Luſt nicht, ſein Bekehrungswerk fortzuſetzen, er hofte dabei wahren Spaß zu haben und glaubte, wenn er ihn uͤberdruͤßig waͤre, ſelbi- gen leicht abbrechen zu koͤnnen. Jndeſſen fuhr er fort, Madam mit Buͤchern zu verſehn, ſie in der großen Meinung, die ſie von ſich hatte, zu beſtaͤr- ken, und lobte ſie beſonders uͤber die gute lieb- reiche Ehe, die ſie mit ihrem Manne fuͤhrte, wo- durch denn dieſer auf einige Zeit zum Genuß ei- nes wahren Himmellebens gelangte, ſich jetzt erſt Gluͤck wuͤnſchte, ſein engliſches Suschen geheira- thet zu haben und Buſchen ſeine Erkenntlichkeit nicht genug beweiſen konnte, daß er ihr Geſchmack am T 2

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/297>, abgerufen am 29.05.2024.