Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

eines Mannes, der doch weder zu spielen noch beim
Soupe spirituel mit zu jubeln gesonnen war.
Das letzte hatte er, wie ihr Suschen erzählte, auf
ihre Frage, ob er nicht einmal von der Gesellschaft
sein wollte, ausgeschlagen. Mit ihr, der Fanchon,
benahm er sich, wenn sie ihm in den Weg kam,
meist ernsthaft, Suschen hingegen begegnete er
wirklich artig und freundschaftlich. Diese betrug
sich so verschieden gegen vorhin, sie kam nur wenig
in den Zirkel, und hatte sogar gemeint, die Sache
begönne ihr zuwider zu werden, wenigstens werde
sie nicht mehr oft gegenwärtig sein, welches der
Fanchon gleichgültig gewesen wär, wenn nicht nach
diesem Anfang eine gänzliche Reform zu befürchten
gewesen wäre. Dies aber konnte sie wenigstens
nicht so gelassen mit ansehn, sie beschloß entweder
Buschen mit in ihren Bund zu ziehn, oder ihn
aus dem Hause zu verbannen, so bald sich nur
ein Zwiespalt zuwege bringen ließ. Lange fand sie
hierzu keinen Weg, denn wollte sie Schnitzern ei-
fersüchtig auf Buschen machen, so fiel ihr ein, daß
sich seine Frau daran nicht kehren und Johann Ja-
cob nicht das Herz haben würde, ihn mit Ernst
zur Rede zu setzen; dachte sie daran den Baron
Treff aufzubringen, so überlegte sie wieder, daß
es diesem gleichgültig wär, ob die Schnitzern einen

an-
T 3

eines Mannes, der doch weder zu ſpielen noch beim
Soupé spirituel mit zu jubeln geſonnen war.
Das letzte hatte er, wie ihr Suschen erzaͤhlte, auf
ihre Frage, ob er nicht einmal von der Geſellſchaft
ſein wollte, ausgeſchlagen. Mit ihr, der Fanchon,
benahm er ſich, wenn ſie ihm in den Weg kam,
meiſt ernſthaft, Suschen hingegen begegnete er
wirklich artig und freundſchaftlich. Dieſe betrug
ſich ſo verſchieden gegen vorhin, ſie kam nur wenig
in den Zirkel, und hatte ſogar gemeint, die Sache
begoͤnne ihr zuwider zu werden, wenigſtens werde
ſie nicht mehr oft gegenwaͤrtig ſein, welches der
Fanchon gleichguͤltig geweſen waͤr, wenn nicht nach
dieſem Anfang eine gaͤnzliche Reform zu befuͤrchten
geweſen waͤre. Dies aber konnte ſie wenigſtens
nicht ſo gelaſſen mit anſehn, ſie beſchloß entweder
Buſchen mit in ihren Bund zu ziehn, oder ihn
aus dem Hauſe zu verbannen, ſo bald ſich nur
ein Zwieſpalt zuwege bringen ließ. Lange fand ſie
hierzu keinen Weg, denn wollte ſie Schnitzern ei-
ferſuͤchtig auf Buſchen machen, ſo fiel ihr ein, daß
ſich ſeine Frau daran nicht kehren und Johann Ja-
cob nicht das Herz haben wuͤrde, ihn mit Ernſt
zur Rede zu ſetzen; dachte ſie daran den Baron
Treff aufzubringen, ſo uͤberlegte ſie wieder, daß
es dieſem gleichguͤltig waͤr, ob die Schnitzern einen

an-
T 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0299" n="293"/>
eines Mannes, der doch weder zu &#x017F;pielen noch beim<lb/><hi rendition="#aq">Soupé spirituel</hi> mit zu jubeln ge&#x017F;onnen war.<lb/>
Das letzte hatte er, wie ihr Suschen erza&#x0364;hlte, auf<lb/>
ihre Frage, ob er nicht einmal von der Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft<lb/>
&#x017F;ein wollte, ausge&#x017F;chlagen. Mit ihr, der Fanchon,<lb/>
benahm er &#x017F;ich, wenn &#x017F;ie ihm in den Weg kam,<lb/>
mei&#x017F;t ern&#x017F;thaft, Suschen hingegen begegnete er<lb/>
wirklich artig und freund&#x017F;chaftlich. Die&#x017F;e betrug<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;o ver&#x017F;chieden gegen vorhin, &#x017F;ie kam nur wenig<lb/>
in den Zirkel, und hatte &#x017F;ogar gemeint, die Sache<lb/>
bego&#x0364;nne ihr zuwider zu werden, wenig&#x017F;tens werde<lb/>
&#x017F;ie nicht mehr oft gegenwa&#x0364;rtig &#x017F;ein, welches der<lb/>
Fanchon gleichgu&#x0364;ltig gewe&#x017F;en wa&#x0364;r, wenn nicht nach<lb/>
die&#x017F;em Anfang eine ga&#x0364;nzliche Reform zu befu&#x0364;rchten<lb/>
gewe&#x017F;en wa&#x0364;re. Dies aber konnte &#x017F;ie wenig&#x017F;tens<lb/>
nicht &#x017F;o gela&#x017F;&#x017F;en mit an&#x017F;ehn, &#x017F;ie be&#x017F;chloß entweder<lb/>
Bu&#x017F;chen mit in ihren Bund zu ziehn, oder ihn<lb/>
aus dem Hau&#x017F;e zu verbannen, &#x017F;o bald &#x017F;ich nur<lb/>
ein Zwie&#x017F;palt zuwege bringen ließ. Lange fand &#x017F;ie<lb/>
hierzu keinen Weg, denn wollte &#x017F;ie Schnitzern ei-<lb/>
fer&#x017F;u&#x0364;chtig auf Bu&#x017F;chen machen, &#x017F;o fiel ihr ein, daß<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;eine Frau daran nicht kehren und Johann Ja-<lb/>
cob nicht das Herz haben wu&#x0364;rde, ihn mit Ern&#x017F;t<lb/>
zur Rede zu &#x017F;etzen; dachte &#x017F;ie daran den Baron<lb/>
Treff aufzubringen, &#x017F;o u&#x0364;berlegte &#x017F;ie wieder, daß<lb/>
es die&#x017F;em gleichgu&#x0364;ltig wa&#x0364;r, ob die Schnitzern einen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">T 3</fw><fw place="bottom" type="catch">an-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[293/0299] eines Mannes, der doch weder zu ſpielen noch beim Soupé spirituel mit zu jubeln geſonnen war. Das letzte hatte er, wie ihr Suschen erzaͤhlte, auf ihre Frage, ob er nicht einmal von der Geſellſchaft ſein wollte, ausgeſchlagen. Mit ihr, der Fanchon, benahm er ſich, wenn ſie ihm in den Weg kam, meiſt ernſthaft, Suschen hingegen begegnete er wirklich artig und freundſchaftlich. Dieſe betrug ſich ſo verſchieden gegen vorhin, ſie kam nur wenig in den Zirkel, und hatte ſogar gemeint, die Sache begoͤnne ihr zuwider zu werden, wenigſtens werde ſie nicht mehr oft gegenwaͤrtig ſein, welches der Fanchon gleichguͤltig geweſen waͤr, wenn nicht nach dieſem Anfang eine gaͤnzliche Reform zu befuͤrchten geweſen waͤre. Dies aber konnte ſie wenigſtens nicht ſo gelaſſen mit anſehn, ſie beſchloß entweder Buſchen mit in ihren Bund zu ziehn, oder ihn aus dem Hauſe zu verbannen, ſo bald ſich nur ein Zwieſpalt zuwege bringen ließ. Lange fand ſie hierzu keinen Weg, denn wollte ſie Schnitzern ei- ferſuͤchtig auf Buſchen machen, ſo fiel ihr ein, daß ſich ſeine Frau daran nicht kehren und Johann Ja- cob nicht das Herz haben wuͤrde, ihn mit Ernſt zur Rede zu ſetzen; dachte ſie daran den Baron Treff aufzubringen, ſo uͤberlegte ſie wieder, daß es dieſem gleichguͤltig waͤr, ob die Schnitzern einen an- T 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/299
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/299>, abgerufen am 30.05.2024.