Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

von den Leuten nehmen, die itzt im Hause wären
denn sie taugten alle nichts.

Auch in diesem Stücke gab Johann Jacob
seiner Frau Recht, und schlug sogleich selbst einen
armen Hausknecht vor, der bei jemanden von sei-
ner Verwandtschaft diente, und sein Pathe war.
Der Bursche kann itzt ungefähr zwei und zwanzig
Jahr alt sein, sagte er, und ist ein hübscher Kerl.
Den wollen wir zu uns nehmen, wenn du auch,
wie ich hoffe, nicht stirbst. Er kann auf Weihnach-
ten als Marqueur antreten; wir thun doch ohne-
hin einen von den beiden andern weg. Auf diese
Art wird er mit Suschen bekannt; und wir ziehen
uns treue Leute; auch kömmt, was ich dann thue,
meinem Pathen mit zu gute.

Madame Schnitzerinn fand den Einfall vor-
trefflich; aber nicht so vortrefflich fand ihn Suschen.
Sie ärgerte sich dermaßen darüber, daß sie mit
großem Gepolter hervor und zur Thüre hinaus fuhr,
worüber Herr und Frau Schnitzer erschraken, und
schon unwillig werden wollten. Doch er und sie
fanden Entschuldigung für Suschen.

Ach, sagte sie, sie hat den losgerissenen Um-
hang am Bette angenäht, und macht nun, daß
sie in die Küche kömmt.

Viel-

von den Leuten nehmen, die itzt im Hauſe waͤren
denn ſie taugten alle nichts.

Auch in dieſem Stuͤcke gab Johann Jacob
ſeiner Frau Recht, und ſchlug ſogleich ſelbſt einen
armen Hausknecht vor, der bei jemanden von ſei-
ner Verwandtſchaft diente, und ſein Pathe war.
Der Burſche kann itzt ungefaͤhr zwei und zwanzig
Jahr alt ſein, ſagte er, und iſt ein huͤbſcher Kerl.
Den wollen wir zu uns nehmen, wenn du auch,
wie ich hoffe, nicht ſtirbſt. Er kann auf Weihnach-
ten als Marqueur antreten; wir thun doch ohne-
hin einen von den beiden andern weg. Auf dieſe
Art wird er mit Suschen bekannt; und wir ziehen
uns treue Leute; auch koͤmmt, was ich dann thue,
meinem Pathen mit zu gute.

Madame Schnitzerinn fand den Einfall vor-
trefflich; aber nicht ſo vortrefflich fand ihn Suschen.
Sie aͤrgerte ſich dermaßen daruͤber, daß ſie mit
großem Gepolter hervor und zur Thuͤre hinaus fuhr,
woruͤber Herr und Frau Schnitzer erſchraken, und
ſchon unwillig werden wollten. Doch er und ſie
fanden Entſchuldigung fuͤr Suschen.

Ach, ſagte ſie, ſie hat den losgeriſſenen Um-
hang am Bette angenaͤht, und macht nun, daß
ſie in die Kuͤche koͤmmt.

Viel-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0049" n="43"/>
von den Leuten nehmen, die itzt im Hau&#x017F;e wa&#x0364;ren<lb/>
denn &#x017F;ie taugten alle nichts.</p><lb/>
        <p>Auch in die&#x017F;em Stu&#x0364;cke gab Johann Jacob<lb/>
&#x017F;einer Frau Recht, und &#x017F;chlug &#x017F;ogleich &#x017F;elb&#x017F;t einen<lb/>
armen Hausknecht vor, der bei jemanden von &#x017F;ei-<lb/>
ner Verwandt&#x017F;chaft diente, und &#x017F;ein Pathe war.<lb/>
Der Bur&#x017F;che kann itzt ungefa&#x0364;hr zwei und zwanzig<lb/>
Jahr alt &#x017F;ein, &#x017F;agte er, und i&#x017F;t ein hu&#x0364;b&#x017F;cher Kerl.<lb/>
Den wollen wir zu uns nehmen, wenn du auch,<lb/>
wie ich hoffe, nicht &#x017F;tirb&#x017F;t. Er kann auf Weihnach-<lb/>
ten als Marqueur antreten; wir thun doch ohne-<lb/>
hin einen von den beiden andern weg. Auf die&#x017F;e<lb/>
Art wird er mit Suschen bekannt; und wir ziehen<lb/>
uns treue Leute; auch ko&#x0364;mmt, was ich dann thue,<lb/>
meinem Pathen mit zu gute.</p><lb/>
        <p>Madame Schnitzerinn fand den Einfall vor-<lb/>
trefflich; aber nicht &#x017F;o vortrefflich fand ihn Suschen.<lb/>
Sie a&#x0364;rgerte &#x017F;ich dermaßen daru&#x0364;ber, daß &#x017F;ie mit<lb/>
großem Gepolter hervor und zur Thu&#x0364;re hinaus fuhr,<lb/>
woru&#x0364;ber Herr und Frau Schnitzer er&#x017F;chraken, und<lb/>
&#x017F;chon unwillig werden wollten. Doch er und &#x017F;ie<lb/>
fanden Ent&#x017F;chuldigung fu&#x0364;r Suschen.</p><lb/>
        <p>Ach, &#x017F;agte <hi rendition="#g">&#x017F;ie,</hi> &#x017F;ie hat den losgeri&#x017F;&#x017F;enen Um-<lb/>
hang am Bette angena&#x0364;ht, und macht nun, daß<lb/>
&#x017F;ie in die Ku&#x0364;che ko&#x0364;mmt.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Viel-</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[43/0049] von den Leuten nehmen, die itzt im Hauſe waͤren denn ſie taugten alle nichts. Auch in dieſem Stuͤcke gab Johann Jacob ſeiner Frau Recht, und ſchlug ſogleich ſelbſt einen armen Hausknecht vor, der bei jemanden von ſei- ner Verwandtſchaft diente, und ſein Pathe war. Der Burſche kann itzt ungefaͤhr zwei und zwanzig Jahr alt ſein, ſagte er, und iſt ein huͤbſcher Kerl. Den wollen wir zu uns nehmen, wenn du auch, wie ich hoffe, nicht ſtirbſt. Er kann auf Weihnach- ten als Marqueur antreten; wir thun doch ohne- hin einen von den beiden andern weg. Auf dieſe Art wird er mit Suschen bekannt; und wir ziehen uns treue Leute; auch koͤmmt, was ich dann thue, meinem Pathen mit zu gute. Madame Schnitzerinn fand den Einfall vor- trefflich; aber nicht ſo vortrefflich fand ihn Suschen. Sie aͤrgerte ſich dermaßen daruͤber, daß ſie mit großem Gepolter hervor und zur Thuͤre hinaus fuhr, woruͤber Herr und Frau Schnitzer erſchraken, und ſchon unwillig werden wollten. Doch er und ſie fanden Entſchuldigung fuͤr Suschen. Ach, ſagte ſie, ſie hat den losgeriſſenen Um- hang am Bette angenaͤht, und macht nun, daß ſie in die Kuͤche koͤmmt. Viel-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/49
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/49>, abgerufen am 28.04.2024.