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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] *158 To raum spreken.

Mehr reden als man soll und darf. Daher das hamburger Raumschöttel, Plaudertasche, Grosssprecher. (Vgl. Zeitschrift für hamburg. Geschichte, II, 574.)

*159 Wenn der spricht, so kräht der Hahn auf dem Kirchthurm.

Holl.: Als hij spreekt, zoo kraait de haan op den kerktoren. (Harrebomee, II, 340b.)


Sprecher.

1 Da ist kein Sprecher, der einen Schweiger verbessern kann.

Holl.: Er is geen spreker, die het eenen zwijger verbeteren kan. (Harrebomee, II, 293a.) - Het is een goed spreker, die een goed zwijger verbetert. (Bohn I, 323.)

2 Grosse Sprecher sind nicht immer grosse Thäter.

3 Wenn der Sprecher ein Thor (Narr) ist, so muss der Hörer weise sein. (Arab.)


Spree.

* Spree trinken. (Berlin.)

Seinen Tod im Wasser, in der Spree suchen. Nach der (1856) in Berlin mehrere hundert mal gegebenen Posse von D. Kalisch, Der Actienbudiker.


Spreewasser.

* Er ist mit Spreewasser gedoft. (Berlin.)

Ein echter Berliner, nicht zu verblüffen, wie man sagt, "gutmüthig und verwegen", "jottesfürchtig und dreist". In Braun's Bildern aus der deutschen Kleinstaaterei (Leipzig 1869) heisst es von einem Berliner: "Er ist höchst productiv in pfiffigen Anschlägen, und wenn die Bauern darob erstaunen, sagt er im Selbstgefühl: >Ja, dafür bin ich auch mit Spreewasser gedoft.<"


Spreiten.

* Wie er sich spreiten wird, so wird er schlafen.


Spreizen.

1 Wer sich am meisten spreisset, muss oft noch Hunde führen. - Keller, 170a.

*2 A darff sich nicht halb so spreussen. - Gomolcke, 14.

*3 Dös spreusst si wie die Laus im Tornister. (Franken.)

*4 Er spreitzt sich, wie drey Eyer in einem Korbe. - Schildbürger, 1597.

*5 Er spreizt sich, wie der Gockeler auf dem Mist. (Nürtingen.)

*6 Sich spreize wie d' Katz' on Zöga. (Oberösterreich.)

*7 Sie spreizt sich wie eine Kirmesgans. - Winckler, IV, 51.

*8 Sie spreizt sich, wie die Katze im (Schul-)Sacke. - Parömiakon, 2405.

Von Eiteln und Hochmüthigen.


Sprenkel.

*1 Einen in die Sprenkel führen.

Durch List betrügen. Von den Vogelstellern entlehnt.

*2 Er ist auch nicht im Sprenkel gefangen worden.

Er ist von ordentlicher Herkunft, nicht hinter dem Zaun aufgelesen.

*3 Mit Sprenkeln Karpfen fangen wollen. - Altmann VI, 520.


Spreu.

1 Aus der Spreu kann man den Staub nicht vertreiben.

2 Aus Spreu wird nie Korn werden.

3 Die Spreu ist stolz, wenn sie beim Weizen liegt.

4 Die Spreu muss nicht die Worfschaufel schelten.

5 Jede Spreu findet ihr Feuer.

6 Keine Spreu im Korn, keinen Argwohn bei dem Freunde.

7 Spreu jagt der Wind weiter als Korn.

Böhm.: Pleva zrna nepotlaci. (Celakovsky, 28.)

8 Viel Spreu, wenig Korn. - Eiselein, 575; Simrock, 9774; Braun, I, 4230.

Lat.: Ex multis paleis parum fructus collegi. (Eiselein, 575.)

9 Wer keine Sprew haben wil, der muss sich auch dess Korns verzeihen. - Nigrinus, Vorr., Bl. 90a.

10 Wer sich in die Spreu versteckt, der wird von jedem Esel beleckt.

In Aegypten sagt man, um den Gedanken auszudrücken, dass der verachtet und gemishandelt werde, der seine Würde nicht bewahre: Wer sich zu Spreu macht, den fressen die Kühe. (Burckhardt, 636.)

Lat.: Conditus in palea, a stupido comedetur asello. (Gaal, 670.)

[Spaltenumbruch] 11 Wer sich mischt unter die Spreu, den fressen die Säu.

Poln.: Kto sie miesza miedzy plewy, tego swinie zjedza. (Lompa, 19.)

12 Wer Spreu drischt, worfelt wenig Korn.

Holl.: Het is kaf gedorscht. (Harrebomee, I, 373.)

13 Wer Sprewer seet, d schneidt ab böss Getraid. - Gruter, III, 110; Lehmann, II, 876, 226; Henisch, 461, 41; Petri, II, 767.

Böhm.: Kdo plevy seje, malo nazne. (Celakovsky, 160.)

14 Wirf Spreu in die Luft und du wirst sehen, woher der Wind kommt. - Breslauer Zeitung, 1864, S. 921.

15 Wo keine Spreu ist, da sind auch keine Körner. - Oec. rur., 388.

*16 Aus blosser Spreu Getreide dreschen. (Altgriech.)

Eitle Mühe.

*17 Das ist Spreu für den Ochsen.

Holl.: Dat is kaf aan den os. (Harrebomee, II, 373b.)

*18 Die Sprüwer sind gestoben von den Karnen. (Schweiz.) - Eiselein, 575.

So sprach Rudolf von Erlach, als ein Trupp von Feigen aus der Schlacht bei Laupen floh. Das Leichte trennt sich vom Schweren, das Schlimme vom Guten. (S. Davonstieben.)

Holl.: Hij scheidt het kaf van het korn. (Harrebomee, II, 273b.)

*19 Er braucht keini Spreuer zuehe z'träge. (Solothurn.) - Schild, 93, 401; Sutermeister, 101.

Er hat für keine Kinder zu sorgen.

*20 Er hat sich Spreu geborgt und muss Weizen zurückgeben. (Wend. Lausitz.)

Viel Mühe, wenig Brühe; viel Worte, wenig Sinn.


Sprichwort.

1 A Sprichwort is lehawdil1 a Thojre2. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

1) Mit Unterschied.

2) Lehre, Gesetz. - Wird gebraucht, wenn man eine profane mit einer heiligen Sache vergleicht. Das Sprichwort gilt allgemein als Orakel.

2 Das Sprichwort selten thut betrügen, der viel schwätzet, thut viel lügen.

Lat.: Respice multiloquax, quod sis saepissime mendax. (Sutor, 474.)

3 E Schprächweirt, e Worweirt. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 1055.

4 E Sprächwot es nit immer e wor Wot. (Köln.)

5 Ein Sprichwort, ein Wahrwort. - Petri, II, 540; Eiselein, 575; Simrock, 9779; Körte, 5677; Neus, 109; Herberger, Hertzpostille, I, 748; Ramann, Unterr., I, 1; Struve, 1; Braun, I, 4232; für Waldeck: Curtze, 313, 1; Firmenich, I, 326, 67; für Trier: Laven, 182, 50; für Driburg: Firmenich, I, 362, 1; für Köln: Firmenich, I, 472, 53.

Der Kladderadatsch (1873, S. 7) dagegen enthält die Mahnung: "Mach dir, mein Sohn, vor allem klar, Sprichwörter sind nicht immer wahr." "Ich glaube", sagt aber wieder Don Quixote zu Sancho, "es gibt kein Sprichwort, welches nicht wahr spricht; denn sie sind lauter Sprüche, die man sich aus der Erfahrung, der Mutter aller Wissenschaften, abgezogen hat." Und eine andere Charakteristik lautet: "Der Gedanke trügt, kein Sprichwort lügt; von Mund zu Mund läuft's rein und rund; und nennen's hundert Weise dumm, es klingt, und schiert sich nichts darum." Die Kalmücken sagen: Sprichwörter sind Wahrheit, Verleumdung ist Lüge. In der französischen Schweiz hat man folgendes, den Gebrauch der Sprichwörter besprechendes Sprichwort: Als Mann Sprichwort, Dummkopf Sprichwort, Jüngling Sprichwort - schlecht Sprichwort: Revli de-s-anhian, revi de tukan, revi de dzoune dzin, revi de rin. (Schweiz, II, 242, 39.) Die Franzosen schildern das Sprichwort so: Chaque proverbe est prophete en son pays. (Masson, 320.) Die Engländer: Proverb say truth. Die Italiener charakterisiren das Sprichwort durch folgende Sprichwörter: I proverbio sono figli dell' esperienza. - I proverbi non fallano. - I proverbi si chiamono proverbi, perche' sono provati. (Pazzaglia, 311, 1-3.) Jüdisch-deutsch in Warschau: A Sprichwort is a Wuhrwort. Bei Blass (5): Alle Sprichwörter sind Wahrwörter. In Holland heisst es: Ein Sprichwort sagt, was der Leser will: Een spreekwoord zegt, al wat de leser wil. Man ist dort auch der Ansicht, dass es nicht stets ein Wahrwort ist, was durch die Preisschrift von D. Willigen, Een spreekwoord niet altijd een waar woord (vgl. Harrebomee, II, 21a) näher ausgeführt ist. Nach Celakovsky haben die Slawen eine Anzahl Sprichwörter, durch die sie das Sprichwort charakterisiren. Unserm obigen deutschen entsprechend sagen

[Spaltenumbruch] *158 To rûm spreken.

Mehr reden als man soll und darf. Daher das hamburger Rûmschöttel, Plaudertasche, Grosssprecher. (Vgl. Zeitschrift für hamburg. Geschichte, II, 574.)

*159 Wenn der spricht, so kräht der Hahn auf dem Kirchthurm.

Holl.: Als hij spreekt, zoo kraait de haan op den kerktoren. (Harrebomée, II, 340b.)


Sprecher.

1 Da ist kein Sprecher, der einen Schweiger verbessern kann.

Holl.: Er is geen spreker, die het eenen zwijger verbeteren kan. (Harrebomée, II, 293a.) – Het is een goed spreker, die een goed zwijger verbetert. (Bohn I, 323.)

2 Grosse Sprecher sind nicht immer grosse Thäter.

3 Wenn der Sprecher ein Thor (Narr) ist, so muss der Hörer weise sein. (Arab.)


Spree.

* Spree trinken. (Berlin.)

Seinen Tod im Wasser, in der Spree suchen. Nach der (1856) in Berlin mehrere hundert mal gegebenen Posse von D. Kalisch, Der Actienbudiker.


Spreewasser.

* Er ist mit Spreewasser gedôft. (Berlin.)

Ein echter Berliner, nicht zu verblüffen, wie man sagt, „gutmüthig und verwegen“, „jottesfürchtig und dreist“. In Braun's Bildern aus der deutschen Kleinstaaterei (Leipzig 1869) heisst es von einem Berliner: „Er ist höchst productiv in pfiffigen Anschlägen, und wenn die Bauern darob erstaunen, sagt er im Selbstgefühl: ›Ja, dafür bin ich auch mit Spreewasser gedoft.‹“


Spreiten.

* Wie er sich spreiten wird, so wird er schlafen.


Spreizen.

1 Wer sich am meisten spreisset, muss oft noch Hunde führen.Keller, 170a.

*2 A darff sich nicht halb so spreussen.Gomolcke, 14.

*3 Dös spreusst si wie die Laus im Tornister. (Franken.)

*4 Er spreitzt sich, wie drey Eyer in einem Korbe.Schildbürger, 1597.

*5 Er spreizt sich, wie der Gockeler auf dem Mist. (Nürtingen.)

*6 Sich spreize wie d' Katz' on Zöga. (Oberösterreich.)

*7 Sie spreizt sich wie eine Kirmesgans.Winckler, IV, 51.

*8 Sie spreizt sich, wie die Katze im (Schul-)Sacke.Parömiakon, 2405.

Von Eiteln und Hochmüthigen.


Sprenkel.

*1 Einen in die Sprenkel führen.

Durch List betrügen. Von den Vogelstellern entlehnt.

*2 Er ist auch nicht im Sprenkel gefangen worden.

Er ist von ordentlicher Herkunft, nicht hinter dem Zaun aufgelesen.

*3 Mit Sprenkeln Karpfen fangen wollen.Altmann VI, 520.


Spreu.

1 Aus der Spreu kann man den Staub nicht vertreiben.

2 Aus Spreu wird nie Korn werden.

3 Die Spreu ist stolz, wenn sie beim Weizen liegt.

4 Die Spreu muss nicht die Worfschaufel schelten.

5 Jede Spreu findet ihr Feuer.

6 Keine Spreu im Korn, keinen Argwohn bei dem Freunde.

7 Spreu jagt der Wind weiter als Korn.

Böhm.: Pléva zrna nepotlačí. (Čelakovsky, 28.)

8 Viel Spreu, wenig Korn.Eiselein, 575; Simrock, 9774; Braun, I, 4230.

Lat.: Ex multis paleis parum fructus collegi. (Eiselein, 575.)

9 Wer keine Sprew haben wil, der muss sich auch dess Korns verzeihen.Nigrinus, Vorr., Bl. 90a.

10 Wer sich in die Spreu versteckt, der wird von jedem Esel beleckt.

In Aegypten sagt man, um den Gedanken auszudrücken, dass der verachtet und gemishandelt werde, der seine Würde nicht bewahre: Wer sich zu Spreu macht, den fressen die Kühe. (Burckhardt, 636.)

Lat.: Conditus in palea, a stupido comedetur asello. (Gaal, 670.)

[Spaltenumbruch] 11 Wer sich mischt unter die Spreu, den fressen die Säu.

Poln.: Kto się miesza między plewy, tego świnie zjedza. (Lompa, 19.)

12 Wer Spreu drischt, worfelt wenig Korn.

Holl.: Het is kaf gedorscht. (Harrebomée, I, 373.)

13 Wer Sprewer seet, d schneidt ab böss Getraid.Gruter, III, 110; Lehmann, II, 876, 226; Henisch, 461, 41; Petri, II, 767.

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14 Wirf Spreu in die Luft und du wirst sehen, woher der Wind kommt.Breslauer Zeitung, 1864, S. 921.

15 Wo keine Spreu ist, da sind auch keine Körner.Oec. rur., 388.

*16 Aus blosser Spreu Getreide dreschen. (Altgriech.)

Eitle Mühe.

*17 Das ist Spreu für den Ochsen.

Holl.: Dat is kaf aan den os. (Harrebomée, II, 373b.)

*18 Die Sprüwer sind gestoben von den Karnen. (Schweiz.) – Eiselein, 575.

So sprach Rudolf von Erlach, als ein Trupp von Feigen aus der Schlacht bei Laupen floh. Das Leichte trennt sich vom Schweren, das Schlimme vom Guten. (S. Davonstieben.)

Holl.: Hij scheidt het kaf van het korn. (Harrebomée, II, 273b.)

*19 Er brûcht keini Spreuer zuehe z'träge. (Solothurn.) – Schild, 93, 401; Sutermeister, 101.

Er hat für keine Kinder zu sorgen.

*20 Er hat sich Spreu geborgt und muss Weizen zurückgeben. (Wend. Lausitz.)

Viel Mühe, wenig Brühe; viel Worte, wenig Sinn.


Sprichwort.

1 A Sprichwort is lehawdil1 a Thojre2. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

1) Mit Unterschied.

2) Lehre, Gesetz. – Wird gebraucht, wenn man eine profane mit einer heiligen Sache vergleicht. Das Sprichwort gilt allgemein als Orakel.

2 Das Sprichwort selten thut betrügen, der viel schwätzet, thut viel lügen.

Lat.: Respice multiloquax, quod sis saepissime mendax. (Sutor, 474.)

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Der Kladderadatsch (1873, S. 7) dagegen enthält die Mahnung: „Mach dir, mein Sohn, vor allem klar, Sprichwörter sind nicht immer wahr.“ „Ich glaube“, sagt aber wieder Don Quixote zu Sancho, „es gibt kein Sprichwort, welches nicht wahr spricht; denn sie sind lauter Sprüche, die man sich aus der Erfahrung, der Mutter aller Wissenschaften, abgezogen hat.“ Und eine andere Charakteristik lautet: „Der Gedanke trügt, kein Sprichwort lügt; von Mund zu Mund läuft's rein und rund; und nennen's hundert Weise dumm, es klingt, und schiert sich nichts darum.“ Die Kalmücken sagen: Sprichwörter sind Wahrheit, Verleumdung ist Lüge. In der französischen Schweiz hat man folgendes, den Gebrauch der Sprichwörter besprechendes Sprichwort: Als Mann Sprichwort, Dummkopf Sprichwort, Jüngling Sprichwort – schlecht Sprichwort: Révli dé-s-anhian, révi de tukan, révi de dzouné dzin, révi de rin. (Schweiz, II, 242, 39.) Die Franzosen schildern das Sprichwort so: Chaque proverbe est prophete en son pays. (Masson, 320.) Die Engländer: Proverb say truth. Die Italiener charakterisiren das Sprichwort durch folgende Sprichwörter: I proverbio sono figli dell' esperienza. – I proverbi non fallano. – I proverbi si chiamono proverbi, perche' sono provati. (Pazzaglia, 311, 1-3.) Jüdisch-deutsch in Warschau: A Sprichwort is a Wuhrwort. Bei Blass (5): Alle Sprichwörter sind Wahrwörter. In Holland heisst es: Ein Sprichwort sagt, was der Leser will: Een spreekwoord zegt, al wat de leser wil. Man ist dort auch der Ansicht, dass es nicht stets ein Wahrwort ist, was durch die Preisschrift von D. Willigen, Een spreekwoord niet altijd een waar woord (vgl. Harrebomée, II, 21a) näher ausgeführt ist. Nach Čelakovsky haben die Slawen eine Anzahl Sprichwörter, durch die sie das Sprichwort charakterisiren. Unserm obigen deutschen entsprechend sagen

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[[372]/0378] *158 To rûm spreken. Mehr reden als man soll und darf. Daher das hamburger Rûmschöttel, Plaudertasche, Grosssprecher. (Vgl. Zeitschrift für hamburg. Geschichte, II, 574.) *159 Wenn der spricht, so kräht der Hahn auf dem Kirchthurm. Holl.: Als hij spreekt, zoo kraait de haan op den kerktoren. (Harrebomée, II, 340b.) Sprecher. 1 Da ist kein Sprecher, der einen Schweiger verbessern kann. Holl.: Er is geen spreker, die het eenen zwijger verbeteren kan. (Harrebomée, II, 293a.) – Het is een goed spreker, die een goed zwijger verbetert. (Bohn I, 323.) 2 Grosse Sprecher sind nicht immer grosse Thäter. 3 Wenn der Sprecher ein Thor (Narr) ist, so muss der Hörer weise sein. (Arab.) Spree. * Spree trinken. (Berlin.) Seinen Tod im Wasser, in der Spree suchen. Nach der (1856) in Berlin mehrere hundert mal gegebenen Posse von D. Kalisch, Der Actienbudiker. Spreewasser. * Er ist mit Spreewasser gedôft. (Berlin.) Ein echter Berliner, nicht zu verblüffen, wie man sagt, „gutmüthig und verwegen“, „jottesfürchtig und dreist“. In Braun's Bildern aus der deutschen Kleinstaaterei (Leipzig 1869) heisst es von einem Berliner: „Er ist höchst productiv in pfiffigen Anschlägen, und wenn die Bauern darob erstaunen, sagt er im Selbstgefühl: ›Ja, dafür bin ich auch mit Spreewasser gedoft.‹“ Spreiten. * Wie er sich spreiten wird, so wird er schlafen. Spreizen. 1 Wer sich am meisten spreisset, muss oft noch Hunde führen. – Keller, 170a. *2 A darff sich nicht halb so spreussen. – Gomolcke, 14. *3 Dös spreusst si wie die Laus im Tornister. (Franken.) *4 Er spreitzt sich, wie drey Eyer in einem Korbe. – Schildbürger, 1597. *5 Er spreizt sich, wie der Gockeler auf dem Mist. (Nürtingen.) *6 Sich spreize wie d' Katz' on Zöga. (Oberösterreich.) *7 Sie spreizt sich wie eine Kirmesgans. – Winckler, IV, 51. *8 Sie spreizt sich, wie die Katze im (Schul-)Sacke. – Parömiakon, 2405. Von Eiteln und Hochmüthigen. Sprenkel. *1 Einen in die Sprenkel führen. Durch List betrügen. Von den Vogelstellern entlehnt. *2 Er ist auch nicht im Sprenkel gefangen worden. Er ist von ordentlicher Herkunft, nicht hinter dem Zaun aufgelesen. *3 Mit Sprenkeln Karpfen fangen wollen. – Altmann VI, 520. Spreu. 1 Aus der Spreu kann man den Staub nicht vertreiben. 2 Aus Spreu wird nie Korn werden. 3 Die Spreu ist stolz, wenn sie beim Weizen liegt. 4 Die Spreu muss nicht die Worfschaufel schelten. 5 Jede Spreu findet ihr Feuer. 6 Keine Spreu im Korn, keinen Argwohn bei dem Freunde. 7 Spreu jagt der Wind weiter als Korn. Böhm.: Pléva zrna nepotlačí. (Čelakovsky, 28.) 8 Viel Spreu, wenig Korn. – Eiselein, 575; Simrock, 9774; Braun, I, 4230. Lat.: Ex multis paleis parum fructus collegi. (Eiselein, 575.) 9 Wer keine Sprew haben wil, der muss sich auch dess Korns verzeihen. – Nigrinus, Vorr., Bl. 90a. 10 Wer sich in die Spreu versteckt, der wird von jedem Esel beleckt. In Aegypten sagt man, um den Gedanken auszudrücken, dass der verachtet und gemishandelt werde, der seine Würde nicht bewahre: Wer sich zu Spreu macht, den fressen die Kühe. (Burckhardt, 636.) Lat.: Conditus in palea, a stupido comedetur asello. (Gaal, 670.) 11 Wer sich mischt unter die Spreu, den fressen die Säu. Poln.: Kto się miesza między plewy, tego świnie zjedza. (Lompa, 19.) 12 Wer Spreu drischt, worfelt wenig Korn. Holl.: Het is kaf gedorscht. (Harrebomée, I, 373.) 13 Wer Sprewer seet, d schneidt ab böss Getraid. – Gruter, III, 110; Lehmann, II, 876, 226; Henisch, 461, 41; Petri, II, 767. Böhm.: Kdo plévy sejé, málo nažne. (Čelakovsky, 160.) 14 Wirf Spreu in die Luft und du wirst sehen, woher der Wind kommt. – Breslauer Zeitung, 1864, S. 921. 15 Wo keine Spreu ist, da sind auch keine Körner. – Oec. rur., 388. *16 Aus blosser Spreu Getreide dreschen. (Altgriech.) Eitle Mühe. *17 Das ist Spreu für den Ochsen. Holl.: Dat is kaf aan den os. (Harrebomée, II, 373b.) *18 Die Sprüwer sind gestoben von den Karnen. (Schweiz.) – Eiselein, 575. So sprach Rudolf von Erlach, als ein Trupp von Feigen aus der Schlacht bei Laupen floh. Das Leichte trennt sich vom Schweren, das Schlimme vom Guten. (S. Davonstieben.) Holl.: Hij scheidt het kaf van het korn. (Harrebomée, II, 273b.) *19 Er brûcht keini Spreuer zuehe z'träge. (Solothurn.) – Schild, 93, 401; Sutermeister, 101. Er hat für keine Kinder zu sorgen. *20 Er hat sich Spreu geborgt und muss Weizen zurückgeben. (Wend. Lausitz.) Viel Mühe, wenig Brühe; viel Worte, wenig Sinn. Sprichwort. 1 A Sprichwort is lehawdil1 a Thojre2. (Jüd.-deutsch. Warschau.) 1) Mit Unterschied. 2) Lehre, Gesetz. – Wird gebraucht, wenn man eine profane mit einer heiligen Sache vergleicht. Das Sprichwort gilt allgemein als Orakel. 2 Das Sprichwort selten thut betrügen, der viel schwätzet, thut viel lügen. Lat.: Respice multiloquax, quod sis saepissime mendax. (Sutor, 474.) 3 E Schprächwîrt, e Wôrwîrt. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 1055. 4 E Sprächwôt es nit immer e wôr Wôt. (Köln.) 5 Ein Sprichwort, ein Wahrwort. – Petri, II, 540; Eiselein, 575; Simrock, 9779; Körte, 5677; Neus, 109; Herberger, Hertzpostille, I, 748; Ramann, Unterr., I, 1; Struve, 1; Braun, I, 4232; für Waldeck: Curtze, 313, 1; Firmenich, I, 326, 67; für Trier: Laven, 182, 50; für Driburg: Firmenich, I, 362, 1; für Köln: Firmenich, I, 472, 53. Der Kladderadatsch (1873, S. 7) dagegen enthält die Mahnung: „Mach dir, mein Sohn, vor allem klar, Sprichwörter sind nicht immer wahr.“ „Ich glaube“, sagt aber wieder Don Quixote zu Sancho, „es gibt kein Sprichwort, welches nicht wahr spricht; denn sie sind lauter Sprüche, die man sich aus der Erfahrung, der Mutter aller Wissenschaften, abgezogen hat.“ Und eine andere Charakteristik lautet: „Der Gedanke trügt, kein Sprichwort lügt; von Mund zu Mund läuft's rein und rund; und nennen's hundert Weise dumm, es klingt, und schiert sich nichts darum.“ Die Kalmücken sagen: Sprichwörter sind Wahrheit, Verleumdung ist Lüge. In der französischen Schweiz hat man folgendes, den Gebrauch der Sprichwörter besprechendes Sprichwort: Als Mann Sprichwort, Dummkopf Sprichwort, Jüngling Sprichwort – schlecht Sprichwort: Révli dé-s-anhian, révi de tukan, révi de dzouné dzin, révi de rin. (Schweiz, II, 242, 39.) Die Franzosen schildern das Sprichwort so: Chaque proverbe est prophete en son pays. (Masson, 320.) Die Engländer: Proverb say truth. Die Italiener charakterisiren das Sprichwort durch folgende Sprichwörter: I proverbio sono figli dell' esperienza. – I proverbi non fallano. – I proverbi si chiamono proverbi, perche' sono provati. (Pazzaglia, 311, 1-3.) Jüdisch-deutsch in Warschau: A Sprichwort is a Wuhrwort. Bei Blass (5): Alle Sprichwörter sind Wahrwörter. In Holland heisst es: Ein Sprichwort sagt, was der Leser will: Een spreekwoord zegt, al wat de leser wil. Man ist dort auch der Ansicht, dass es nicht stets ein Wahrwort ist, was durch die Preisschrift von D. Willigen, Een spreekwoord niet altijd een waar woord (vgl. Harrebomée, II, 21a) näher ausgeführt ist. Nach Čelakovsky haben die Slawen eine Anzahl Sprichwörter, durch die sie das Sprichwort charakterisiren. Unserm obigen deutschen entsprechend sagen

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [372]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/378>, abgerufen am 29.04.2024.