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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 5 Straucheln ist leicht, aber vor dem Fall muss man sich hüten.

Die Russen: Straucheln schadet nichts, aber Fallen hat keine Geltung. (Altmann VI, 430.)

6 Strukelt do' ok 'n Pierd un hät vier Bene. - Schlingmann, 1126.

7 Wer einmal strauchelt, der mag drum kein Bösswicht gescholten werden. - Petri, II, 704.

8 Wer einmal strauchelt, strauchelt mehr.

Die Kalmücken: Durch einmaliges Straucheln strauchelt der Hund hundertmal.

9 Wer strauchelt und nicht fällt, befördert den Weg (bessert seinen Gang). - Winckler, V, 79.

Span.: Quien estropieza y no cae, en su poso auade. (Bohn I, 248.)


Sträuchlein.

1 Aus Streuchlin werden Bäume. - Herberger, Hertzpostille, II, 16.

2 Auss einem kleinen Sträuchlein wird ein grosser Baum. - Lehmann, 75, 16 n. 379, 12.

3 Ein junges Streuchlin kan man beugen vnd lencken, wohin man wil. - Petri, II, 206.


Sträukohl.

* Säu es me dem Sträukohl den Kopp dregget, säu bliv hei stohn. (Sauerland.)


Strauss (Controversio).

1 Der erste strauss ist der herteste. - Henisch, 931, 29.

*2 Einen Strauss bestehen (ausfechten, bekommen). - Parömiakon, 1799.

Diese Redensart scheint ihren Ursprung in den Turnieren zu haben, worin die Jungfrau dem Sieger einen Blumenstrauss zu überreichen pflegte, und die Ritter sich zum Kampfe um den Strauss herbeiliessen.

Frz.: Passer par une rudees epreuve (par de grande). (Kritzinger, 284.)


Strauss (Name).

* Es riecht nach David Strauss.

Es treten Ansichten hervor, die im Widerspruche mit dem Kirchenglauben stehen. Die Redensart kommt in der Rede vor, die der Abgeordnete Windthorst (Meppen) in der (28.) Sitzung des preussischen Abgeordnetenhauses am 17. Januar 1873 in der Debatte über das Gesetz, die Vorbildung und Anstellung der Geistlichen betreffend, gehalten hat. "Unsere Priester", sagte er, "sind gebildet, freilich nicht nach David Strauss. Ich behaupte aber entschieden, die Gesetzentwürfe riechen nach David Strauss."


Strauss (Sertum).

1 Niemand streckt einen Strauss um Eines Gastes willen aus. - Simrock, 9956.

*2 Sie hat einen Strauss hinter den Ohren.

Damit bezeichnet der Franzose ein Mädchen, das zu verheirathen ist.


Strauss (Struthio).

1 Ein Strauss legt ein gross Ei und schweigt dabei; Hühner legen kleine Eier und sind dennoch grosse Schreier.

Die Russen: Der faule Strauss legt einmal im Jahre, die fleissige Henne Tag für Tag. (Altmann VI, 442.)

2 Ein Strauss muss harte Brocken schlucken. - Parömiakon, 1417.

3 Was dem Strauss an den Schultern versagt ist, hat ihm Allah in die Fersen gelegt. (Abyssinien.)

4 Wenn der Strauss auch die Flügel hebt, um der Schwalbe zu folgen, der Flug geht nicht nach.

5 Wenn der Strauss den Kopf in den Sand steckt, ist er nicht verborgen.

In Afrika sagt man: Der Strauss findet in der ganzen Wüste Sahel kein Plätzchen, um sich vor dem Jäger zu verbergen.

6 Wenn der Strauss mit dem hals vnter einen zweig kompt, so meint er, er sei gar bedecket. - Henisch, 231, 35; Petri, II, 638.

7 Wer einen Strauss verfolgt, der soll die Spur nicht um eines Wüstenhuhns willen verlassen. (Abyssinien.)

8 Wo der Strauss wohnt, wachsen keine Trauben.

Holl.: Waar de struisvogel zich ophoudt, daar groeijen geene druiven. (Harrebomee, II, 317b.)

*9 Dem Strauss ein Sperlingsei unterlegen. - Altmann VI, 520.

*10 Er ist wie der Strauss, wo er den Blitz leuchten sieht, dort kommt er an. - Wiener Jagdzeitung, 1861, 644b.

Die Araber wenden dies Sprichwort auf einen Menschen [Spaltenumbruch] an, der mit Geschick für die Heerden sorgt und ihnen gute Weideplätze aussucht. Sie meinen, dass der Strauss, wenn es blitzt und ein Wetter sich erhebt, sogleich nach jener Gegend, möge sie auch noch so weit entfernt sein, hinlaufe.

*11 Er macht's wie der Vogel Strauss, der den Kopf, um den Feind nicht zu sehen, unter die Flügel oder in den Sand steckt.

Wenn sich jemand wegen eines Feindes oder Gegners von der Aussenwelt abschliesst. Wenn es der Strauss so machte, was wol mehr Verleumdung als Wahrheit sein mag, so wäre er dumm. Bei den alten Römern wurde sein Name auch in der That wie bei uns das Wort "Gans" als Schimpfwort gebraucht. So versichert Plautus: "Ich selbst habe im Senat den Fidus Cornelius weinen sehen, weil ihn Corbulo einen gerupften Strauss (struthio camelus deplatus) genannt hatte." (Vgl. Römische Schimpfwörter, in Ausland, 1871, Nr. 8.)


Sträusschen.

* Und noch ein Sträusschen!

Diese ziemlich allgemein verbreitete Redensart, welche bei Vertheilung ungehoffter und zahlreicher Gaben und auch sonst bei heitern Anlässen, ja selbst ironisch bei polemischen Klopffechtereien u. dgl. angewandt wird, verdankt nach Wurzbach (Biogr. Lexikon, XIV, 427) einem der reizendsten Kunststücke Döbler's den Ursprung, indem er aus einem leeren Hute eine nie endenwollende Fülle Sträusschen und immer wieder Sträusschen hervorzauberte und unter die entzückten Zuschauer vertheilte.


Straussen.

* Sich mit etwas straussen (sich damit breit machen) wie sieben Eier in einem Krättlein. - Zschokke, 1813.


Straussenmagen.

1 Auch ein Straussenmagen verdaut nicht alles.

*2 Er hat einen Straussenmagen, er kann alle harten Reden verdauen. - Braun, I, 2472.

Holl.: Hij heeft eene struisvogelmaag. (Harrebomee, II, 117b.)

*3 Er hat eins straussenmagen, er verdewet eisen, heuser, stein vnd holtz. - Franck, II, 66b; Eyering, II, 279; Mayer, II, 113.

Frz.: C'est un estomac d'autruche, il digercroit le fer. (Kritzinger, 236b.)


Strebekatze.

* Strevkatt trecken. (Mecklenburg.) - Schiller, III, 6b; für Oesterr.-Schlesien: Peter, 452.

Im Niederdeutschen auch das Luderziehen. (Gödeke, J. Römold, S. 83.) In grosser Uneinigkeit, in Zank leben. Mit einem die Strebkatze ziehen. "Des ander stund in grossem leiden, du kannst jhm nit entfliehen, die strebkatz mustu mit jm ziehen." (Waldis, I, 94, 14.) Eigentlich wol auch eine ältere Ehrenstrafe, etwa für zänkische Eheleute, die vor der Menge sich um eine Katze zerren und reissen mussten, um ihr eigenes Leben damit in einem Gemälde zu veranschaulichen. Darauf deutet H. Sachs: "Solt wir jedem ein Bachen (Schinken) geben, der mit seim Weib zeucht die Strebkatzen mit Schlagen, raufen, krellen und kratzen, wir wolten ihr gnug in der stadt finnen." Eine Katze muss, wie Grimm (Wb., V, 298) bemerkt, ursprünglich im Spiel gewesen sein. Eine ähnliche Ehrenstrafe ist noch in diesem Jahrhundert am Harze vorgekommen. Wie in Spangenberg's Neuem vaterländischen Archiv zur Kenntniss des Königs Herodes (IV, 118) berichtet ist, wurden in der Bergstadt Klausthal zänkische Weiber so bestraft, dass man sie auf offenem Markte in eine besonders dazu bestimmte Tonne steckte, sodass nur die Köpfe heraussahen; und so mussten die beiden widereinander geifern und schmähen, zum Schauspiel der Gemeinde, und das hiess: in die Beisskatze sperren. Die "Beisskatze" für Tonne sieht aber gerade so aus, als wäre diese nur an Stelle jener Katze getreten. - Auch in England hat jene Sitte, wie sie auch gewesen sein mag, bestanden, denn die Redensart lebt dort ebenfalls noch: to tear the oat = die Katze ziehen, was so viel heisst als: toben, wüthen. Schwäbisch heisst noch Strangkatzen ziehen, mit einem sich herumzanken. Schlesisch die Strabelkatze ziehen, für zanken und raufen, und zwar namentlich von unverträglichen Eheleuten. (Weinhold, 45a) Bei Brant (Nsch., in Kloster, I, 570): "Es zeucht die Strebkatz mancher Mann, der doch das mehrtheil nach muss lan." Weiteres über Strebkatze vgl. Grimm, Wb., V, 289; Tobler, 414; Weinhold, Schles. Wb., 42; Schmid, Wb., 317. Streben steht hier in dem Sinne des Entgegenstrebens. In Holstein heisst ein widerstrebendes Frauenzimmer ein Strewekatt. (Schütze, VI, 210.) "Ein Orden will hilliger syn, als de anderen vnde daher einer mit dem anderen de Streukatte tüth." (Gryse, Spegel, Bg. L, 2.) "Vnder den Godlosen Ehelüden erheuet sick offt grot twyst vnde strydt, in deme se also Katten vnde Hunde vnder einander leuen, dar de ene sprickt "valle", de ander secht "sta nümmermehr up", kratzebalgen vnd streuekatten sick tho hope, holden Haarklatzien tho

[Spaltenumbruch] 5 Straucheln ist leicht, aber vor dem Fall muss man sich hüten.

Die Russen: Straucheln schadet nichts, aber Fallen hat keine Geltung. (Altmann VI, 430.)

6 Strukelt do' ôk 'n Pierd un hät vier Bêne.Schlingmann, 1126.

7 Wer einmal strauchelt, der mag drum kein Bösswicht gescholten werden.Petri, II, 704.

8 Wer einmal strauchelt, strauchelt mehr.

Die Kalmücken: Durch einmaliges Straucheln strauchelt der Hund hundertmal.

9 Wer strauchelt und nicht fällt, befördert den Weg (bessert seinen Gang).Winckler, V, 79.

Span.: Quien estropieza y no cae, en su poso aũade. (Bohn I, 248.)


Sträuchlein.

1 Aus Streuchlin werden Bäume.Herberger, Hertzpostille, II, 16.

2 Auss einem kleinen Sträuchlein wird ein grosser Baum.Lehmann, 75, 16 n. 379, 12.

3 Ein junges Streuchlin kan man beugen vnd lencken, wohin man wil.Petri, II, 206.


Sträukohl.

* Säu es me dem Sträukohl den Kopp dregget, säu bliv héi stohn. (Sauerland.)


Strauss (Controversio).

1 Der erste strauss ist der herteste.Henisch, 931, 29.

*2 Einen Strauss bestehen (ausfechten, bekommen).Parömiakon, 1799.

Diese Redensart scheint ihren Ursprung in den Turnieren zu haben, worin die Jungfrau dem Sieger einen Blumenstrauss zu überreichen pflegte, und die Ritter sich zum Kampfe um den Strauss herbeiliessen.

Frz.: Passer par une rudees épreuve (par de grande). (Kritzinger, 284.)


Strauss (Name).

* Es riecht nach David Strauss.

Es treten Ansichten hervor, die im Widerspruche mit dem Kirchenglauben stehen. Die Redensart kommt in der Rede vor, die der Abgeordnete Windthorst (Meppen) in der (28.) Sitzung des preussischen Abgeordnetenhauses am 17. Januar 1873 in der Debatte über das Gesetz, die Vorbildung und Anstellung der Geistlichen betreffend, gehalten hat. „Unsere Priester“, sagte er, „sind gebildet, freilich nicht nach David Strauss. Ich behaupte aber entschieden, die Gesetzentwürfe riechen nach David Strauss.“


Strauss (Sertum).

1 Niemand streckt einen Strauss um Eines Gastes willen aus.Simrock, 9956.

*2 Sie hat einen Strauss hinter den Ohren.

Damit bezeichnet der Franzose ein Mädchen, das zu verheirathen ist.


Strauss (Struthio).

1 Ein Strauss legt ein gross Ei und schweigt dabei; Hühner legen kleine Eier und sind dennoch grosse Schreier.

Die Russen: Der faule Strauss legt einmal im Jahre, die fleissige Henne Tag für Tag. (Altmann VI, 442.)

2 Ein Strauss muss harte Brocken schlucken.Parömiakon, 1417.

3 Was dem Strauss an den Schultern versagt ist, hat ihm Allah in die Fersen gelegt. (Abyssinien.)

4 Wenn der Strauss auch die Flügel hebt, um der Schwalbe zu folgen, der Flug geht nicht nach.

5 Wenn der Strauss den Kopf in den Sand steckt, ist er nicht verborgen.

In Afrika sagt man: Der Strauss findet in der ganzen Wüste Sahel kein Plätzchen, um sich vor dem Jäger zu verbergen.

6 Wenn der Strauss mit dem hals vnter einen zweig kompt, so meint er, er sei gar bedecket.Henisch, 231, 35; Petri, II, 638.

7 Wer einen Strauss verfolgt, der soll die Spur nicht um eines Wüstenhuhns willen verlassen. (Abyssinien.)

8 Wo der Strauss wohnt, wachsen keine Trauben.

Holl.: Waar de struisvogel zich ophoudt, daar groeijen geene druiven. (Harrebomée, II, 317b.)

*9 Dem Strauss ein Sperlingsei unterlegen.Altmann VI, 520.

*10 Er ist wie der Strauss, wo er den Blitz leuchten sieht, dort kommt er an.Wiener Jagdzeitung, 1861, 644b.

Die Araber wenden dies Sprichwort auf einen Menschen [Spaltenumbruch] an, der mit Geschick für die Heerden sorgt und ihnen gute Weideplätze aussucht. Sie meinen, dass der Strauss, wenn es blitzt und ein Wetter sich erhebt, sogleich nach jener Gegend, möge sie auch noch so weit entfernt sein, hinlaufe.

*11 Er macht's wie der Vogel Strauss, der den Kopf, um den Feind nicht zu sehen, unter die Flügel oder in den Sand steckt.

Wenn sich jemand wegen eines Feindes oder Gegners von der Aussenwelt abschliesst. Wenn es der Strauss so machte, was wol mehr Verleumdung als Wahrheit sein mag, so wäre er dumm. Bei den alten Römern wurde sein Name auch in der That wie bei uns das Wort „Gans“ als Schimpfwort gebraucht. So versichert Plautus: „Ich selbst habe im Senat den Fidus Cornelius weinen sehen, weil ihn Corbulo einen gerupften Strauss (struthio camelus deplatus) genannt hatte.“ (Vgl. Römische Schimpfwörter, in Ausland, 1871, Nr. 8.)


Sträusschen.

* Und noch ein Sträusschen!

Diese ziemlich allgemein verbreitete Redensart, welche bei Vertheilung ungehoffter und zahlreicher Gaben und auch sonst bei heitern Anlässen, ja selbst ironisch bei polemischen Klopffechtereien u. dgl. angewandt wird, verdankt nach Wurzbach (Biogr. Lexikon, XIV, 427) einem der reizendsten Kunststücke Döbler's den Ursprung, indem er aus einem leeren Hute eine nie endenwollende Fülle Sträusschen und immer wieder Sträusschen hervorzauberte und unter die entzückten Zuschauer vertheilte.


Straussen.

* Sich mit etwas straussen (sich damit breit machen) wie sieben Eier in einem Krättlein.Zschokke, 1813.


Straussenmagen.

1 Auch ein Straussenmagen verdaut nicht alles.

*2 Er hat einen Straussenmagen, er kann alle harten Reden verdauen.Braun, I, 2472.

Holl.: Hij heeft eene struisvogelmaag. (Harrebomée, II, 117b.)

*3 Er hat eins straussenmagen, er verdewet eisen, heuser, stein vnd holtz.Franck, II, 66b; Eyering, II, 279; Mayer, II, 113.

Frz.: C'est un estomac d'autruche, il digercroit le fer. (Kritzinger, 236b.)


Strebekatze.

* Strevkatt trecken. (Mecklenburg.) – Schiller, III, 6b; für Oesterr.-Schlesien: Peter, 452.

Im Niederdeutschen auch das Luderziehen. (Gödeke, J. Römold, S. 83.) In grosser Uneinigkeit, in Zank leben. Mit einem die Strebkatze ziehen. „Des ander stund in grossem leiden, du kannst jhm nit entfliehen, die strebkatz mustu mit jm ziehen.“ (Waldis, I, 94, 14.) Eigentlich wol auch eine ältere Ehrenstrafe, etwa für zänkische Eheleute, die vor der Menge sich um eine Katze zerren und reissen mussten, um ihr eigenes Leben damit in einem Gemälde zu veranschaulichen. Darauf deutet H. Sachs: „Solt wir jedem ein Bachen (Schinken) geben, der mit seim Weib zeucht die Strebkatzen mit Schlagen, raufen, krellen und kratzen, wir wolten ihr gnug in der stadt finnen.“ Eine Katze muss, wie Grimm (Wb., V, 298) bemerkt, ursprünglich im Spiel gewesen sein. Eine ähnliche Ehrenstrafe ist noch in diesem Jahrhundert am Harze vorgekommen. Wie in Spangenberg's Neuem vaterländischen Archiv zur Kenntniss des Königs Herodes (IV, 118) berichtet ist, wurden in der Bergstadt Klausthal zänkische Weiber so bestraft, dass man sie auf offenem Markte in eine besonders dazu bestimmte Tonne steckte, sodass nur die Köpfe heraussahen; und so mussten die beiden widereinander geifern und schmähen, zum Schauspiel der Gemeinde, und das hiess: in die Beisskatze sperren. Die „Beisskatze“ für Tonne sieht aber gerade so aus, als wäre diese nur an Stelle jener Katze getreten. – Auch in England hat jene Sitte, wie sie auch gewesen sein mag, bestanden, denn die Redensart lebt dort ebenfalls noch: to tear the oat = die Katze ziehen, was so viel heisst als: toben, wüthen. Schwäbisch heisst noch Strangkatzen ziehen, mit einem sich herumzanken. Schlesisch die Strabelkatze ziehen, für zanken und raufen, und zwar namentlich von unverträglichen Eheleuten. (Weinhold, 45a) Bei Brant (Nsch., in Kloster, I, 570): „Es zeucht die Strebkatz mancher Mann, der doch das mehrtheil nach muss lan.“ Weiteres über Strebkatze vgl. Grimm, Wb., V, 289; Tobler, 414; Weinhold, Schles. Wb., 42; Schmid, Wb., 317. Streben steht hier in dem Sinne des Entgegenstrebens. In Holstein heisst ein widerstrebendes Frauenzimmer ein Strewekatt. (Schütze, VI, 210.) „Ein Orden will hilliger syn, als de anderen vnde daher einer mit dem anderen de Streukatte tüth.“ (Gryse, Spegel, Bg. L, 2.) „Vnder den Godlosen Ehelüden erheuet sick offt grot twyst vnde strydt, in deme se also Katten vnde Hunde vnder einander leuen, dar de ene sprickt “valle„, de ander secht “sta nümmermehr up„, kratzebalgen vnd streuekatten sick tho hope, holden Haarklatzien tho

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[[449]/0455] 5 Straucheln ist leicht, aber vor dem Fall muss man sich hüten. Die Russen: Straucheln schadet nichts, aber Fallen hat keine Geltung. (Altmann VI, 430.) 6 Strukelt do' ôk 'n Pierd un hät vier Bêne. – Schlingmann, 1126. 7 Wer einmal strauchelt, der mag drum kein Bösswicht gescholten werden. – Petri, II, 704. 8 Wer einmal strauchelt, strauchelt mehr. Die Kalmücken: Durch einmaliges Straucheln strauchelt der Hund hundertmal. 9 Wer strauchelt und nicht fällt, befördert den Weg (bessert seinen Gang). – Winckler, V, 79. Span.: Quien estropieza y no cae, en su poso aũade. (Bohn I, 248.) Sträuchlein. 1 Aus Streuchlin werden Bäume. – Herberger, Hertzpostille, II, 16. 2 Auss einem kleinen Sträuchlein wird ein grosser Baum. – Lehmann, 75, 16 n. 379, 12. 3 Ein junges Streuchlin kan man beugen vnd lencken, wohin man wil. – Petri, II, 206. Sträukohl. * Säu es me dem Sträukohl den Kopp dregget, säu bliv héi stohn. (Sauerland.) Strauss (Controversio). 1 Der erste strauss ist der herteste. – Henisch, 931, 29. *2 Einen Strauss bestehen (ausfechten, bekommen). – Parömiakon, 1799. Diese Redensart scheint ihren Ursprung in den Turnieren zu haben, worin die Jungfrau dem Sieger einen Blumenstrauss zu überreichen pflegte, und die Ritter sich zum Kampfe um den Strauss herbeiliessen. Frz.: Passer par une rudees épreuve (par de grande). (Kritzinger, 284.) Strauss (Name). * Es riecht nach David Strauss. Es treten Ansichten hervor, die im Widerspruche mit dem Kirchenglauben stehen. Die Redensart kommt in der Rede vor, die der Abgeordnete Windthorst (Meppen) in der (28.) Sitzung des preussischen Abgeordnetenhauses am 17. Januar 1873 in der Debatte über das Gesetz, die Vorbildung und Anstellung der Geistlichen betreffend, gehalten hat. „Unsere Priester“, sagte er, „sind gebildet, freilich nicht nach David Strauss. Ich behaupte aber entschieden, die Gesetzentwürfe riechen nach David Strauss.“ Strauss (Sertum). 1 Niemand streckt einen Strauss um Eines Gastes willen aus. – Simrock, 9956. *2 Sie hat einen Strauss hinter den Ohren. Damit bezeichnet der Franzose ein Mädchen, das zu verheirathen ist. Strauss (Struthio). 1 Ein Strauss legt ein gross Ei und schweigt dabei; Hühner legen kleine Eier und sind dennoch grosse Schreier. Die Russen: Der faule Strauss legt einmal im Jahre, die fleissige Henne Tag für Tag. (Altmann VI, 442.) 2 Ein Strauss muss harte Brocken schlucken. – Parömiakon, 1417. 3 Was dem Strauss an den Schultern versagt ist, hat ihm Allah in die Fersen gelegt. (Abyssinien.) 4 Wenn der Strauss auch die Flügel hebt, um der Schwalbe zu folgen, der Flug geht nicht nach. 5 Wenn der Strauss den Kopf in den Sand steckt, ist er nicht verborgen. In Afrika sagt man: Der Strauss findet in der ganzen Wüste Sahel kein Plätzchen, um sich vor dem Jäger zu verbergen. 6 Wenn der Strauss mit dem hals vnter einen zweig kompt, so meint er, er sei gar bedecket. – Henisch, 231, 35; Petri, II, 638. 7 Wer einen Strauss verfolgt, der soll die Spur nicht um eines Wüstenhuhns willen verlassen. (Abyssinien.) 8 Wo der Strauss wohnt, wachsen keine Trauben. Holl.: Waar de struisvogel zich ophoudt, daar groeijen geene druiven. (Harrebomée, II, 317b.) *9 Dem Strauss ein Sperlingsei unterlegen. – Altmann VI, 520. *10 Er ist wie der Strauss, wo er den Blitz leuchten sieht, dort kommt er an. – Wiener Jagdzeitung, 1861, 644b. Die Araber wenden dies Sprichwort auf einen Menschen an, der mit Geschick für die Heerden sorgt und ihnen gute Weideplätze aussucht. Sie meinen, dass der Strauss, wenn es blitzt und ein Wetter sich erhebt, sogleich nach jener Gegend, möge sie auch noch so weit entfernt sein, hinlaufe. *11 Er macht's wie der Vogel Strauss, der den Kopf, um den Feind nicht zu sehen, unter die Flügel oder in den Sand steckt. Wenn sich jemand wegen eines Feindes oder Gegners von der Aussenwelt abschliesst. Wenn es der Strauss so machte, was wol mehr Verleumdung als Wahrheit sein mag, so wäre er dumm. Bei den alten Römern wurde sein Name auch in der That wie bei uns das Wort „Gans“ als Schimpfwort gebraucht. So versichert Plautus: „Ich selbst habe im Senat den Fidus Cornelius weinen sehen, weil ihn Corbulo einen gerupften Strauss (struthio camelus deplatus) genannt hatte.“ (Vgl. Römische Schimpfwörter, in Ausland, 1871, Nr. 8.) Sträusschen. * Und noch ein Sträusschen! Diese ziemlich allgemein verbreitete Redensart, welche bei Vertheilung ungehoffter und zahlreicher Gaben und auch sonst bei heitern Anlässen, ja selbst ironisch bei polemischen Klopffechtereien u. dgl. angewandt wird, verdankt nach Wurzbach (Biogr. Lexikon, XIV, 427) einem der reizendsten Kunststücke Döbler's den Ursprung, indem er aus einem leeren Hute eine nie endenwollende Fülle Sträusschen und immer wieder Sträusschen hervorzauberte und unter die entzückten Zuschauer vertheilte. Straussen. * Sich mit etwas straussen (sich damit breit machen) wie sieben Eier in einem Krättlein. – Zschokke, 1813. Straussenmagen. 1 Auch ein Straussenmagen verdaut nicht alles. *2 Er hat einen Straussenmagen, er kann alle harten Reden verdauen. – Braun, I, 2472. Holl.: Hij heeft eene struisvogelmaag. (Harrebomée, II, 117b.) *3 Er hat eins straussenmagen, er verdewet eisen, heuser, stein vnd holtz. – Franck, II, 66b; Eyering, II, 279; Mayer, II, 113. Frz.: C'est un estomac d'autruche, il digercroit le fer. (Kritzinger, 236b.) Strebekatze. * Strevkatt trecken. (Mecklenburg.) – Schiller, III, 6b; für Oesterr.-Schlesien: Peter, 452. Im Niederdeutschen auch das Luderziehen. (Gödeke, J. Römold, S. 83.) In grosser Uneinigkeit, in Zank leben. Mit einem die Strebkatze ziehen. „Des ander stund in grossem leiden, du kannst jhm nit entfliehen, die strebkatz mustu mit jm ziehen.“ (Waldis, I, 94, 14.) Eigentlich wol auch eine ältere Ehrenstrafe, etwa für zänkische Eheleute, die vor der Menge sich um eine Katze zerren und reissen mussten, um ihr eigenes Leben damit in einem Gemälde zu veranschaulichen. Darauf deutet H. Sachs: „Solt wir jedem ein Bachen (Schinken) geben, der mit seim Weib zeucht die Strebkatzen mit Schlagen, raufen, krellen und kratzen, wir wolten ihr gnug in der stadt finnen.“ Eine Katze muss, wie Grimm (Wb., V, 298) bemerkt, ursprünglich im Spiel gewesen sein. Eine ähnliche Ehrenstrafe ist noch in diesem Jahrhundert am Harze vorgekommen. Wie in Spangenberg's Neuem vaterländischen Archiv zur Kenntniss des Königs Herodes (IV, 118) berichtet ist, wurden in der Bergstadt Klausthal zänkische Weiber so bestraft, dass man sie auf offenem Markte in eine besonders dazu bestimmte Tonne steckte, sodass nur die Köpfe heraussahen; und so mussten die beiden widereinander geifern und schmähen, zum Schauspiel der Gemeinde, und das hiess: in die Beisskatze sperren. Die „Beisskatze“ für Tonne sieht aber gerade so aus, als wäre diese nur an Stelle jener Katze getreten. – Auch in England hat jene Sitte, wie sie auch gewesen sein mag, bestanden, denn die Redensart lebt dort ebenfalls noch: to tear the oat = die Katze ziehen, was so viel heisst als: toben, wüthen. Schwäbisch heisst noch Strangkatzen ziehen, mit einem sich herumzanken. Schlesisch die Strabelkatze ziehen, für zanken und raufen, und zwar namentlich von unverträglichen Eheleuten. (Weinhold, 45a) Bei Brant (Nsch., in Kloster, I, 570): „Es zeucht die Strebkatz mancher Mann, der doch das mehrtheil nach muss lan.“ Weiteres über Strebkatze vgl. Grimm, Wb., V, 289; Tobler, 414; Weinhold, Schles. Wb., 42; Schmid, Wb., 317. Streben steht hier in dem Sinne des Entgegenstrebens. In Holstein heisst ein widerstrebendes Frauenzimmer ein Strewekatt. (Schütze, VI, 210.) „Ein Orden will hilliger syn, als de anderen vnde daher einer mit dem anderen de Streukatte tüth.“ (Gryse, Spegel, Bg. L, 2.) „Vnder den Godlosen Ehelüden erheuet sick offt grot twyst vnde strydt, in deme se also Katten vnde Hunde vnder einander leuen, dar de ene sprickt “valle„, de ander secht “sta nümmermehr up„, kratzebalgen vnd streuekatten sick tho hope, holden Haarklatzien tho

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [449]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/455>, abgerufen am 30.04.2024.