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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 63 Viel Suppen machen dünne Backen. - Simrock, 10075.

64 Viel Suppe, wenig Fleisch.

65 Warme Suppe, warme Freundschaft.

Die Russen: So lange die Suppen warm sind, ist die Freundschaft heiss. (Altmann VI, 454.)

66 Was man in die Suppe gebrockt hat, muss man auch ausessen. - Dove, 699.

"Wer sich eine Suppe vermessen einbrockt, der mag sie auch essen." (Kladderadatsch, 1874, 33.)

67 Was nützt die Suppe, wenn der Löffel fehlt.

Die Russen: Es ist eine schlechte Kascha, in die wir den Löffel nicht mit einstecken. (Altmann VI, 400.)

68 Wea loung Suppe isst, wiad old. (Steiermark.) - Firmenich, II, 767, 89.

69 Wenn die Suppe kalt ist, isst sie jemand, der keine Nase hat.

Das Blasen ist dann nicht nothwendig. Wenn die Gefahr vorüber, dann ist jeder ein Held.

70 Wenn es Suppe regnet, hat der Bettler keine Schüssel.

Dän.: Daar det regner vaelling, saa hav stodderen ingen skee. (Bohn II, 391.)

71 Wer auch keine Suppe kochen kann, schmeckt ob sie versalzen ist.

Lessing wendet dies Sprichwort einmal an, um zu sagen, dass jemand wol ein Urtheil über eine Sache abgeben könne, wenn er auch nicht im Stande sei, sie herzustellen.

72 Wer bei der Suppe trinkt, muss im Grabe husten.

Der berühmte englische Schauspieler Wilks wurde, während er an einem starken Husten litt, in einem Trauerspiel ermordet. Er konnte, während er rollentodt auf der Bühne lag, den Husten nicht unterdrücken, worüber die Zuschauer in Gelächter ausbrachen. Da richtete er sich mit dem Kopfe auf und sagte: "Nun trifft ein, was meine Mutter mir prophezeit, dass ich noch im Grabe husten werde, weil ich bei der Suppe zu trinken pflegte." (Braun, Bibliothek des Frohsinns, Bd. 3, Hft. 3, Nr. 192.)

73 Wer die Suppe aus dem Topfe trinkt, dem fällt der Deckel auf die Nase. (Surinam.)

Wer die Sache zu genau nimmt, wird sich mehr schaden als nützen.

74 Wer die Suppe eingebrockt hat, muss sie auch ausessen. - Lohrengel, I, 800.

Wer gefehlt hat, muss auch die Schuld tragen.

Engl.: As you have brewed, so you must drink.

It.: Chi ha mangiato le noci, spazi i gusci. - Chi imbratta. - Chi l'ha fatta, la beva.

Lat.: Suo punitur exemplo nocens. (Seneca.) - Tute hoc intrasti, tibi omne est excedendum. (Terenz.) (Binder II, 3251 u. 3375.)

75 Wer die Suppe einmal verschüttet, bringt sie niemals wieder zusammen.

Holl.: Die sijn spise stort, en canse niet al op gherapen.

76 Wer die Suppe gekostet, weiss, wie sie schmeckt.

Die Erfahrung allein verleiht ein richtiges Urtheil.

Holl.: Die het sop geproeft heeft, weet, hoe 't smaakt. (Harrebomee, II, 281b.)

77 Wer die Suppe gemacht, weiss, ob sie gut ist.

Die Osmanen sagen: Wer sie bereitet, nicht wer sie verzehrt, der kennt der Sache wahren Werth.

78 Wer die Suppe verschüttet hat, der muss sie bezahlen.

Frz.: Qui a fait une faute, doit la boire. - Qui casse les verres les paix.

79 Wer die Suppe zu heiss isst, verbrennt sich die Zähne.

80 Wer eine fette Suppe haben will, muss auf fettes (gutes) Fleisch verzichten. - Altmann VI, 498.

81 Wer isst gern Suppen, worin Prügel eingebrockt sind? - Parömiakon, 2495.

82 Wer lange Suppe isst, der lebt lange.

Aus Oberösterreich wird bemerkt: Der Witz liegt darin, dass "lang" langsam und lange dauernd bezeichnet.

Holl.: Wie lang soep eet, wordt oud. (Harrebomee, II, 280b.)

Lat.: Senecta hominum balnea calida. (Philippi, II, 175.)

83 Wer nach seiner Suppe trinkt, sich selbst grossen Schaden bringt.

Frz.: Qui boit apres son potage, se procure du dommage. (Kritzinger, 74b.)

84 Wer recht Suppe isst, der wird gescheit. (Schwaben.)

[Spaltenumbruch] 85 Wer sich die Suppe nicht verdient, der verdient auch die Brocken nicht.

86 Wie du dir die Suppe eingemessen, so musst du sie auch essen. - Gaal, 343; Suringar, CCXXX, 27.

Die Russen: Wie man sich die Kascha (Grütze) rührt, so muss man sie essen. (Altmann V, 95.)

87 Wie eine Suppe schmeckt, kann man wissen ohne Koch zu sein.

88 Wier vun der Sup ässt, mess uch det Flesch hälfe bezuolen. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 264.

89 Wo Suppe ist, da ist auch Löfflerei. - Parömiakon, 1338.

Herrlichleben regt die sinnlichen Begierden auf. "Essen und Vermessen war beieinander, da war Gesottenes und Gebratenes anzutreffen; da war Gebratenes und Ungebratenes genug zu sehen. Denn wo Suppe, da ist auch Löffelei, wo Pokal, da ist brutal, wo Tafel, da ist Teufel, wo Schöpsfleisch, da ist Kebsfleisch anzutreffen." (Abraham a Sancta Clara in Judas der Erzschelm, III.)

90 Zu eche zur Suppe hüsch git's Maues. (Bern.) - Zyro, 84.

91 Zu einer guten Suppe finden sich leicht Gäste.

Böhm.: Na dobrou polevku najdou se ti hoste. (Celakovsky, 535.)

92 Zur Suppe braucht man keine Zähne.

Unwichtige Sachen lassen sich ohne grosse Anstrengungen ausführen, wie man zum Genuss der Suppe keiner Zähne bedarf. In demselben Sinne sagt man in Warschau jüdisch-deutsch: Zü Borschtsch darf män keine Zähn' huben. Borschtsch vom polnischen Barszcz = Suppe aus rothen Rüben.

93 Zur Suppe braucht man nicht zu trinken.

Engl.: If you drink in your pottage, you'll cough in your grave. (Bohn II, 125.)

94 Zwischen der Suppe und dem Mund kann sich vieles ereignen. - Simrock, 10090.

Lat.: Interos et offam multa intervenire posse. (Cato.) (Eiselein, 584.)

*95 Aus der neunten Suppe ein Schnidl (Schnittchen, Brocke). (Oberösterreich.)

Von sehr entfernter Verwandtschaft.

96 Aus der neunten Suppe ein Tünklein. (S. Gebäck 2, Morgen 87, Mutter 120 u. 245 und Schüssel 63.) - Eiselein, 584.

Sehr entfernte Verwandtschaft. Auf gezwungene und weit hergeholte Verwandtschaftsbehauptungen bezieht sich die jüdisch-deutsche Redensart in Warschau: Küh-Batsch-Ferds- Stöckele. Gleichsam eine Verwandtschaft zwischen der Peitsche, womit die Kuh, und dem Stock, womit das Pferd angetrieben wird.

*97 D' Soppa heds das1 wie 's katholische Vateronser, se hed au ke Chraft ond ke Herrligkeit. - Tobler, 131.

1) Ist pleonastisches Flickwort. - Die Suppe hat, wie das katholische Vaterunser keine Kraft und keine Herrlichkeit.

*98 D' Soppa n'aln usessa mösa. - Tobler, 424.

Einen schlimmen Handel allein ausfechten müssen.

*99 Das bringt nichts in die Suppe.

"Wegen seines vielen Fressens hat er (der reiche Mann im Evangelio) bei unserm Herrn die Suppe verschüttet." (Parömiakon, 753.)

Frz.: Il n'en a pas les gants. (Lendroy, 814.)

*100 Das ist eine Suppe für den Teufel.

Grimmelshausen (Ewigwährender Kalender) gibt das Recept zu einer Teufelssuppe, indem er schreibt: "Ich wollte wünschen, die Kayserischen Soldaten wären eine Milchsupp, so gross als dieser See, und die Schwedischen wären die Brocken darin, alsdann möchte der Teuffel sie miteinander aufffressen."

*101 Dat sall (wird) de Supp nich fett maken. (Holst.) - Schütze, I, 312; IV, 227.

Wird nicht viel helfen.

*102 De Supp' is na Bramborg fuert.

D. h. sie ist angebrannt.

*103 Der isset die geelen suppen gerne. - Agricola II, 99.

*104 Der kocht seine Suppe im Siebe. (Wien.)

*105 Die kann keine Suppe kochen.

Von einem Mädchen, die unerfahren in der Wirthschaft ist, meist abmahnend, wenn es sich um eine Heirath desselben handelt.

*106 Die Soppe schmeckt bi e tudter Jüd'. (Meiningen.)

Ungesalzen.

[Spaltenumbruch] 63 Viel Suppen machen dünne Backen.Simrock, 10075.

64 Viel Suppe, wenig Fleisch.

65 Warme Suppe, warme Freundschaft.

Die Russen: So lange die Suppen warm sind, ist die Freundschaft heiss. (Altmann VI, 454.)

66 Was man in die Suppe gebrockt hat, muss man auch ausessen.Dove, 699.

„Wer sich eine Suppe vermessen einbrockt, der mag sie auch essen.“ (Kladderadatsch, 1874, 33.)

67 Was nützt die Suppe, wenn der Löffel fehlt.

Die Russen: Es ist eine schlechte Kascha, in die wir den Löffel nicht mit einstecken. (Altmann VI, 400.)

68 Wea loung Suppe isst, wiad old. (Steiermark.) – Firmenich, II, 767, 89.

69 Wenn die Suppe kalt ist, isst sie jemand, der keine Nase hat.

Das Blasen ist dann nicht nothwendig. Wenn die Gefahr vorüber, dann ist jeder ein Held.

70 Wenn es Suppe regnet, hat der Bettler keine Schüssel.

Dän.: Daar det regner vælling, saa hav stodderen ingen skee. (Bohn II, 391.)

71 Wer auch keine Suppe kochen kann, schmeckt ob sie versalzen ist.

Lessing wendet dies Sprichwort einmal an, um zu sagen, dass jemand wol ein Urtheil über eine Sache abgeben könne, wenn er auch nicht im Stande sei, sie herzustellen.

72 Wer bei der Suppe trinkt, muss im Grabe husten.

Der berühmte englische Schauspieler Wilks wurde, während er an einem starken Husten litt, in einem Trauerspiel ermordet. Er konnte, während er rollentodt auf der Bühne lag, den Husten nicht unterdrücken, worüber die Zuschauer in Gelächter ausbrachen. Da richtete er sich mit dem Kopfe auf und sagte: „Nun trifft ein, was meine Mutter mir prophezeit, dass ich noch im Grabe husten werde, weil ich bei der Suppe zu trinken pflegte.“ (Braun, Bibliothek des Frohsinns, Bd. 3, Hft. 3, Nr. 192.)

73 Wer die Suppe aus dem Topfe trinkt, dem fällt der Deckel auf die Nase. (Surinam.)

Wer die Sache zu genau nimmt, wird sich mehr schaden als nützen.

74 Wer die Suppe eingebrockt hat, muss sie auch ausessen.Lohrengel, I, 800.

Wer gefehlt hat, muss auch die Schuld tragen.

Engl.: As you have brewed, so you must drink.

It.: Chi ha mangiato le noci, spazi i gusci. – Chi imbratta. – Chi l'ha fatta, la beva.

Lat.: Suo punitur exemplo nocens. (Seneca.) – Tute hoc intrasti, tibi omne est excedendum. (Terenz.) (Binder II, 3251 u. 3375.)

75 Wer die Suppe einmal verschüttet, bringt sie niemals wieder zusammen.

Holl.: Die sijn spise stort, en canse niet al op gherapen.

76 Wer die Suppe gekostet, weiss, wie sie schmeckt.

Die Erfahrung allein verleiht ein richtiges Urtheil.

Holl.: Die het sop geproeft heeft, weet, hoe 't smaakt. (Harrebomée, II, 281b.)

77 Wer die Suppe gemacht, weiss, ob sie gut ist.

Die Osmanen sagen: Wer sie bereitet, nicht wer sie verzehrt, der kennt der Sache wahren Werth.

78 Wer die Suppe verschüttet hat, der muss sie bezahlen.

Frz.: Qui a fait une faute, doit la boire. – Qui casse les verres les paix.

79 Wer die Suppe zu heiss isst, verbrennt sich die Zähne.

80 Wer eine fette Suppe haben will, muss auf fettes (gutes) Fleisch verzichten.Altmann VI, 498.

81 Wer isst gern Suppen, worin Prügel eingebrockt sind?Parömiakon, 2495.

82 Wer lange Suppe isst, der lebt lange.

Aus Oberösterreich wird bemerkt: Der Witz liegt darin, dass „lang“ langsam und lange dauernd bezeichnet.

Holl.: Wie lang soep eet, wordt oud. (Harrebomée, II, 280b.)

Lat.: Senecta hominum balnea calida. (Philippi, II, 175.)

83 Wer nach seiner Suppe trinkt, sich selbst grossen Schaden bringt.

Frz.: Qui boit après son potage, se procure du dommage. (Kritzinger, 74b.)

84 Wer recht Suppe isst, der wird gescheit. (Schwaben.)

[Spaltenumbruch] 85 Wer sich die Suppe nicht verdient, der verdient auch die Brocken nicht.

86 Wie du dir die Suppe eingemessen, so musst du sie auch essen.Gaal, 343; Suringar, CCXXX, 27.

Die Russen: Wie man sich die Kascha (Grütze) rührt, so muss man sie essen. (Altmann V, 95.)

87 Wie eine Suppe schmeckt, kann man wissen ohne Koch zu sein.

88 Wiér vun der Sup ässt, mess uch det Flêsch hälfe bezuolen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 264.

89 Wo Suppe ist, da ist auch Löfflerei.Parömiakon, 1338.

Herrlichleben regt die sinnlichen Begierden auf. „Essen und Vermessen war beieinander, da war Gesottenes und Gebratenes anzutreffen; da war Gebratenes und Ungebratenes genug zu sehen. Denn wo Suppe, da ist auch Löffelei, wo Pokal, da ist brutal, wo Tafel, da ist Teufel, wo Schöpsfleisch, da ist Kebsfleisch anzutreffen.“ (Abraham a Sancta Clara in Judas der Erzschelm, III.)

90 Zu eche zur Suppe hüsch git's Mûes. (Bern.) – Zyro, 84.

91 Zu einer guten Suppe finden sich leicht Gäste.

Böhm.: Na dobrou polévku najdou se ti hosté. (Čelakovsky, 535.)

92 Zur Suppe braucht man keine Zähne.

Unwichtige Sachen lassen sich ohne grosse Anstrengungen ausführen, wie man zum Genuss der Suppe keiner Zähne bedarf. In demselben Sinne sagt man in Warschau jüdisch-deutsch: Zü Borschtsch darf män keine Zähn' huben. Borschtsch vom polnischen Barszcz = Suppe aus rothen Rüben.

93 Zur Suppe braucht man nicht zu trinken.

Engl.: If you drink in your pottage, you'll cough in your grave. (Bohn II, 125.)

94 Zwischen der Suppe und dem Mund kann sich vieles ereignen.Simrock, 10090.

Lat.: Interos et offam multa intervenire posse. (Cato.) (Eiselein, 584.)

*95 Aus der neunten Suppe ein Schnidl (Schnittchen, Brocke). (Oberösterreich.)

Von sehr entfernter Verwandtschaft.

96 Aus der neunten Suppe ein Tünklein. (S. Gebäck 2, Morgen 87, Mutter 120 u. 245 und Schüssel 63.) – Eiselein, 584.

Sehr entfernte Verwandtschaft. Auf gezwungene und weit hergeholte Verwandtschaftsbehauptungen bezieht sich die jüdisch-deutsche Redensart in Warschau: Küh-Batsch-Ferds- Stöckele. Gleichsam eine Verwandtschaft zwischen der Peitsche, womit die Kuh, und dem Stock, womit das Pferd angetrieben wird.

*97 D' Soppa heds das1 wie 's katholische Vateronser, se hed au ke Chraft ond ke Herrligkeit.Tobler, 131.

1) Ist pleonastisches Flickwort. – Die Suppe hat, wie das katholische Vaterunser keine Kraft und keine Herrlichkeit.

*98 D' Soppa n'aln usessa mösa.Tobler, 424.

Einen schlimmen Handel allein ausfechten müssen.

*99 Das bringt nichts in die Suppe.

„Wegen seines vielen Fressens hat er (der reiche Mann im Evangelio) bei unserm Herrn die Suppe verschüttet.“ (Parömiakon, 753.)

Frz.: Il n'en a pas les gants. (Lendroy, 814.)

*100 Das ist eine Suppe für den Teufel.

Grimmelshausen (Ewigwährender Kalender) gibt das Recept zu einer Teufelssuppe, indem er schreibt: „Ich wollte wünschen, die Kayserischen Soldaten wären eine Milchsupp, so gross als dieser See, und die Schwedischen wären die Brocken darin, alsdann möchte der Teuffel sie miteinander aufffressen.“

*101 Dat sall (wird) de Supp nich fett maken. (Holst.) – Schütze, I, 312; IV, 227.

Wird nicht viel helfen.

*102 De Supp' is na Bramborg fuert.

D. h. sie ist angebrannt.

*103 Der isset die geelen suppen gerne.Agricola II, 99.

*104 Der kocht seine Suppe im Siebe. (Wien.)

*105 Die kann keine Suppe kochen.

Von einem Mädchen, die unerfahren in der Wirthschaft ist, meist abmahnend, wenn es sich um eine Heirath desselben handelt.

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[[488]/0494] 63 Viel Suppen machen dünne Backen. – Simrock, 10075. 64 Viel Suppe, wenig Fleisch. 65 Warme Suppe, warme Freundschaft. Die Russen: So lange die Suppen warm sind, ist die Freundschaft heiss. (Altmann VI, 454.) 66 Was man in die Suppe gebrockt hat, muss man auch ausessen. – Dove, 699. „Wer sich eine Suppe vermessen einbrockt, der mag sie auch essen.“ (Kladderadatsch, 1874, 33.) 67 Was nützt die Suppe, wenn der Löffel fehlt. Die Russen: Es ist eine schlechte Kascha, in die wir den Löffel nicht mit einstecken. (Altmann VI, 400.) 68 Wea loung Suppe isst, wiad old. (Steiermark.) – Firmenich, II, 767, 89. 69 Wenn die Suppe kalt ist, isst sie jemand, der keine Nase hat. Das Blasen ist dann nicht nothwendig. Wenn die Gefahr vorüber, dann ist jeder ein Held. 70 Wenn es Suppe regnet, hat der Bettler keine Schüssel. Dän.: Daar det regner vælling, saa hav stodderen ingen skee. (Bohn II, 391.) 71 Wer auch keine Suppe kochen kann, schmeckt ob sie versalzen ist. Lessing wendet dies Sprichwort einmal an, um zu sagen, dass jemand wol ein Urtheil über eine Sache abgeben könne, wenn er auch nicht im Stande sei, sie herzustellen. 72 Wer bei der Suppe trinkt, muss im Grabe husten. Der berühmte englische Schauspieler Wilks wurde, während er an einem starken Husten litt, in einem Trauerspiel ermordet. Er konnte, während er rollentodt auf der Bühne lag, den Husten nicht unterdrücken, worüber die Zuschauer in Gelächter ausbrachen. Da richtete er sich mit dem Kopfe auf und sagte: „Nun trifft ein, was meine Mutter mir prophezeit, dass ich noch im Grabe husten werde, weil ich bei der Suppe zu trinken pflegte.“ (Braun, Bibliothek des Frohsinns, Bd. 3, Hft. 3, Nr. 192.) 73 Wer die Suppe aus dem Topfe trinkt, dem fällt der Deckel auf die Nase. (Surinam.) Wer die Sache zu genau nimmt, wird sich mehr schaden als nützen. 74 Wer die Suppe eingebrockt hat, muss sie auch ausessen. – Lohrengel, I, 800. Wer gefehlt hat, muss auch die Schuld tragen. Engl.: As you have brewed, so you must drink. It.: Chi ha mangiato le noci, spazi i gusci. – Chi imbratta. – Chi l'ha fatta, la beva. Lat.: Suo punitur exemplo nocens. (Seneca.) – Tute hoc intrasti, tibi omne est excedendum. (Terenz.) (Binder II, 3251 u. 3375.) 75 Wer die Suppe einmal verschüttet, bringt sie niemals wieder zusammen. Holl.: Die sijn spise stort, en canse niet al op gherapen. 76 Wer die Suppe gekostet, weiss, wie sie schmeckt. Die Erfahrung allein verleiht ein richtiges Urtheil. Holl.: Die het sop geproeft heeft, weet, hoe 't smaakt. (Harrebomée, II, 281b.) 77 Wer die Suppe gemacht, weiss, ob sie gut ist. Die Osmanen sagen: Wer sie bereitet, nicht wer sie verzehrt, der kennt der Sache wahren Werth. 78 Wer die Suppe verschüttet hat, der muss sie bezahlen. Frz.: Qui a fait une faute, doit la boire. – Qui casse les verres les paix. 79 Wer die Suppe zu heiss isst, verbrennt sich die Zähne. 80 Wer eine fette Suppe haben will, muss auf fettes (gutes) Fleisch verzichten. – Altmann VI, 498. 81 Wer isst gern Suppen, worin Prügel eingebrockt sind? – Parömiakon, 2495. 82 Wer lange Suppe isst, der lebt lange. Aus Oberösterreich wird bemerkt: Der Witz liegt darin, dass „lang“ langsam und lange dauernd bezeichnet. Holl.: Wie lang soep eet, wordt oud. (Harrebomée, II, 280b.) Lat.: Senecta hominum balnea calida. (Philippi, II, 175.) 83 Wer nach seiner Suppe trinkt, sich selbst grossen Schaden bringt. Frz.: Qui boit après son potage, se procure du dommage. (Kritzinger, 74b.) 84 Wer recht Suppe isst, der wird gescheit. (Schwaben.) 85 Wer sich die Suppe nicht verdient, der verdient auch die Brocken nicht. 86 Wie du dir die Suppe eingemessen, so musst du sie auch essen. – Gaal, 343; Suringar, CCXXX, 27. Die Russen: Wie man sich die Kascha (Grütze) rührt, so muss man sie essen. (Altmann V, 95.) 87 Wie eine Suppe schmeckt, kann man wissen ohne Koch zu sein. 88 Wiér vun der Sup ässt, mess uch det Flêsch hälfe bezuolen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 264. 89 Wo Suppe ist, da ist auch Löfflerei. – Parömiakon, 1338. Herrlichleben regt die sinnlichen Begierden auf. „Essen und Vermessen war beieinander, da war Gesottenes und Gebratenes anzutreffen; da war Gebratenes und Ungebratenes genug zu sehen. Denn wo Suppe, da ist auch Löffelei, wo Pokal, da ist brutal, wo Tafel, da ist Teufel, wo Schöpsfleisch, da ist Kebsfleisch anzutreffen.“ (Abraham a Sancta Clara in Judas der Erzschelm, III.) 90 Zu eche zur Suppe hüsch git's Mûes. (Bern.) – Zyro, 84. 91 Zu einer guten Suppe finden sich leicht Gäste. Böhm.: Na dobrou polévku najdou se ti hosté. (Čelakovsky, 535.) 92 Zur Suppe braucht man keine Zähne. Unwichtige Sachen lassen sich ohne grosse Anstrengungen ausführen, wie man zum Genuss der Suppe keiner Zähne bedarf. In demselben Sinne sagt man in Warschau jüdisch-deutsch: Zü Borschtsch darf män keine Zähn' huben. Borschtsch vom polnischen Barszcz = Suppe aus rothen Rüben. 93 Zur Suppe braucht man nicht zu trinken. Engl.: If you drink in your pottage, you'll cough in your grave. (Bohn II, 125.) 94 Zwischen der Suppe und dem Mund kann sich vieles ereignen. – Simrock, 10090. Lat.: Interos et offam multa intervenire posse. (Cato.) (Eiselein, 584.) *95 Aus der neunten Suppe ein Schnidl (Schnittchen, Brocke). (Oberösterreich.) Von sehr entfernter Verwandtschaft. 96 Aus der neunten Suppe ein Tünklein. (S. Gebäck 2, Morgen 87, Mutter 120 u. 245 und Schüssel 63.) – Eiselein, 584. Sehr entfernte Verwandtschaft. Auf gezwungene und weit hergeholte Verwandtschaftsbehauptungen bezieht sich die jüdisch-deutsche Redensart in Warschau: Küh-Batsch-Ferds- Stöckele. Gleichsam eine Verwandtschaft zwischen der Peitsche, womit die Kuh, und dem Stock, womit das Pferd angetrieben wird. *97 D' Soppa heds das1 wie 's katholische Vateronser, se hed au ke Chraft ond ke Herrligkeit. – Tobler, 131. 1) Ist pleonastisches Flickwort. – Die Suppe hat, wie das katholische Vaterunser keine Kraft und keine Herrlichkeit. *98 D' Soppa n'aln usessa mösa. – Tobler, 424. Einen schlimmen Handel allein ausfechten müssen. *99 Das bringt nichts in die Suppe. „Wegen seines vielen Fressens hat er (der reiche Mann im Evangelio) bei unserm Herrn die Suppe verschüttet.“ (Parömiakon, 753.) Frz.: Il n'en a pas les gants. (Lendroy, 814.) *100 Das ist eine Suppe für den Teufel. Grimmelshausen (Ewigwährender Kalender) gibt das Recept zu einer Teufelssuppe, indem er schreibt: „Ich wollte wünschen, die Kayserischen Soldaten wären eine Milchsupp, so gross als dieser See, und die Schwedischen wären die Brocken darin, alsdann möchte der Teuffel sie miteinander aufffressen.“ *101 Dat sall (wird) de Supp nich fett maken. (Holst.) – Schütze, I, 312; IV, 227. Wird nicht viel helfen. *102 De Supp' is na Bramborg fuert. D. h. sie ist angebrannt. *103 Der isset die geelen suppen gerne. – Agricola II, 99. *104 Der kocht seine Suppe im Siebe. (Wien.) *105 Die kann keine Suppe kochen. Von einem Mädchen, die unerfahren in der Wirthschaft ist, meist abmahnend, wenn es sich um eine Heirath desselben handelt. *106 Die Soppe schmeckt bi e tudter Jüd'. (Meiningen.) Ungesalzen.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [488]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/494>, abgerufen am 09.05.2024.