Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878.

Bild:
<< vorherige Seite

Erstes Kapitel. Das Werksteinmauerwerk.
dies nicht, um die Steine zusammen zu kitten, sondern um die Un-
ebenheiten der Lagerflächen auszugleichen.

Nach dem Versetzen verstreicht man die Fugen von außen, da dies
aber bei den dünnen Fugen sehr schwierig ist, pflegt man an den
Seiten der großen Steine kleine Löcher auszuhöhlen und von hieraus
das Vergießen vorzunehmen, oder auch die Steine durch Eichenholz-
spähne etwas auseinander zu halten (Fig. 172 A) und dann die
Fugen auszufüllen (vergießen). Die kleinen Steine verlegt man wie
die Ziegel, mit 1 -- 1/2 zm dicken Fugen. Die schweren Steine werden
mit Hebezeug aufgepaßt und in die Höhe gehoben, sodann bringt
man etwas Mörtel auf die Lagerfläche und setzt man den Stein
in die richtige Lage.

Vielfach kommen die schweren Steine auf einige dünne und 4 -- 5 zm
große Bleiplatten zu liegen, damit die Steinkanten sich nicht zu
sehr drücken.

Von einigen Technikern wird anempfohlen, um recht dichtschließende
Fugen zu erhalten, die Steine zu "unterwinkeln" (Fig. 172 B).

[Abbildung] Fig. 172 A -- B.
Dieses Verfahren ist aber durchaus verwerflich, denn dadurch brechen
nicht nur die scharfen Kanten sehr leicht ab, sondern wird auch das
Vergießen der Fugen beträchtlich erschwert.

Der mechanische Verband ist bei kleinen Steinen unerläßlich,
bei schweren und ganz großen Steinen aber nicht unbedingt erforder-
lich. Dieser Verband geschieht einerseits mittelst "Dübeln, Dippeln
oder Dollen", andererseits mittelst "Klammern."

Die Dollen können sowohl aus Stein, Holz oder Metall gefertigt
sein; sie sind cylindcisch oder prismatisch. Die steinernen Dollen läßt

Erſtes Kapitel. Das Werkſteinmauerwerk.
dies nicht, um die Steine zuſammen zu kitten, ſondern um die Un-
ebenheiten der Lagerflächen auszugleichen.

Nach dem Verſetzen verſtreicht man die Fugen von außen, da dies
aber bei den dünnen Fugen ſehr ſchwierig iſt, pflegt man an den
Seiten der großen Steine kleine Löcher auszuhöhlen und von hieraus
das Vergießen vorzunehmen, oder auch die Steine durch Eichenholz-
ſpähne etwas auseinander zu halten (Fig. 172 A) und dann die
Fugen auszufüllen (vergießen). Die kleinen Steine verlegt man wie
die Ziegel, mit 1 — ½ zm dicken Fugen. Die ſchweren Steine werden
mit Hebezeug aufgepaßt und in die Höhe gehoben, ſodann bringt
man etwas Mörtel auf die Lagerfläche und ſetzt man den Stein
in die richtige Lage.

Vielfach kommen die ſchweren Steine auf einige dünne und 4 — 5 zm
große Bleiplatten zu liegen, damit die Steinkanten ſich nicht zu
ſehr drücken.

Von einigen Technikern wird anempfohlen, um recht dichtſchließende
Fugen zu erhalten, die Steine zu „unterwinkeln“ (Fig. 172 B).

[Abbildung] Fig. 172 A — B.
Dieſes Verfahren iſt aber durchaus verwerflich, denn dadurch brechen
nicht nur die ſcharfen Kanten ſehr leicht ab, ſondern wird auch das
Vergießen der Fugen beträchtlich erſchwert.

Der mechaniſche Verband iſt bei kleinen Steinen unerläßlich,
bei ſchweren und ganz großen Steinen aber nicht unbedingt erforder-
lich. Dieſer Verband geſchieht einerſeits mittelſt „Dübeln, Dippeln
oder Dollen“, andererſeits mittelſt „Klammern.“

Die Dollen können ſowohl aus Stein, Holz oder Metall gefertigt
ſein; ſie ſind cylindciſch oder prismatiſch. Die ſteinernen Dollen läßt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0172" n="156"/><fw place="top" type="header">Er&#x017F;tes Kapitel. Das Werk&#x017F;teinmauerwerk.</fw><lb/>
dies nicht, um die Steine zu&#x017F;ammen zu kitten, &#x017F;ondern um die Un-<lb/>
ebenheiten der Lagerflächen auszugleichen.</p><lb/>
              <p>Nach dem Ver&#x017F;etzen ver&#x017F;treicht man die Fugen von außen, da dies<lb/>
aber bei den dünnen Fugen &#x017F;ehr &#x017F;chwierig i&#x017F;t, pflegt man an den<lb/>
Seiten der großen Steine kleine Löcher auszuhöhlen und von hieraus<lb/>
das Vergießen vorzunehmen, oder auch die Steine durch Eichenholz-<lb/>
&#x017F;pähne etwas auseinander zu halten (Fig. 172 <hi rendition="#aq">A</hi>) und dann die<lb/>
Fugen auszufüllen (vergießen). Die kleinen Steine verlegt man wie<lb/>
die Ziegel, mit 1 &#x2014; ½ <hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">zm</hi></hi> dicken Fugen. Die &#x017F;chweren Steine werden<lb/>
mit Hebezeug aufgepaßt und in die Höhe gehoben, &#x017F;odann bringt<lb/>
man etwas Mörtel auf die Lagerfläche und &#x017F;etzt man den Stein<lb/>
in die richtige Lage.</p><lb/>
              <p>Vielfach kommen die &#x017F;chweren Steine auf einige dünne und 4 &#x2014; 5 <hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">zm</hi></hi><lb/>
große Bleiplatten zu liegen, damit die Steinkanten &#x017F;ich nicht zu<lb/>
&#x017F;ehr drücken.</p><lb/>
              <p>Von einigen Technikern wird anempfohlen, um recht dicht&#x017F;chließende<lb/>
Fugen zu erhalten, die Steine zu &#x201E;unterwinkeln&#x201C; (Fig. 172 <hi rendition="#aq">B</hi>).<lb/><figure><head>Fig. 172 <hi rendition="#aq">A &#x2014; B.</hi></head></figure><lb/>
Die&#x017F;es Verfahren i&#x017F;t aber durchaus verwerflich, denn dadurch brechen<lb/>
nicht nur die &#x017F;charfen Kanten &#x017F;ehr leicht ab, &#x017F;ondern wird auch das<lb/>
Vergießen der Fugen beträchtlich er&#x017F;chwert.</p><lb/>
              <p>Der <hi rendition="#g">mechani&#x017F;che Verband</hi> i&#x017F;t bei kleinen Steinen unerläßlich,<lb/>
bei &#x017F;chweren und ganz großen Steinen aber nicht unbedingt erforder-<lb/>
lich. Die&#x017F;er Verband ge&#x017F;chieht einer&#x017F;eits mittel&#x017F;t <hi rendition="#g">&#x201E;Dübeln, Dippeln</hi><lb/>
oder <hi rendition="#g">Dollen&#x201C;</hi>, anderer&#x017F;eits mittel&#x017F;t <hi rendition="#g">&#x201E;Klammern</hi>.&#x201C;</p><lb/>
              <p>Die Dollen können &#x017F;owohl aus Stein, Holz oder Metall gefertigt<lb/>
&#x017F;ein; &#x017F;ie &#x017F;ind cylindci&#x017F;ch oder prismati&#x017F;ch. Die &#x017F;teinernen Dollen läßt<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[156/0172] Erſtes Kapitel. Das Werkſteinmauerwerk. dies nicht, um die Steine zuſammen zu kitten, ſondern um die Un- ebenheiten der Lagerflächen auszugleichen. Nach dem Verſetzen verſtreicht man die Fugen von außen, da dies aber bei den dünnen Fugen ſehr ſchwierig iſt, pflegt man an den Seiten der großen Steine kleine Löcher auszuhöhlen und von hieraus das Vergießen vorzunehmen, oder auch die Steine durch Eichenholz- ſpähne etwas auseinander zu halten (Fig. 172 A) und dann die Fugen auszufüllen (vergießen). Die kleinen Steine verlegt man wie die Ziegel, mit 1 — ½ zm dicken Fugen. Die ſchweren Steine werden mit Hebezeug aufgepaßt und in die Höhe gehoben, ſodann bringt man etwas Mörtel auf die Lagerfläche und ſetzt man den Stein in die richtige Lage. Vielfach kommen die ſchweren Steine auf einige dünne und 4 — 5 zm große Bleiplatten zu liegen, damit die Steinkanten ſich nicht zu ſehr drücken. Von einigen Technikern wird anempfohlen, um recht dichtſchließende Fugen zu erhalten, die Steine zu „unterwinkeln“ (Fig. 172 B). [Abbildung Fig. 172 A — B.] Dieſes Verfahren iſt aber durchaus verwerflich, denn dadurch brechen nicht nur die ſcharfen Kanten ſehr leicht ab, ſondern wird auch das Vergießen der Fugen beträchtlich erſchwert. Der mechaniſche Verband iſt bei kleinen Steinen unerläßlich, bei ſchweren und ganz großen Steinen aber nicht unbedingt erforder- lich. Dieſer Verband geſchieht einerſeits mittelſt „Dübeln, Dippeln oder Dollen“, andererſeits mittelſt „Klammern.“ Die Dollen können ſowohl aus Stein, Holz oder Metall gefertigt ſein; ſie ſind cylindciſch oder prismatiſch. Die ſteinernen Dollen läßt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Wanderleys "Handbuch" erschien bereits 1872 in zw… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/172
Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/172>, abgerufen am 29.04.2024.