Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878.

Bild:
<< vorherige Seite

Gußgewölbe.
[Tabelle]

Die betreffende Mörtelmasse wurde in Schichten von 20 -- 25zm
Höhe mit schrägen Stößen eingebracht, gedrückt und festgestampft, die
Gewölbe auf Einschaalung hergestellt, das Dachgewölbe mit Port-
landüberzug versehen, die Gesimse gezogen, das Kamin um eine
Holzwalze gefertigt, der Schornsteinkopf aufgesetzt, und schließlich die
aus Cement gefertigten Fensterbänke und Gurte besonders eingesetzt.
Diese Häuschen haben sich so gut bewährt, daß das ganze Stations-
gebäude in Betonstampfbau construirt wurde.

Döllinger empfiehlt eine solche Bauart für alle steinarme, dagegen
sand- und kiesreiche Gegenden, bei nicht zu theurem Cemente, als
geld- und zeitersparend, recht angelegentlichst.

In neuerer Zeit hat man auch die Zwischendecken der Etagen
aus Cement gegossen, mit Hinweglassung aller Holzbalken. Die
interessanteste Anlage dieser Art wurde in Berlin ausgeführt.

Behufs Beschaffung billiger Wohnungen für Arbeiter- und soge-
nannte Mittelstände hat sich in Berlin im November 1872 eine Ce-
ment-Actien-Gesellschaft mit einem Kapital von einer halben Million
Thaler constituirt, welche bis zum Anfange dieses Jahres in der
Vorstadt "Victoriastadt" (ein der Gesellschaft gehöriges Hauptterrain
von etwa 17 Hectar Größe) schon 58 Häuser mit etwa 170 Wohnun-
gen für 1200 Seelen herstellte. Wir entnehmen einem Bericht über
Berliner Cement-Actien-Gesellschaft Folgendes:

Alle Gebäude bestehen aus Cementconcret und zwar bei den ersten
19 Häusern wurden nur die Mauern aus dieser Masse fabricirt,
während bei den übrigen Baulichkeiten auch die Holzbalkenlagen
durch gegossene Gewölbe und bei den letzten 3 sogar das Dachwerk
durch Cementguß ersetzt worden ist.

Der Cement muß zu diesen Arbeiten ausgezeichnet sein; man nahm
für das Mauerwerk 1/10, für Gewölbe 1/7, für Dächer und Treppen
1/6 der Mischung; als Zuschläge dienten gewöhnlich Kohlenschlacken
zu 5/6 , Sand zu 1 1/6 , beide scharf und rein. Als weitere Zuschläge
wird empfohlen: Steinschlag, Kies, Ziegelmehl, Eisenschlacken u. s. w.

Wanderley, Bauconstr. II. 30

Gußgewölbe.
[Tabelle]

Die betreffende Mörtelmaſſe wurde in Schichten von 20 — 25zm
Höhe mit ſchrägen Stößen eingebracht, gedrückt und feſtgeſtampft, die
Gewölbe auf Einſchaalung hergeſtellt, das Dachgewölbe mit Port-
landüberzug verſehen, die Geſimſe gezogen, das Kamin um eine
Holzwalze gefertigt, der Schornſteinkopf aufgeſetzt, und ſchließlich die
aus Cement gefertigten Fenſterbänke und Gurte beſonders eingeſetzt.
Dieſe Häuschen haben ſich ſo gut bewährt, daß das ganze Stations-
gebäude in Bétonſtampfbau conſtruirt wurde.

Döllinger empfiehlt eine ſolche Bauart für alle ſteinarme, dagegen
ſand- und kiesreiche Gegenden, bei nicht zu theurem Cemente, als
geld- und zeiterſparend, recht angelegentlichſt.

In neuerer Zeit hat man auch die Zwiſchendecken der Etagen
aus Cement gegoſſen, mit Hinweglaſſung aller Holzbalken. Die
intereſſanteſte Anlage dieſer Art wurde in Berlin ausgeführt.

Behufs Beſchaffung billiger Wohnungen für Arbeiter- und ſoge-
nannte Mittelſtände hat ſich in Berlin im November 1872 eine Ce-
ment-Actien-Geſellſchaft mit einem Kapital von einer halben Million
Thaler conſtituirt, welche bis zum Anfange dieſes Jahres in der
Vorſtadt „Victoriaſtadt“ (ein der Geſellſchaft gehöriges Hauptterrain
von etwa 17 Hectar Größe) ſchon 58 Häuſer mit etwa 170 Wohnun-
gen für 1200 Seelen herſtellte. Wir entnehmen einem Bericht über
Berliner Cement-Actien-Geſellſchaft Folgendes:

Alle Gebäude beſtehen aus Cementconcret und zwar bei den erſten
19 Häuſern wurden nur die Mauern aus dieſer Maſſe fabricirt,
während bei den übrigen Baulichkeiten auch die Holzbalkenlagen
durch gegoſſene Gewölbe und bei den letzten 3 ſogar das Dachwerk
durch Cementguß erſetzt worden iſt.

Der Cement muß zu dieſen Arbeiten ausgezeichnet ſein; man nahm
für das Mauerwerk 1/10, für Gewölbe 1/7, für Dächer und Treppen
⅙ der Miſchung; als Zuſchläge dienten gewöhnlich Kohlenſchlacken
zu ⅚, Sand zu 1⅙, beide ſcharf und rein. Als weitere Zuſchläge
wird empfohlen: Steinſchlag, Kies, Ziegelmehl, Eiſenſchlacken u. ſ. w.

Wanderley, Bauconſtr. II. 30
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p>
                <pb facs="#f0481" n="465"/>
                <fw place="top" type="header">Gußgewölbe.</fw><lb/>
                <table>
                  <row>
                    <cell/>
                  </row>
                </table>
              </p>
              <p>Die betreffende Mörtelma&#x017F;&#x017F;e wurde in Schichten von 20 &#x2014; 25<hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">zm</hi></hi><lb/>
Höhe mit &#x017F;chrägen Stößen eingebracht, gedrückt und fe&#x017F;tge&#x017F;tampft, die<lb/>
Gewölbe auf Ein&#x017F;chaalung herge&#x017F;tellt, das Dachgewölbe mit Port-<lb/>
landüberzug ver&#x017F;ehen, die Ge&#x017F;im&#x017F;e gezogen, das Kamin um eine<lb/>
Holzwalze gefertigt, der Schorn&#x017F;teinkopf aufge&#x017F;etzt, und &#x017F;chließlich die<lb/>
aus Cement gefertigten Fen&#x017F;terbänke und Gurte be&#x017F;onders einge&#x017F;etzt.<lb/>
Die&#x017F;e Häuschen haben &#x017F;ich &#x017F;o gut bewährt, daß das ganze Stations-<lb/>
gebäude in B<hi rendition="#aq">é</hi>ton&#x017F;tampfbau con&#x017F;truirt wurde.</p><lb/>
              <p>Döllinger empfiehlt eine &#x017F;olche Bauart für alle &#x017F;teinarme, dagegen<lb/>
&#x017F;and- und kiesreiche Gegenden, bei nicht zu theurem Cemente, als<lb/>
geld- und zeiter&#x017F;parend, recht angelegentlich&#x017F;t.</p><lb/>
              <p>In neuerer Zeit hat man auch die Zwi&#x017F;chendecken der Etagen<lb/>
aus Cement gego&#x017F;&#x017F;en, mit Hinwegla&#x017F;&#x017F;ung aller Holzbalken. Die<lb/>
intere&#x017F;&#x017F;ante&#x017F;te Anlage die&#x017F;er Art wurde in Berlin ausgeführt.</p><lb/>
              <p>Behufs Be&#x017F;chaffung billiger Wohnungen für Arbeiter- und &#x017F;oge-<lb/>
nannte Mittel&#x017F;tände hat &#x017F;ich in Berlin im November 1872 eine Ce-<lb/>
ment-Actien-Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft mit einem Kapital von einer halben Million<lb/>
Thaler con&#x017F;tituirt, welche bis zum Anfange die&#x017F;es Jahres in der<lb/>
Vor&#x017F;tadt &#x201E;Victoria&#x017F;tadt&#x201C; (ein der Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft gehöriges Hauptterrain<lb/>
von etwa 17 Hectar Größe) &#x017F;chon 58 Häu&#x017F;er mit etwa 170 Wohnun-<lb/>
gen für 1200 Seelen her&#x017F;tellte. Wir entnehmen einem Bericht über<lb/>
Berliner Cement-Actien-Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft Folgendes:</p><lb/>
              <p>Alle Gebäude be&#x017F;tehen aus Cementconcret und zwar bei den er&#x017F;ten<lb/>
19 Häu&#x017F;ern wurden nur die Mauern aus die&#x017F;er Ma&#x017F;&#x017F;e fabricirt,<lb/>
während bei den übrigen Baulichkeiten auch die Holzbalkenlagen<lb/>
durch gego&#x017F;&#x017F;ene Gewölbe und bei den letzten 3 &#x017F;ogar das Dachwerk<lb/>
durch Cementguß er&#x017F;etzt worden i&#x017F;t.</p><lb/>
              <p>Der Cement muß zu die&#x017F;en Arbeiten ausgezeichnet &#x017F;ein; man nahm<lb/>
für das Mauerwerk 1/10, für Gewölbe 1/7, für Dächer und Treppen<lb/>
&#x2159; der Mi&#x017F;chung; als Zu&#x017F;chläge dienten gewöhnlich Kohlen&#x017F;chlacken<lb/>
zu &#x215A;, Sand zu 1&#x2159;, beide &#x017F;charf und rein. Als weitere Zu&#x017F;chläge<lb/>
wird empfohlen: Stein&#x017F;chlag, Kies, Ziegelmehl, Ei&#x017F;en&#x017F;chlacken u. &#x017F;. w.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Wanderley, Baucon&#x017F;tr. <hi rendition="#aq">II.</hi> 30</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[465/0481] Gußgewölbe. Die betreffende Mörtelmaſſe wurde in Schichten von 20 — 25zm Höhe mit ſchrägen Stößen eingebracht, gedrückt und feſtgeſtampft, die Gewölbe auf Einſchaalung hergeſtellt, das Dachgewölbe mit Port- landüberzug verſehen, die Geſimſe gezogen, das Kamin um eine Holzwalze gefertigt, der Schornſteinkopf aufgeſetzt, und ſchließlich die aus Cement gefertigten Fenſterbänke und Gurte beſonders eingeſetzt. Dieſe Häuschen haben ſich ſo gut bewährt, daß das ganze Stations- gebäude in Bétonſtampfbau conſtruirt wurde. Döllinger empfiehlt eine ſolche Bauart für alle ſteinarme, dagegen ſand- und kiesreiche Gegenden, bei nicht zu theurem Cemente, als geld- und zeiterſparend, recht angelegentlichſt. In neuerer Zeit hat man auch die Zwiſchendecken der Etagen aus Cement gegoſſen, mit Hinweglaſſung aller Holzbalken. Die intereſſanteſte Anlage dieſer Art wurde in Berlin ausgeführt. Behufs Beſchaffung billiger Wohnungen für Arbeiter- und ſoge- nannte Mittelſtände hat ſich in Berlin im November 1872 eine Ce- ment-Actien-Geſellſchaft mit einem Kapital von einer halben Million Thaler conſtituirt, welche bis zum Anfange dieſes Jahres in der Vorſtadt „Victoriaſtadt“ (ein der Geſellſchaft gehöriges Hauptterrain von etwa 17 Hectar Größe) ſchon 58 Häuſer mit etwa 170 Wohnun- gen für 1200 Seelen herſtellte. Wir entnehmen einem Bericht über Berliner Cement-Actien-Geſellſchaft Folgendes: Alle Gebäude beſtehen aus Cementconcret und zwar bei den erſten 19 Häuſern wurden nur die Mauern aus dieſer Maſſe fabricirt, während bei den übrigen Baulichkeiten auch die Holzbalkenlagen durch gegoſſene Gewölbe und bei den letzten 3 ſogar das Dachwerk durch Cementguß erſetzt worden iſt. Der Cement muß zu dieſen Arbeiten ausgezeichnet ſein; man nahm für das Mauerwerk 1/10, für Gewölbe 1/7, für Dächer und Treppen ⅙ der Miſchung; als Zuſchläge dienten gewöhnlich Kohlenſchlacken zu ⅚, Sand zu 1⅙, beide ſcharf und rein. Als weitere Zuſchläge wird empfohlen: Steinſchlag, Kies, Ziegelmehl, Eiſenſchlacken u. ſ. w. Wanderley, Bauconſtr. II. 30

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Wanderleys "Handbuch" erschien bereits 1872 in zw… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/481
Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 465. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/481>, abgerufen am 04.05.2024.