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Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849.

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Andern die Eigenschaft, daß er ein unbeschreiblich zähes Leben hatte.

Nach so fatalen Niederlagen, wie sie unser Held in München und Wien erfuhr, würde jeder andere Mensch nach Indien, nach Amerika, oder nach einem Eiland des Stillen Oceans gereist sein. Nur ein Schnapphahnski durfte noch hoffen, auch an einem andern Orte eine Rolle spielen zu können.

Der Ritter konnte sich gratuliren, daß er deutscher Abkunft war, oder eigentlich wasserpolakischer. Wäre er als Pariser oder Londoner einmal in recht Schnapphahnski'scher Weise durchgefallen, so würde er sich schwerlich so schnell wieder erholt haben. Bei den vielen Höfen des deutschen Vaterlandes wußte sich der erfinderische Mann aber schon eher zu retten, und Gott weiß es, zu welchen verwünschten Prinzessen er sich noch hinabgelassen hätte, wenn nicht um die Mitte des Jahres 1840 durch den Tod eines großen Monarchen plötzlich so viele Hindernisse für unsern Helden aus dem Wege geräumt worden wären, daß er schnell wieder den Plan aufgab, sich einstweilen nur in den mehr verborgenen Sphären des germanischen Adels herumzutreiben, und es abermals wagen zu können glaubte, sogar in Berlin sein holdes Antlitz von Neuem sehen zu lassen.

Andern die Eigenschaft, daß er ein unbeschreiblich zähes Leben hatte.

Nach so fatalen Niederlagen, wie sie unser Held in München und Wien erfuhr, würde jeder andere Mensch nach Indien, nach Amerika, oder nach einem Eiland des Stillen Oceans gereist sein. Nur ein Schnapphahnski durfte noch hoffen, auch an einem andern Orte eine Rolle spielen zu können.

Der Ritter konnte sich gratuliren, daß er deutscher Abkunft war, oder eigentlich wasserpolakischer. Wäre er als Pariser oder Londoner einmal in recht Schnapphahnski’scher Weise durchgefallen, so würde er sich schwerlich so schnell wieder erholt haben. Bei den vielen Höfen des deutschen Vaterlandes wußte sich der erfinderische Mann aber schon eher zu retten, und Gott weiß es, zu welchen verwünschten Prinzessen er sich noch hinabgelassen hätte, wenn nicht um die Mitte des Jahres 1840 durch den Tod eines großen Monarchen plötzlich so viele Hindernisse für unsern Helden aus dem Wege geräumt worden wären, daß er schnell wieder den Plan aufgab, sich einstweilen nur in den mehr verborgenen Sphären des germanischen Adels herumzutreiben, und es abermals wagen zu können glaubte, sogar in Berlin sein holdes Antlitz von Neuem sehen zu lassen.

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[118/0124] Andern die Eigenschaft, daß er ein unbeschreiblich zähes Leben hatte. Nach so fatalen Niederlagen, wie sie unser Held in München und Wien erfuhr, würde jeder andere Mensch nach Indien, nach Amerika, oder nach einem Eiland des Stillen Oceans gereist sein. Nur ein Schnapphahnski durfte noch hoffen, auch an einem andern Orte eine Rolle spielen zu können. Der Ritter konnte sich gratuliren, daß er deutscher Abkunft war, oder eigentlich wasserpolakischer. Wäre er als Pariser oder Londoner einmal in recht Schnapphahnski’scher Weise durchgefallen, so würde er sich schwerlich so schnell wieder erholt haben. Bei den vielen Höfen des deutschen Vaterlandes wußte sich der erfinderische Mann aber schon eher zu retten, und Gott weiß es, zu welchen verwünschten Prinzessen er sich noch hinabgelassen hätte, wenn nicht um die Mitte des Jahres 1840 durch den Tod eines großen Monarchen plötzlich so viele Hindernisse für unsern Helden aus dem Wege geräumt worden wären, daß er schnell wieder den Plan aufgab, sich einstweilen nur in den mehr verborgenen Sphären des germanischen Adels herumzutreiben, und es abermals wagen zu können glaubte, sogar in Berlin sein holdes Antlitz von Neuem sehen zu lassen.

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Zitationshilfe: Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weerth_schnapphahnski_1849/124>, abgerufen am 28.04.2024.