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Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849.

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des Barons hatte sich aus seiner täglichen Beschäftigung, aus seinem stündlichen Umgang entwickelt. Der Baron war nämlich nicht nur ein leidenschaftlicher und ausgezeichneter Reiter, sondern er trieb auch in eigner Person den bedeutendsten Roßhandel. Besonders Vergnügen machte es ihm stets, von wahrhaft fabelhaften Gewinnsten zu erzählen, die er bei seinem Schacher realisirt zu haben meinte. Kein Roßkamm, versicherte er, habe ihn je betrogen; er sei dagegen der Mann, der alle Welt überliste, und halbtod wollte er sich oft über diesen und jenen Israeliten lachen, den er bei dem letzten Geschäft hintergangen zu haben vorgab. Gut unterrichtete Freunde wußten indeß besser, wie es mit der Liebhaberei des Barons aussah. Sie hatten meistens schon selbst davon profitirt, und hüteten sich wohl, ihren enthusiastischen Bekannten in seinen Illusionen zu stören. Sie wußten, daß der Baron nur der Lust des Kaufens und des Verkaufens wegen den Roßhandel trieb, und daß er sich wenig daraus machte, wenn die Summe seiner Verluste jährlich einen nicht unbeträchtlichen Ausfall in seinen sonstigen Revenüen hervorbrachte. Vor allen andern zeichnete sich der Baron als Mitglied eines Reitjagd-Klubs aus, der nach englischem Muster, bei dem schlesischen Adel seiner Zeit viel Furore machte. Dieser Klub

des Barons hatte sich aus seiner täglichen Beschäftigung, aus seinem stündlichen Umgang entwickelt. Der Baron war nämlich nicht nur ein leidenschaftlicher und ausgezeichneter Reiter, sondern er trieb auch in eigner Person den bedeutendsten Roßhandel. Besonders Vergnügen machte es ihm stets, von wahrhaft fabelhaften Gewinnsten zu erzählen, die er bei seinem Schacher realisirt zu haben meinte. Kein Roßkamm, versicherte er, habe ihn je betrogen; er sei dagegen der Mann, der alle Welt überliste, und halbtod wollte er sich oft über diesen und jenen Israeliten lachen, den er bei dem letzten Geschäft hintergangen zu haben vorgab. Gut unterrichtete Freunde wußten indeß besser, wie es mit der Liebhaberei des Barons aussah. Sie hatten meistens schon selbst davon profitirt, und hüteten sich wohl, ihren enthusiastischen Bekannten in seinen Illusionen zu stören. Sie wußten, daß der Baron nur der Lust des Kaufens und des Verkaufens wegen den Roßhandel trieb, und daß er sich wenig daraus machte, wenn die Summe seiner Verluste jährlich einen nicht unbeträchtlichen Ausfall in seinen sonstigen Revenüen hervorbrachte. Vor allen andern zeichnete sich der Baron als Mitglied eines Reitjagd-Klubs aus, der nach englischem Muster, bei dem schlesischen Adel seiner Zeit viel Furore machte. Dieser Klub

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[179/0185] des Barons hatte sich aus seiner täglichen Beschäftigung, aus seinem stündlichen Umgang entwickelt. Der Baron war nämlich nicht nur ein leidenschaftlicher und ausgezeichneter Reiter, sondern er trieb auch in eigner Person den bedeutendsten Roßhandel. Besonders Vergnügen machte es ihm stets, von wahrhaft fabelhaften Gewinnsten zu erzählen, die er bei seinem Schacher realisirt zu haben meinte. Kein Roßkamm, versicherte er, habe ihn je betrogen; er sei dagegen der Mann, der alle Welt überliste, und halbtod wollte er sich oft über diesen und jenen Israeliten lachen, den er bei dem letzten Geschäft hintergangen zu haben vorgab. Gut unterrichtete Freunde wußten indeß besser, wie es mit der Liebhaberei des Barons aussah. Sie hatten meistens schon selbst davon profitirt, und hüteten sich wohl, ihren enthusiastischen Bekannten in seinen Illusionen zu stören. Sie wußten, daß der Baron nur der Lust des Kaufens und des Verkaufens wegen den Roßhandel trieb, und daß er sich wenig daraus machte, wenn die Summe seiner Verluste jährlich einen nicht unbeträchtlichen Ausfall in seinen sonstigen Revenüen hervorbrachte. Vor allen andern zeichnete sich der Baron als Mitglied eines Reitjagd-Klubs aus, der nach englischem Muster, bei dem schlesischen Adel seiner Zeit viel Furore machte. Dieser Klub

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Zitationshilfe: Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weerth_schnapphahnski_1849/185>, abgerufen am 30.04.2024.