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Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849.

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"Nun, die Herzogin von S.!"

""Allerdings kenne ich sie. Ich verkaufte ihr einst zwei Schimmel, für 90 Friedrichsd'or, - zwei Schimmel, sage ich Ihnen, wie zwei Engel; zwei Gäule, die ich liebte, die ich vergötterte. Wenn ich an diese zwei Schimmel denke, da werde ich weich, da kommen mir die Thränen in die Augen. Und nur 90 Friedrichsd'or - O, es war entsetzlich!""

"Aber weshalb verkauften Sie so billig?"

""Weil ich die armen Thiere total zu Schanden gefahren hatte; weil sie keinen Schuß Pulver mehr werth waren.""

"Aber, beim Teufel, da bezahlte die Herzogin noch theuer genug!"

""Allerdings, Ritter! Aber wer konnte mir meinen Kummer um die armen Thiere bezahlen? Wer bezahlte mir meinen Schmerz, daß ich die herrlichen Gäule so früh ruinirte?""

"Sie sind sehr naiv, Herr Baron!"

""Ich bin ein Edelmann, Ritter. Seit ich der Herzogin die Schimmel verkaufte, machten wir keine Geschäfte mehr miteinander. Vergebens bot ich ihr das Auserlesenste meines Stalles an. Schecken zum küssen, Füchse zum umarmen, Rappen zum Anbeten - die Herzogin wollte sich auf nichts einlassen. Sie berief sich immer auf die Schimmel; von Neuem

„Nun, die Herzogin von S.!“

„„Allerdings kenne ich sie. Ich verkaufte ihr einst zwei Schimmel, für 90 Friedrichsd’or, – zwei Schimmel, sage ich Ihnen, wie zwei Engel; zwei Gäule, die ich liebte, die ich vergötterte. Wenn ich an diese zwei Schimmel denke, da werde ich weich, da kommen mir die Thränen in die Augen. Und nur 90 Friedrichsd’or – O, es war entsetzlich!““

„Aber weshalb verkauften Sie so billig?“

„„Weil ich die armen Thiere total zu Schanden gefahren hatte; weil sie keinen Schuß Pulver mehr werth waren.““

„Aber, beim Teufel, da bezahlte die Herzogin noch theuer genug!“

„„Allerdings, Ritter! Aber wer konnte mir meinen Kummer um die armen Thiere bezahlen? Wer bezahlte mir meinen Schmerz, daß ich die herrlichen Gäule so früh ruinirte?““

„Sie sind sehr naiv, Herr Baron!“

„„Ich bin ein Edelmann, Ritter. Seit ich der Herzogin die Schimmel verkaufte, machten wir keine Geschäfte mehr miteinander. Vergebens bot ich ihr das Auserlesenste meines Stalles an. Schecken zum küssen, Füchse zum umarmen, Rappen zum Anbeten – die Herzogin wollte sich auf nichts einlassen. Sie berief sich immer auf die Schimmel; von Neuem

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[186/0192] „Nun, die Herzogin von S.!“ „„Allerdings kenne ich sie. Ich verkaufte ihr einst zwei Schimmel, für 90 Friedrichsd’or, – zwei Schimmel, sage ich Ihnen, wie zwei Engel; zwei Gäule, die ich liebte, die ich vergötterte. Wenn ich an diese zwei Schimmel denke, da werde ich weich, da kommen mir die Thränen in die Augen. Und nur 90 Friedrichsd’or – O, es war entsetzlich!““ „Aber weshalb verkauften Sie so billig?“ „„Weil ich die armen Thiere total zu Schanden gefahren hatte; weil sie keinen Schuß Pulver mehr werth waren.““ „Aber, beim Teufel, da bezahlte die Herzogin noch theuer genug!“ „„Allerdings, Ritter! Aber wer konnte mir meinen Kummer um die armen Thiere bezahlen? Wer bezahlte mir meinen Schmerz, daß ich die herrlichen Gäule so früh ruinirte?““ „Sie sind sehr naiv, Herr Baron!“ „„Ich bin ein Edelmann, Ritter. Seit ich der Herzogin die Schimmel verkaufte, machten wir keine Geschäfte mehr miteinander. Vergebens bot ich ihr das Auserlesenste meines Stalles an. Schecken zum küssen, Füchse zum umarmen, Rappen zum Anbeten – die Herzogin wollte sich auf nichts einlassen. Sie berief sich immer auf die Schimmel; von Neuem

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Zitationshilfe: Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weerth_schnapphahnski_1849/192>, abgerufen am 30.04.2024.