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Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849.

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Phrasen doch immer dieselben. "Der süße Gram" und die "holde Noth" machen sich in schlechtstylisirten Briefen und in erbärmlichen Rede-Floskeln Luft und die Faseleien der Liebe sind unerträglich. Erst da wird die Liebe interessant, wo sie rein-sinnlich auftritt. Die sinnlichen Engel auf Erden sind ganz leidliche und interessante Geschöpfe, aber die geschlechtslosen Engel im Himmel wollen wir dem lieben Gotte überlassen.

Alle Leute, heißt es in unsern Manuscripten, die seinerzeit auf dem Schlosse des Grafen anwesend waren, und die Manöver des Ritters, der Herzogin gegenüber, zu beobachten Gelegenheit hatten, meinten vor Lachen zu sterben. Der Ritter betrug sich wie der sentimentalste Affe und er führte diese Rolle mit einer solchen Konsequenz durch, daß die Herzogin sich immer mehr täuschen ließ, und wunderbarer Weise zuletzt gar nicht mehr daran zweifelte, daß der Ritter ihr mit demselben Verlangen entgegeneile, wie sie sich zu ihm hinübersehnte. Die Herzogin gestand sich, daß sie noch nie so geliebt worden sei. Alle ihre Jugendträume kehrten wieder; Alles was sie genossen, wurde auf's Neue bei ihr lebendig. Sie glaubte sich in jene Tage zurückversetzt, wo einst die Blüthe der französischen Jugend zu ihren Füßen lag, und in der Gestalt unseres Ritters erschienen ihr alle Männer,

Phrasen doch immer dieselben. „Der süße Gram“ und die „holde Noth“ machen sich in schlechtstylisirten Briefen und in erbärmlichen Rede-Floskeln Luft und die Faseleien der Liebe sind unerträglich. Erst da wird die Liebe interessant, wo sie rein-sinnlich auftritt. Die sinnlichen Engel auf Erden sind ganz leidliche und interessante Geschöpfe, aber die geschlechtslosen Engel im Himmel wollen wir dem lieben Gotte überlassen.

Alle Leute, heißt es in unsern Manuscripten, die seinerzeit auf dem Schlosse des Grafen anwesend waren, und die Manöver des Ritters, der Herzogin gegenüber, zu beobachten Gelegenheit hatten, meinten vor Lachen zu sterben. Der Ritter betrug sich wie der sentimentalste Affe und er führte diese Rolle mit einer solchen Konsequenz durch, daß die Herzogin sich immer mehr täuschen ließ, und wunderbarer Weise zuletzt gar nicht mehr daran zweifelte, daß der Ritter ihr mit demselben Verlangen entgegeneile, wie sie sich zu ihm hinübersehnte. Die Herzogin gestand sich, daß sie noch nie so geliebt worden sei. Alle ihre Jugendträume kehrten wieder; Alles was sie genossen, wurde auf’s Neue bei ihr lebendig. Sie glaubte sich in jene Tage zurückversetzt, wo einst die Blüthe der französischen Jugend zu ihren Füßen lag, und in der Gestalt unseres Ritters erschienen ihr alle Männer,

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[197/0203] Phrasen doch immer dieselben. „Der süße Gram“ und die „holde Noth“ machen sich in schlechtstylisirten Briefen und in erbärmlichen Rede-Floskeln Luft und die Faseleien der Liebe sind unerträglich. Erst da wird die Liebe interessant, wo sie rein-sinnlich auftritt. Die sinnlichen Engel auf Erden sind ganz leidliche und interessante Geschöpfe, aber die geschlechtslosen Engel im Himmel wollen wir dem lieben Gotte überlassen. Alle Leute, heißt es in unsern Manuscripten, die seinerzeit auf dem Schlosse des Grafen anwesend waren, und die Manöver des Ritters, der Herzogin gegenüber, zu beobachten Gelegenheit hatten, meinten vor Lachen zu sterben. Der Ritter betrug sich wie der sentimentalste Affe und er führte diese Rolle mit einer solchen Konsequenz durch, daß die Herzogin sich immer mehr täuschen ließ, und wunderbarer Weise zuletzt gar nicht mehr daran zweifelte, daß der Ritter ihr mit demselben Verlangen entgegeneile, wie sie sich zu ihm hinübersehnte. Die Herzogin gestand sich, daß sie noch nie so geliebt worden sei. Alle ihre Jugendträume kehrten wieder; Alles was sie genossen, wurde auf’s Neue bei ihr lebendig. Sie glaubte sich in jene Tage zurückversetzt, wo einst die Blüthe der französischen Jugend zu ihren Füßen lag, und in der Gestalt unseres Ritters erschienen ihr alle Männer,

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Zitationshilfe: Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weerth_schnapphahnski_1849/203>, abgerufen am 06.05.2024.