Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

Bild:
<< vorherige Seite


kahl fressen/ da er doch alle seine Jagten mit
einem paar guten Zwittern oder Bauerhun-
den bestreiten könte/ dz ist eine Sache/ die Ab-
mahlens werth ist. Uber dieß sind etliche so
gesinnet/ daß ehe sie einem Hunde was abge-
hen oder zu Leide thun liessen/ ehe schlügen sie
drey Knechte/ 6. Bauren und wohl gar das
beste Pferd in die Schantze/ und wenn man
hernach das Raben-Aaß beym Licht ansiehet/
so verdienet es kaum die Beine/ geschweige
das Fleisch und das liebe Brot. Eurylas
sagte; Ey mit den grossen Hunden geht es
wohl hin/ denn wenn sie sonst nichts nütze sind/
so dienen sie zum Staat. Es sieht gleichwol
prächtig/ wenn mann in ein Haus kömmt/
und solche schöne Thiere herumb lauffen sieht.
Und ich gesteh es/ wäre ich ein grosser Herr
worden/ ich hätte mich trefflich auf rare Hun-
de befliessen. Doch dieses ist ein erbärmlicher
Handel/ daß viel Leute ein halb Schock kleine
und unnütze Stubenklecker halten/ die nicht
wehrt sind/ daß man sie mit Heckerlinck mästet/
geschweige daß sie mit den delicatsten Süpp-
gen und müßergen sollen gefretzet werden/
welche man offt mit besserm Gewissen kran-
cken und nothleiden den Leuten zuwenden könte.
Jch kenne/ sagte er ferner/ eine vornehme

Frau/


kahl freſſen/ da er doch alle ſeine Jagten mit
einem paar guten Zwittern oder Bauerhun-
den beſtreiten koͤnte/ dz iſt eine Sache/ die Ab-
mahlens werth iſt. Uber dieß ſind etliche ſo
geſinnet/ daß ehe ſie einem Hunde was abge-
hen oder zu Leide thun lieſſen/ ehe ſchluͤgen ſie
drey Knechte/ 6. Bauren und wohl gar das
beſte Pferd in die Schantze/ und wenn man
hernach das Raben-Aaß beym Licht anſiehet/
ſo verdienet es kaum die Beine/ geſchweige
das Fleiſch und das liebe Brot. Eurylas
ſagte; Ey mit den groſſen Hunden geht es
wohl hin/ denn wenn ſie ſonſt nichts nuͤtze ſind/
ſo dienen ſie zum Staat. Es ſieht gleichwol
praͤchtig/ wenn mann in ein Haus koͤmmt/
und ſolche ſchoͤne Thiere herumb lauffen ſieht.
Und ich geſteh es/ waͤre ich ein groſſer Herr
worden/ ich haͤtte mich trefflich auf rare Hun-
de beflieſſen. Doch dieſes iſt ein erbaͤrmlicher
Handel/ daß viel Leute ein halb Schock kleine
und unnuͤtze Stubenklecker halten/ die nicht
wehꝛt ſind/ daß man ſie mit Heckeꝛlinck maͤſtet/
geſchweige daß ſie mit den delicatſten Suͤpp-
gen und muͤßergen ſollen gefretzet werden/
welche man offt mit beſſerm Gewiſſen kran-
cken und nothleiden den Leuten zuwenden koͤnte.
Jch kenne/ ſagte er ferner/ eine vornehme

Frau/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0302" n="296"/><lb/>
kahl fre&#x017F;&#x017F;en/ da er doch alle &#x017F;eine Jagten mit<lb/>
einem paar guten Zwittern oder Bauerhun-<lb/>
den be&#x017F;treiten ko&#x0364;nte/ dz i&#x017F;t eine Sache/ die Ab-<lb/>
mahlens werth i&#x017F;t. Uber dieß &#x017F;ind etliche &#x017F;o<lb/>
ge&#x017F;innet/ daß ehe &#x017F;ie einem Hunde was abge-<lb/>
hen oder zu Leide thun lie&#x017F;&#x017F;en/ ehe &#x017F;chlu&#x0364;gen &#x017F;ie<lb/>
drey Knechte/ 6. Bauren und wohl gar das<lb/>
be&#x017F;te Pferd in die Schantze/ und wenn man<lb/>
hernach das Raben-Aaß beym Licht an&#x017F;iehet/<lb/>
&#x017F;o verdienet es kaum die Beine/ ge&#x017F;chweige<lb/>
das Flei&#x017F;ch und das liebe Brot. <hi rendition="#aq">Eurylas</hi><lb/>
&#x017F;agte; Ey mit den gro&#x017F;&#x017F;en Hunden geht es<lb/>
wohl hin/ denn wenn &#x017F;ie &#x017F;on&#x017F;t nichts nu&#x0364;tze &#x017F;ind/<lb/>
&#x017F;o dienen &#x017F;ie zum Staat. Es &#x017F;ieht gleichwol<lb/>
pra&#x0364;chtig/ wenn mann in ein Haus ko&#x0364;mmt/<lb/>
und &#x017F;olche &#x017F;cho&#x0364;ne Thiere herumb lauffen &#x017F;ieht.<lb/>
Und ich ge&#x017F;teh es/ wa&#x0364;re ich ein gro&#x017F;&#x017F;er Herr<lb/>
worden/ ich ha&#x0364;tte mich trefflich auf <hi rendition="#aq">rare</hi> Hun-<lb/>
de beflie&#x017F;&#x017F;en. Doch die&#x017F;es i&#x017F;t ein erba&#x0364;rmlicher<lb/>
Handel/ daß viel Leute ein halb Schock kleine<lb/>
und unnu&#x0364;tze Stubenklecker halten/ die nicht<lb/>
weh&#xA75B;t &#x017F;ind/ daß man &#x017F;ie mit Hecke&#xA75B;linck ma&#x0364;&#x017F;tet/<lb/>
ge&#x017F;chweige daß &#x017F;ie mit den <hi rendition="#aq">delicat</hi>&#x017F;ten Su&#x0364;pp-<lb/>
gen und mu&#x0364;ßergen &#x017F;ollen gefretzet werden/<lb/>
welche man offt mit be&#x017F;&#x017F;erm Gewi&#x017F;&#x017F;en kran-<lb/>
cken und nothleiden den Leuten zuwenden ko&#x0364;nte.<lb/>
Jch kenne/ &#x017F;agte er ferner/ eine vornehme<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Frau/</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[296/0302] kahl freſſen/ da er doch alle ſeine Jagten mit einem paar guten Zwittern oder Bauerhun- den beſtreiten koͤnte/ dz iſt eine Sache/ die Ab- mahlens werth iſt. Uber dieß ſind etliche ſo geſinnet/ daß ehe ſie einem Hunde was abge- hen oder zu Leide thun lieſſen/ ehe ſchluͤgen ſie drey Knechte/ 6. Bauren und wohl gar das beſte Pferd in die Schantze/ und wenn man hernach das Raben-Aaß beym Licht anſiehet/ ſo verdienet es kaum die Beine/ geſchweige das Fleiſch und das liebe Brot. Eurylas ſagte; Ey mit den groſſen Hunden geht es wohl hin/ denn wenn ſie ſonſt nichts nuͤtze ſind/ ſo dienen ſie zum Staat. Es ſieht gleichwol praͤchtig/ wenn mann in ein Haus koͤmmt/ und ſolche ſchoͤne Thiere herumb lauffen ſieht. Und ich geſteh es/ waͤre ich ein groſſer Herr worden/ ich haͤtte mich trefflich auf rare Hun- de beflieſſen. Doch dieſes iſt ein erbaͤrmlicher Handel/ daß viel Leute ein halb Schock kleine und unnuͤtze Stubenklecker halten/ die nicht wehꝛt ſind/ daß man ſie mit Heckeꝛlinck maͤſtet/ geſchweige daß ſie mit den delicatſten Suͤpp- gen und muͤßergen ſollen gefretzet werden/ welche man offt mit beſſerm Gewiſſen kran- cken und nothleiden den Leuten zuwenden koͤnte. Jch kenne/ ſagte er ferner/ eine vornehme Frau/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Bei der Ausgabe handelt es sich um die 2. Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/302
Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/302>, abgerufen am 28.04.2024.