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Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

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Frau/ die lebt sonst sehr prächtig und kostbar;
Allein in ihrem Zimmer ist ein Stanck von
Hunden/ daß man eher einen Schinder/ als
etwas rechtschaffenes da suchen solte. Hierauff
sagte ein ander/ diese Thorheit gehet noch hin-
Allein wo man die Meerschweingen/ Canini-
chen/ Eichhörngen/ und ander solch Gezichte
in Stuben und Cammern hegt/ davon ein Ge-
stanck entstehet/ als wäre man in die tieffste
Schundgrube gefallen/ das giebet ansehnli-
chen und grossen Leuten schlechte reputation.
Florindo
konte dieß wieder nicht leiden. Was
sagte er/ soll vornehmen Leuten alle Ergetzlig-
keit zur Thorheit gemacht werden? Jch ge-
steh es/ daß mich keine curiosität so sehr [a]ffi-
cirt,
als wenn ich solche Thiere zahm und ge-
wohnet sehe/ die sonsten wild und furchtsam
seyn. Jener replicirte/ er wolte niemanden
seine Lust abdisputiren. Dieses verwunder-
te ihn nur/ daß etliche ihre Lust zur Unlust/ und
ihr divertissement zu lauter Gestanck mach-
ten. Doch sagte er/ es ist Gottes Ordnung
so wunderlich/ daß reiche Leute auch ihre liebe
Noth haben müssen. Wer sich in der Schule
mit Kindern blacken muß/ der wird vor unglück-
selig außgeschrien/ weil er von den selben/ ich
weiß nit was lauffle sen muß/ und, es nähme

manch
N v


Frau/ die lebt ſonſt ſehr praͤchtig und koſtbar;
Allein in ihrem Zimmer iſt ein Stanck von
Hunden/ daß man eher einen Schinder/ als
etwas rechtſchaffenes da ſuchen ſolte. Hierauff
ſagte ein ander/ dieſe Thorheit gehet noch hin-
Allein wo man die Meerſchweingen/ Canini-
chen/ Eichhoͤrngen/ und ander ſolch Gezichte
in Stuben und Cam̃ern hegt/ davon ein Ge-
ſtanck entſtehet/ als waͤre man in die tieffſte
Schundgrube gefallen/ das giebet anſehnli-
chen und groſſen Leuten ſchlechte reputation.
Florindo
konte dieß wieder nicht leiden. Was
ſagte er/ ſoll vornehmen Leuten alle Ergetzlig-
keit zur Thorheit gemacht werden? Jch ge-
ſteh es/ daß mich keine curioſitaͤt ſo ſehr [a]ffi-
cirt,
als wenn ich ſolche Thiere zahm und ge-
wohnet ſehe/ die ſonſten wild und furchtſam
ſeyn. Jener replicirte/ er wolte niemanden
ſeine Luſt abdiſputiren. Dieſes verwunder-
te ihn nur/ daß etliche ihre Luſt zur Unluſt/ und
ihr divertiſſement zu lauter Geſtanck mach-
ten. Doch ſagte er/ es iſt Gottes Ordnung
ſo wunderlich/ daß reiche Leute auch ihre liebe
Noth haben muͤſſen. Wer ſich in der Schule
mit Kindern blackẽ muß/ deꝛ wird vor ungluͤck-
ſelig außgeſchrien/ weil er von den ſelben/ ich
weiß nit was lauffle ſen muß/ und, es naͤhme

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[297/0303] Frau/ die lebt ſonſt ſehr praͤchtig und koſtbar; Allein in ihrem Zimmer iſt ein Stanck von Hunden/ daß man eher einen Schinder/ als etwas rechtſchaffenes da ſuchen ſolte. Hierauff ſagte ein ander/ dieſe Thorheit gehet noch hin- Allein wo man die Meerſchweingen/ Canini- chen/ Eichhoͤrngen/ und ander ſolch Gezichte in Stuben und Cam̃ern hegt/ davon ein Ge- ſtanck entſtehet/ als waͤre man in die tieffſte Schundgrube gefallen/ das giebet anſehnli- chen und groſſen Leuten ſchlechte reputation. Florindo konte dieß wieder nicht leiden. Was ſagte er/ ſoll vornehmen Leuten alle Ergetzlig- keit zur Thorheit gemacht werden? Jch ge- ſteh es/ daß mich keine curioſitaͤt ſo ſehr affi- cirt, als wenn ich ſolche Thiere zahm und ge- wohnet ſehe/ die ſonſten wild und furchtſam ſeyn. Jener replicirte/ er wolte niemanden ſeine Luſt abdiſputiren. Dieſes verwunder- te ihn nur/ daß etliche ihre Luſt zur Unluſt/ und ihr divertiſſement zu lauter Geſtanck mach- ten. Doch ſagte er/ es iſt Gottes Ordnung ſo wunderlich/ daß reiche Leute auch ihre liebe Noth haben muͤſſen. Wer ſich in der Schule mit Kindern blackẽ muß/ deꝛ wird vor ungluͤck- ſelig außgeſchrien/ weil er von den ſelben/ ich weiß nit was lauffle ſen muß/ und, es naͤhme manch N v

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/303>, abgerufen am 28.03.2024.