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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Achtes dutzent.
Höflich auffgezogen käme/
Und entweder ihre hand
Solches nicht vor willen nähme/
Oder mir zum überdruß
Träte sie es untern fuß.

6. Ey/ wie würd ich da bestehn/
Daß ich armer diebel solte
So bezahlt nach hause gehn/
Wann ich courtisiren wolte?
Nein/ ich gebe mich nicht bloß/
Meine scham ist viel zu groß.
7. Alle leute wiesen ja
Mit den fingern/ wo ich stünde;
Seht doch/ seht den kerlen da
Mit dem schönen angebinde/
Seht doch/ seht wie er sich ziert
Und den rotz ans schienbein schmirt.
8. Dieses geh ich endlich ein/
Wo das böse donner-hertze
Will schier künfftig frömmer seyn/
Nun so schwer ich nicht im schertze
Bey dem schacht und damen-spiel/
Daß ich sie noch binden will.
IX.
Gut gemeynt/ übel gerathen.
ACh weh ich armes kind!
Was vor ein labyrinth
Verwirt mir die gedancken?
Da muß ich ungefähr
Bald hin bald wieder her/
Als wie ein schilffrohr wancken.
2. Jst diß der schöne grund/
Darauff
K 5

Achtes dutzent.
Hoͤflich auffgezogen kaͤme/
Und entweder ihre hand
Solches nicht vor willen naͤhme/
Oder mir zum uͤberdruß
Traͤte ſie es untern fuß.

6. Ey/ wie wuͤrd ich da beſtehn/
Daß ich armer diebel ſolte
So bezahlt nach hauſe gehn/
Wann ich courtiſiren wolte?
Nein/ ich gebe mich nicht bloß/
Meine ſcham iſt viel zu groß.
7. Alle leute wieſen ja
Mit den fingern/ wo ich ſtuͤnde;
Seht doch/ ſeht den kerlen da
Mit dem ſchoͤnen angebinde/
Seht doch/ ſeht wie er ſich ziert
Und den rotz ans ſchienbein ſchmirt.
8. Dieſes geh ich endlich ein/
Wo das boͤſe donner-hertze
Will ſchier kuͤnfftig froͤmmer ſeyn/
Nun ſo ſchwer ich nicht im ſchertze
Bey dem ſchacht und damen-ſpiel/
Daß ich ſie noch binden will.
IX.
Gut gemeynt/ uͤbel gerathen.
ACh weh ich armes kind!
Was vor ein labyrinth
Verwirt mir die gedancken?
Da muß ich ungefaͤhr
Bald hin bald wieder her/
Als wie ein ſchilffrohr wancken.
2. Jſt diß der ſchoͤne grund/
Darauff
K 5
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[153/0169] Achtes dutzent. Hoͤflich auffgezogen kaͤme/ Und entweder ihre hand Solches nicht vor willen naͤhme/ Oder mir zum uͤberdruß Traͤte ſie es untern fuß. 6. Ey/ wie wuͤrd ich da beſtehn/ Daß ich armer diebel ſolte So bezahlt nach hauſe gehn/ Wann ich courtiſiren wolte? Nein/ ich gebe mich nicht bloß/ Meine ſcham iſt viel zu groß. 7. Alle leute wieſen ja Mit den fingern/ wo ich ſtuͤnde; Seht doch/ ſeht den kerlen da Mit dem ſchoͤnen angebinde/ Seht doch/ ſeht wie er ſich ziert Und den rotz ans ſchienbein ſchmirt. 8. Dieſes geh ich endlich ein/ Wo das boͤſe donner-hertze Will ſchier kuͤnfftig froͤmmer ſeyn/ Nun ſo ſchwer ich nicht im ſchertze Bey dem ſchacht und damen-ſpiel/ Daß ich ſie noch binden will. IX. Gut gemeynt/ uͤbel gerathen. ACh weh ich armes kind! Was vor ein labyrinth Verwirt mir die gedancken? Da muß ich ungefaͤhr Bald hin bald wieder her/ Als wie ein ſchilffrohr wancken. 2. Jſt diß der ſchoͤne grund/ Darauff K 5

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/169>, abgerufen am 11.05.2024.