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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Fünffte Handlung.
Pick. Hör auff/ du trampel thier! du zehlst zu viel/
zu viel/ zu viel.
Drom. Wie heiß ich nun?
Pick. Du dieb/ du kanst über drey zehlen/ sonst wolt
ich dirs wohl sagen.
Rod. Dromo/ wie lange sollen wir warten?
Pick. Da bin ich/ Herr!
Rod. Weist du auch/ was du verdient hast?
Pick. Da ich ein häscher war/ verdiente ich des tages
18 pfenning/ nun hab ich im hundeloch der schlan-
gen und kröten gehütet/ darvor weiß ich nicht/ was
die gebühr ist.
Rod. Die gebühr ist leicht auszurechnen/ du hast mul-
tiplicirt/ wann der hencker dividirt/ so kommt das
facit an galgen.
Pick. Von dieser rechnung weiß Adam Riese nichts.
Rod. Desto mehr sollst du davon wissen.
Pick. Jch weiß nicht/ was das ding heissen soll.
Rod. Mit einem worte/ du sollst hencken.
Pick. Jch kan aber meinen hals nicht entrathen.
Rod. Doch wir können einen solchen vogel wohl ent-
rathen.
Pick. Ach wär ich ein vogel/ so wolte ich mir ein storch-
nest auf die höchste linden bauen/ daß mich kein
mensch erreichen solte.
Rod. Dein nest sol hoch genug werden.
Pick. Aber zum element/ wo steck ich dann mein fres-
sen und sauffen hinein/ der bauch will gleichwohl
das seinige haben?
Rod. Da magst du darvor sorgen.
Pick. Am besten wär es/ die possen blieben gar nach.
Rod. Das urtheil ist fertig/ in zwey stunden bist du
so
S 3
Fuͤnffte Handlung.
Pick. Hoͤr auff/ du trampel thier! du zehlſt zu viel/
zu viel/ zu viel.
Drom. Wie heiß ich nun?
Pick. Du dieb/ du kanſt uͤber drey zehlen/ ſonſt wolt
ich dirs wohl ſagen.
Rod. Dromo/ wie lange ſollen wir warten?
Pick. Da bin ich/ Herr!
Rod. Weiſt du auch/ was du verdient haſt?
Pick. Da ich ein haͤſcher war/ verdiente ich des tages
18 pfenning/ nun hab ich im hundeloch der ſchlan-
gen und kroͤten gehuͤtet/ darvor weiß ich nicht/ was
die gebuͤhr iſt.
Rod. Die gebuͤhr iſt leicht auszurechnen/ du haſt mul-
tiplicirt/ wann der hencker dividirt/ ſo kommt das
facit an galgen.
Pick. Von dieſer rechnung weiß Adam Rieſe nichts.
Rod. Deſto mehr ſollſt du davon wiſſen.
Pick. Jch weiß nicht/ was das ding heiſſen ſoll.
Rod. Mit einem worte/ du ſollſt hencken.
Pick. Jch kan aber meinen hals nicht entrathen.
Rod. Doch wir koͤnnen einen ſolchen vogel wohl ent-
rathen.
Pick. Ach waͤr ich ein vogel/ ſo wolte ich mir ein ſtorch-
neſt auf die hoͤchſte linden bauen/ daß mich kein
menſch erreichen ſolte.
Rod. Dein neſt ſol hoch genug werden.
Pick. Aber zum element/ wo ſteck ich dann mein freſ-
ſen und ſauffen hinein/ der bauch will gleichwohl
das ſeinige haben?
Rod. Da magſt du darvor ſorgen.
Pick. Am beſten waͤr es/ die poſſen blieben gar nach.
Rod. Das urtheil iſt fertig/ in zwey ſtunden biſt du
ſo
S 3
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[277/0293] Fuͤnffte Handlung. Pick. Hoͤr auff/ du trampel thier! du zehlſt zu viel/ zu viel/ zu viel. Drom. Wie heiß ich nun? Pick. Du dieb/ du kanſt uͤber drey zehlen/ ſonſt wolt ich dirs wohl ſagen. Rod. Dromo/ wie lange ſollen wir warten? Pick. Da bin ich/ Herr! Rod. Weiſt du auch/ was du verdient haſt? Pick. Da ich ein haͤſcher war/ verdiente ich des tages 18 pfenning/ nun hab ich im hundeloch der ſchlan- gen und kroͤten gehuͤtet/ darvor weiß ich nicht/ was die gebuͤhr iſt. Rod. Die gebuͤhr iſt leicht auszurechnen/ du haſt mul- tiplicirt/ wann der hencker dividirt/ ſo kommt das facit an galgen. Pick. Von dieſer rechnung weiß Adam Rieſe nichts. Rod. Deſto mehr ſollſt du davon wiſſen. Pick. Jch weiß nicht/ was das ding heiſſen ſoll. Rod. Mit einem worte/ du ſollſt hencken. Pick. Jch kan aber meinen hals nicht entrathen. Rod. Doch wir koͤnnen einen ſolchen vogel wohl ent- rathen. Pick. Ach waͤr ich ein vogel/ ſo wolte ich mir ein ſtorch- neſt auf die hoͤchſte linden bauen/ daß mich kein menſch erreichen ſolte. Rod. Dein neſt ſol hoch genug werden. Pick. Aber zum element/ wo ſteck ich dann mein freſ- ſen und ſauffen hinein/ der bauch will gleichwohl das ſeinige haben? Rod. Da magſt du darvor ſorgen. Pick. Am beſten waͤr es/ die poſſen blieben gar nach. Rod. Das urtheil iſt fertig/ in zwey ſtunden biſt du ſo S 3

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/293>, abgerufen am 20.05.2024.