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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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3. Du allerliebstes kind/ wo ist die werthe hand/
Die sich vor dieser zeit umb meine finger wand?
Hat sie mich gnug gedrückt/ mein hertz/ und soll ich nun
Jn deiner gegenwart nicht mehr so freundlich thun?
4. Wo ist das liebe ding/ die süsse Marilis/
Die ihren diener sonst so fein willkommen hieß?
Du bist es warlich nicht dein ansehn das mich plagt/
Hat meine blödigkeit fast aus der welt gejagt.
5. Ach kan ein mädgen auch ein bißgen böse seyn/
Und nimmt der eyfer auch die jungfer-hertzen ein?
Jch hätt es nicht vermeynt/ dieweil betrübt und schön/
Belieblich und erzürnt nicht wohl beysammen stehn.
6. Nun fühl ich deinen zorn der mir den tag zur nacht/
Die nacht zu lauter angst/ die angst zur speise macht.
Ach meine Marilis/ hab ich dir was gethan?
Wie? oder stellst du dich also zum possen an.
7. Jch höre doch nicht auf dir an die hand zu gehn/
Und wilst du meine pflicht aus boßheit nicht verstehn;
So weiß ich daß der trost in meinem hertzen grünt/
Jch habe deinen zorn mit willen nicht verdient.
V.
Der getreue haus-knecht.
JCh armer haus-knecht habe nun
Mein ämptgen angenommen/
Nun muß ich helffen wirthlich thun
Wenn frembde gäste kommen/
Sonst werd ich wieder weggejagt
Von meiner lieben jungen magd.
2. Jch geh und lasse mich durchaus
Die mühe nicht beschweren/
Und solt ich funffzehenmahl das hauß
Jn einem tage kehren:
Denn wenn mich ja die arbeit plagt/
So denck ich an die junge magd.
3. Die
3. Du allerliebſtes kind/ wo iſt die werthe hand/
Die ſich vor dieſer zeit umb meine finger wand?
Hat ſie mich gnug gedruͤckt/ mein hertz/ und ſoll ich nun
Jn deiner gegenwart nicht mehr ſo freundlich thun?
4. Wo iſt das liebe ding/ die ſuͤſſe Marilis/
Die ihren diener ſonſt ſo fein willkommen hieß?
Du biſt es warlich nicht dein anſehn das mich plagt/
Hat meine bloͤdigkeit faſt aus der welt gejagt.
5. Ach kan ein maͤdgen auch ein bißgen boͤſe ſeyn/
Und nim̃t der eyfer auch die jungfer-hertzen ein?
Jch haͤtt es nicht vermeynt/ dieweil betruͤbt und ſchoͤn/
Belieblich und erzuͤrnt nicht wohl beyſammen ſtehn.
6. Nun fuͤhl ich deinen zorn der mir den tag zur nacht/
Die nacht zu lauter angſt/ die angſt zur ſpeiſe macht.
Ach meine Marilis/ hab ich dir was gethan?
Wie? oder ſtellſt du dich alſo zum poſſen an.
7. Jch hoͤre doch nicht auf dir an die hand zu gehn/
Und wilſt du meine pflicht aus boßheit nicht verſtehn;
So weiß ich daß der troſt in meinem hertzen gruͤnt/
Jch habe deinen zorn mit willen nicht verdient.
V.
Der getreue haus-knecht.
JCh armer haus-knecht habe nun
Mein aͤmptgen angenommen/
Nun muß ich helffen wirthlich thun
Wenn frembde gaͤſte kommen/
Sonſt werd ich wieder weggejagt
Von meiner lieben jungen magd.
2. Jch geh und laſſe mich durchaus
Die muͤhe nicht beſchweren/
Und ſolt ich funffzehenmahl das hauß
Jn einem tage kehren:
Denn wenn mich ja die arbeit plagt/
So denck ich an die junge magd.
3. Die
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[0040] 3. Du allerliebſtes kind/ wo iſt die werthe hand/ Die ſich vor dieſer zeit umb meine finger wand? Hat ſie mich gnug gedruͤckt/ mein hertz/ und ſoll ich nun Jn deiner gegenwart nicht mehr ſo freundlich thun? 4. Wo iſt das liebe ding/ die ſuͤſſe Marilis/ Die ihren diener ſonſt ſo fein willkommen hieß? Du biſt es warlich nicht dein anſehn das mich plagt/ Hat meine bloͤdigkeit faſt aus der welt gejagt. 5. Ach kan ein maͤdgen auch ein bißgen boͤſe ſeyn/ Und nim̃t der eyfer auch die jungfer-hertzen ein? Jch haͤtt es nicht vermeynt/ dieweil betruͤbt und ſchoͤn/ Belieblich und erzuͤrnt nicht wohl beyſammen ſtehn. 6. Nun fuͤhl ich deinen zorn der mir den tag zur nacht/ Die nacht zu lauter angſt/ die angſt zur ſpeiſe macht. Ach meine Marilis/ hab ich dir was gethan? Wie? oder ſtellſt du dich alſo zum poſſen an. 7. Jch hoͤre doch nicht auf dir an die hand zu gehn/ Und wilſt du meine pflicht aus boßheit nicht verſtehn; So weiß ich daß der troſt in meinem hertzen gruͤnt/ Jch habe deinen zorn mit willen nicht verdient. V. Der getreue haus-knecht. JCh armer haus-knecht habe nun Mein aͤmptgen angenommen/ Nun muß ich helffen wirthlich thun Wenn frembde gaͤſte kommen/ Sonſt werd ich wieder weggejagt Von meiner lieben jungen magd. 2. Jch geh und laſſe mich durchaus Die muͤhe nicht beſchweren/ Und ſolt ich funffzehenmahl das hauß Jn einem tage kehren: Denn wenn mich ja die arbeit plagt/ So denck ich an die junge magd. 3. Die

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/40>, abgerufen am 27.04.2024.