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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Uberflüssiger gedancken
7. Der Himmel sey ihr ferner gut/
Und gebe sein gedeyen
Zu allem was sie thut/
So werd ich gleichfals mich erfreuen
Und werd ohn allen schein
Jhr auffzuwarten mühsam seyn.
XII.
Als er vor betrübten Liebes-Grillen nicht
schlaffen konnte.
Jtzt ruht und schläfft die gantze welt
Was see und feld
Jn den verliebten armen hält.
Nur ich empfinde keine ruh/
Und bringe nicht ein auge zu.
Dann weil der tag zu ende geht/
Eh meine sonne vor mir steht/
So bricht der abend auch herein/
Und muß gedoppelt finster seyn.
2. Jch habe lange nacht
Umsonst gewacht/
Und meinem schmertzen nachgedacht/
Wiewol je mehr ich dencken muß/
Je mehr empfind ich überdruß/
Weil niemand die erwünschte bahn
Zu meiner hoffnung finden kan/
Und dannoch hab ich diesen trieb
Der traurigen gedancken lieb.
3. Jch bin verliebt in meine pein/
Und nicht allein
Jn ihren hochgeschätzten schein:
Denn wann der schlaff ein sanfftes ziel
Jn meinen sorgen setzen will/
So
Uberfluͤſſiger gedancken
7. Der Himmel ſey ihr ferner gut/
Und gebe ſein gedeyen
Zu allem was ſie thut/
So werd ich gleichfals mich erfreuen
Und werd ohn allen ſchein
Jhr auffzuwarten muͤhſam ſeyn.
XII.
Als er vor betruͤbten Liebes-Grillen nicht
ſchlaffen konnte.
Jtzt ruht und ſchlaͤfft die gantze welt
Was ſee und feld
Jn den verliebten armen haͤlt.
Nur ich empfinde keine ruh/
Und bringe nicht ein auge zu.
Dann weil der tag zu ende geht/
Eh meine ſonne vor mir ſteht/
So bricht der abend auch herein/
Und muß gedoppelt finſter ſeyn.
2. Jch habe lange nacht
Umſonſt gewacht/
Und meinem ſchmertzen nachgedacht/
Wiewol je mehr ich dencken muß/
Je mehr empfind ich uͤberdruß/
Weil niemand die erwuͤnſchte bahn
Zu meiner hoffnung finden kan/
Und dannoch hab ich dieſen trieb
Der traurigen gedancken lieb.
3. Jch bin verliebt in meine pein/
Und nicht allein
Jn ihren hochgeſchaͤtzten ſchein:
Denn wann der ſchlaff ein ſanfftes ziel
Jn meinen ſorgen ſetzen will/
So
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[43[34]/0050] Uberfluͤſſiger gedancken 7. Der Himmel ſey ihr ferner gut/ Und gebe ſein gedeyen Zu allem was ſie thut/ So werd ich gleichfals mich erfreuen Und werd ohn allen ſchein Jhr auffzuwarten muͤhſam ſeyn. XII. Als er vor betruͤbten Liebes-Grillen nicht ſchlaffen konnte. Jtzt ruht und ſchlaͤfft die gantze welt Was ſee und feld Jn den verliebten armen haͤlt. Nur ich empfinde keine ruh/ Und bringe nicht ein auge zu. Dann weil der tag zu ende geht/ Eh meine ſonne vor mir ſteht/ So bricht der abend auch herein/ Und muß gedoppelt finſter ſeyn. 2. Jch habe lange nacht Umſonſt gewacht/ Und meinem ſchmertzen nachgedacht/ Wiewol je mehr ich dencken muß/ Je mehr empfind ich uͤberdruß/ Weil niemand die erwuͤnſchte bahn Zu meiner hoffnung finden kan/ Und dannoch hab ich dieſen trieb Der traurigen gedancken lieb. 3. Jch bin verliebt in meine pein/ Und nicht allein Jn ihren hochgeſchaͤtzten ſchein: Denn wann der ſchlaff ein ſanfftes ziel Jn meinen ſorgen ſetzen will/ So

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 43[34]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/50>, abgerufen am 28.04.2024.