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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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anderes dutzent.
So stellt sich meine mattigkeit
Noch immer in den gegenstreit/
Biß sich ein traum ins hertze spielt/
Daß er mir die gedancken stielt.

4. Jn diesem schatten kömmet mir
Die liebste zier
Jn ihrer höchsten schönheit für/
Und stralt mein hertz dermassen an/
Daß ich es kaum vertragen kan;
Jedoch wann ich ein gleiches spiel
Mit meinen armen machen will/
So greiff ich an die kalte wand/
Und sie entwischt mir aus der hand.
5. Jtzt sehn ich mich nach meiner ruh/
Und schliesse nu
Die augen vor mir selber zu/
Komm wieder/ komm du süsser traum/
Und mache meiner wollust raum!
Denn wird der kummer nicht gestillt
Durch ein erdichtes schatten-bild/
So weicht auff eine kleine zeit
Zum minsten die empfindligkeit.
6. Ach aber ach es geht nicht an!
Daß ich daran
Ein rechtes labsal haben kan.
Mein schmertzen geht mir viel zu nah/
Ach wäre nur der morgen da/
Vielleicht ist diß der liebe tag
Da ich mich wieder rühmen mag/
Daß eine die mich sonst betrübt/
Mir ruh und leben wieder giebt
Uber-
C 2

anderes dutzent.
So ſtellt ſich meine mattigkeit
Noch immer in den gegenſtreit/
Biß ſich ein traum ins hertze ſpielt/
Daß er mir die gedancken ſtielt.

4. Jn dieſem ſchatten koͤmmet mir
Die liebſte zier
Jn ihrer hoͤchſten ſchoͤnheit fuͤr/
Und ſtralt mein hertz dermaſſen an/
Daß ich es kaum vertragen kan;
Jedoch wann ich ein gleiches ſpiel
Mit meinen armen machen will/
So greiff ich an die kalte wand/
Und ſie entwiſcht mir aus der hand.
5. Jtzt ſehn ich mich nach meiner ruh/
Und ſchlieſſe nu
Die augen vor mir ſelber zu/
Komm wieder/ komm du ſuͤſſer traum/
Und mache meiner wolluſt raum!
Denn wird der kummer nicht geſtillt
Durch ein erdichtes ſchatten-bild/
So weicht auff eine kleine zeit
Zum minſten die empfindligkeit.
6. Ach aber ach es geht nicht an!
Daß ich daran
Ein rechtes labſal haben kan.
Mein ſchmertzen geht mir viel zu nah/
Ach waͤre nur der morgen da/
Vielleicht iſt diß der liebe tag
Da ich mich wieder ruͤhmen mag/
Daß eine die mich ſonſt betruͤbt/
Mir ruh und leben wieder giebt
Uber-
C 2
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[35/0051] anderes dutzent. So ſtellt ſich meine mattigkeit Noch immer in den gegenſtreit/ Biß ſich ein traum ins hertze ſpielt/ Daß er mir die gedancken ſtielt. 4. Jn dieſem ſchatten koͤmmet mir Die liebſte zier Jn ihrer hoͤchſten ſchoͤnheit fuͤr/ Und ſtralt mein hertz dermaſſen an/ Daß ich es kaum vertragen kan; Jedoch wann ich ein gleiches ſpiel Mit meinen armen machen will/ So greiff ich an die kalte wand/ Und ſie entwiſcht mir aus der hand. 5. Jtzt ſehn ich mich nach meiner ruh/ Und ſchlieſſe nu Die augen vor mir ſelber zu/ Komm wieder/ komm du ſuͤſſer traum/ Und mache meiner wolluſt raum! Denn wird der kummer nicht geſtillt Durch ein erdichtes ſchatten-bild/ So weicht auff eine kleine zeit Zum minſten die empfindligkeit. 6. Ach aber ach es geht nicht an! Daß ich daran Ein rechtes labſal haben kan. Mein ſchmertzen geht mir viel zu nah/ Ach waͤre nur der morgen da/ Vielleicht iſt diß der liebe tag Da ich mich wieder ruͤhmen mag/ Daß eine die mich ſonſt betruͤbt/ Mir ruh und leben wieder giebt Uber- C 2

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/51>, abgerufen am 12.05.2024.