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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Der beschützten Unschuld
Soph. Wer hat es denn gewiß gemacht?
Leon. Schweige davor/ sonst muß ich dich vor mei-
ne verrätherin halten.
(Sophie seufftzet/ Flavio kömmt.)
Flav. Wie wils/ angenehmste Leonore/ sind keine
schreiben aus Franckreich kommen?
Leon. Jch habe noch nichts gesehn.
Flav. Es nimmt mich wunder.
Leon. Und ich weiß nicht was ich mir einbilden soll.
Flav. Solte ihm ein unfall zugestossen seyn.
Leon. Meine gedancken werden am besten zutreffen.
Flav. Was vor gedancken?
Leon. Daß er mit dem vaterlande alle bekand-
schafft verlassen werde.
Flav. Jch hoffe noch das beste.
Leon. Es wird eine gattung von der hoffnung seyn/
die zuschanden wird.
Flav. Die zeit wird es eröffnen.
Leon. Zu unserm schaden.
Flav. GOtt verhüte solches! Camillo würde ohne
schaden nicht davon kommen.
Leon. Unterdessen müssen die unschuldigen geqvä-
let werden.
Flav. Sie gebe sich zufrieden. Man darff nicht
vor der zeit verzweiffeln.
Leon. Ach diese verzweiffelung hat sich nicht vor
der zeit angefangen.
Soph. Es wundert mich/ daß Poncinello nicht
nach der post fragt.
Flav. Jch sehe den leichtfertigen vogel nicht/ er
wird nicht ruhen biß die zwey ducaten versoffen sind.
Soph.
Der beſchuͤtzten Unſchuld
Soph. Wer hat es denn gewiß gemacht?
Leon. Schweige davor/ ſonſt muß ich dich vor mei-
ne verraͤtherin halten.
(Sophie ſeufftzet/ Flavio koͤmmt.)
Flav. Wie wils/ angenehmſte Leonore/ ſind keine
ſchreiben aus Franckreich kommen?
Leon. Jch habe noch nichts geſehn.
Flav. Es nimmt mich wunder.
Leon. Und ich weiß nicht was ich mir einbilden ſoll.
Flav. Solte ihm ein unfall zugeſtoſſen ſeyn.
Leon. Meine gedancken werden am beſtẽ zutreffen.
Flav. Was vor gedancken?
Leon. Daß er mit dem vaterlande alle bekand-
ſchafft verlaſſen werde.
Flav. Jch hoffe noch das beſte.
Leon. Es wird eine gattung von der hoffnung ſeyn/
die zuſchanden wird.
Flav. Die zeit wird es eroͤffnen.
Leon. Zu unſerm ſchaden.
Flav. GOtt verhuͤte ſolches! Camillo wuͤrde ohne
ſchaden nicht davon kommen.
Leon. Unterdeſſen muͤſſen die unſchuldigen geqvaͤ-
let werden.
Flav. Sie gebe ſich zufrieden. Man darff nicht
vor der zeit verzweiffeln.
Leon. Ach dieſe verzweiffelung hat ſich nicht vor
der zeit angefangen.
Soph. Es wundert mich/ daß Poncinello nicht
nach der poſt fragt.
Flav. Jch ſehe den leichtfertigen vogel nicht/ er
wird nicht ruhen biß die zwey ducaten verſoffen ſind.
Soph.
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[500/0516] Der beſchuͤtzten Unſchuld Soph. Wer hat es denn gewiß gemacht? Leon. Schweige davor/ ſonſt muß ich dich vor mei- ne verraͤtherin halten. (Sophie ſeufftzet/ Flavio koͤmmt.) Flav. Wie wils/ angenehmſte Leonore/ ſind keine ſchreiben aus Franckreich kommen? Leon. Jch habe noch nichts geſehn. Flav. Es nimmt mich wunder. Leon. Und ich weiß nicht was ich mir einbilden ſoll. Flav. Solte ihm ein unfall zugeſtoſſen ſeyn. Leon. Meine gedancken werden am beſtẽ zutreffen. Flav. Was vor gedancken? Leon. Daß er mit dem vaterlande alle bekand- ſchafft verlaſſen werde. Flav. Jch hoffe noch das beſte. Leon. Es wird eine gattung von der hoffnung ſeyn/ die zuſchanden wird. Flav. Die zeit wird es eroͤffnen. Leon. Zu unſerm ſchaden. Flav. GOtt verhuͤte ſolches! Camillo wuͤrde ohne ſchaden nicht davon kommen. Leon. Unterdeſſen muͤſſen die unſchuldigen geqvaͤ- let werden. Flav. Sie gebe ſich zufrieden. Man darff nicht vor der zeit verzweiffeln. Leon. Ach dieſe verzweiffelung hat ſich nicht vor der zeit angefangen. Soph. Es wundert mich/ daß Poncinello nicht nach der poſt fragt. Flav. Jch ſehe den leichtfertigen vogel nicht/ er wird nicht ruhen biß die zwey ducaten verſoffen ſind. Soph.

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/516>, abgerufen am 30.05.2024.