Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

Bild:
<< vorherige Seite
Des Lust-Spiels
Vulg. Hört doch ihr guter freund/ wo kommt ihr
zu dem mantel?
Claud. Sieh da/ wer lässt fragen?
Vulg. Jch lasse fragen/ und ich frage auch selber/
wo ihr zu dem mantel kommt?
Claud. Wie kömmt der Türckische Käyser zu sei-
nen ländern?
Vulg. Er greifft zu/ wo er was kriegen kan.
Claud. Geh hin/ und laß dir an dieser Käyserlichen
antwort begnügen.
Vulg. Jch erschrecke aber vor keinem Käyser/ der
seine gantze armee in einem hembde wegschleppen kan.
Claud. Geh du feld-geist/ und lasse einen stadt-ca-
valier unmolestirt.
Vulg. Du stadt-kobolt/ gib mir meinen mantel
wieder.
Claud. Jch möchte wissen was dir der mantel dien-
te/ du wilst ihn gewiß über die grosse sau decken/ daß ihr
die elstern die borsten nicht ausrauffen?
Vulg. Gib du mir meinen mantel/ er ist viel zu
kurtz/ daß er die städtischen schelmstücken bedecken kan.
Claud. Du elender feld-herr/ du bist gar muthig/
es hat dir gewiß ein rohr-sperling auf die blatte trium-
phiret.
Vulg. O nein/ du hast in der stadt ein halb schock
diebs-sperlinge gefangen/ und hast sie vor kramts-vö-
gel gefressen.
Claud. Du steckest wol einen raben ins sauerkraut
und frist ihn vor ein haselhun.
Vulg. Die schwartzen haselhüner sind auf dem
lande nicht wol zu bekommen/ sie sitzen alle auff den
grossen ziegel-dächern/ und wetzen ihre schnäbel/ weil
sie
Des Luſt-Spiels
Vulg. Hoͤrt doch ihr guter freund/ wo kommt ihr
zu dem mantel?
Claud. Sieh da/ wer laͤſſt fragen?
Vulg. Jch laſſe fragen/ und ich frage auch ſelber/
wo ihr zu dem mantel kommt?
Claud. Wie koͤmmt der Tuͤrckiſche Kaͤyſer zu ſei-
nen laͤndern?
Vulg. Er greifft zu/ wo er was kriegen kan.
Claud. Geh hin/ und laß dir an dieſer Kaͤyſerlichen
antwort begnuͤgen.
Vulg. Jch erſchrecke aber vor keinem Kaͤyſer/ der
ſeine gantze armee in einem hembde wegſchleppen kan.
Claud. Geh du feld-geiſt/ und laſſe einen ſtadt-ca-
valier unmoleſtirt.
Vulg. Du ſtadt-kobolt/ gib mir meinen mantel
wieder.
Claud. Jch moͤchte wiſſen was dir der mantel dien-
te/ du wilſt ihn gewiß uͤber die groſſe ſau decken/ daß ihr
die elſtern die borſten nicht ausrauffen?
Vulg. Gib du mir meinen mantel/ er iſt viel zu
kurtz/ daß er die ſtaͤdtiſchen ſchelmſtuͤcken bedecken kan.
Claud. Du elender feld-herr/ du biſt gar muthig/
es hat dir gewiß ein rohr-ſperling auf die blatte trium-
phiret.
Vulg. O nein/ du haſt in der ſtadt ein halb ſchock
diebs-ſperlinge gefangen/ und haſt ſie vor kramts-voͤ-
gel gefreſſen.
Claud. Du ſteckeſt wol einen raben ins ſauerkraut
und friſt ihn vor ein haſelhun.
Vulg. Die ſchwartzen haſelhuͤner ſind auf dem
lande nicht wol zu bekommen/ ſie ſitzen alle auff den
groſſen ziegel-daͤchern/ und wetzen ihre ſchnaͤbel/ weil
ſie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0604" n="588"/>
          <fw place="top" type="header">Des Lu&#x017F;t-Spiels</fw><lb/>
          <sp>
            <speaker>Vulg.</speaker>
            <p>Ho&#x0364;rt doch ihr guter freund/ wo kommt ihr<lb/>
zu dem mantel?</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Claud.</speaker>
            <p>Sieh da/ wer la&#x0364;&#x017F;&#x017F;t fragen?</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Vulg.</speaker>
            <p>Jch la&#x017F;&#x017F;e fragen/ und ich frage auch &#x017F;elber/<lb/>
wo ihr zu dem mantel kommt?</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Claud.</speaker>
            <p>Wie ko&#x0364;mmt der Tu&#x0364;rcki&#x017F;che Ka&#x0364;y&#x017F;er zu &#x017F;ei-<lb/>
nen la&#x0364;ndern?</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Vulg.</speaker>
            <p>Er greifft zu/ wo er was kriegen kan.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Claud.</speaker>
            <p>Geh hin/ und laß dir an die&#x017F;er Ka&#x0364;y&#x017F;erlichen<lb/>
antwort begnu&#x0364;gen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Vulg.</speaker>
            <p>Jch er&#x017F;chrecke aber vor keinem Ka&#x0364;y&#x017F;er/ der<lb/>
&#x017F;eine gantze armee in einem hembde weg&#x017F;chleppen kan.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Claud.</speaker>
            <p>Geh du feld-gei&#x017F;t/ und la&#x017F;&#x017F;e einen &#x017F;tadt-ca-<lb/>
valier unmole&#x017F;tirt.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Vulg.</speaker>
            <p>Du &#x017F;tadt-kobolt/ gib mir meinen mantel<lb/>
wieder.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Claud.</speaker>
            <p>Jch mo&#x0364;chte wi&#x017F;&#x017F;en was dir der mantel dien-<lb/>
te/ du wil&#x017F;t ihn gewiß u&#x0364;ber die gro&#x017F;&#x017F;e &#x017F;au decken/ daß ihr<lb/>
die el&#x017F;tern die bor&#x017F;ten nicht ausrauffen?</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Vulg.</speaker>
            <p>Gib du mir meinen mantel/ er i&#x017F;t viel zu<lb/>
kurtz/ daß er die &#x017F;ta&#x0364;dti&#x017F;chen &#x017F;chelm&#x017F;tu&#x0364;cken bedecken kan.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Claud.</speaker>
            <p>Du elender feld-herr/ du bi&#x017F;t gar muthig/<lb/>
es hat dir gewiß ein rohr-&#x017F;perling auf die blatte trium-<lb/>
phiret.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Vulg.</speaker>
            <p>O nein/ du ha&#x017F;t in der &#x017F;tadt ein halb &#x017F;chock<lb/>
diebs-&#x017F;perlinge gefangen/ und ha&#x017F;t &#x017F;ie vor kramts-vo&#x0364;-<lb/>
gel gefre&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Claud.</speaker>
            <p><hi rendition="#fr">D</hi>u &#x017F;tecke&#x017F;t wol einen raben ins &#x017F;auerkraut<lb/>
und fri&#x017F;t ihn vor ein ha&#x017F;elhun.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Vulg.</speaker>
            <p>Die &#x017F;chwartzen ha&#x017F;elhu&#x0364;ner &#x017F;ind auf dem<lb/>
lande nicht wol zu bekommen/ &#x017F;ie &#x017F;itzen alle auff den<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en ziegel-da&#x0364;chern/ und wetzen ihre &#x017F;chna&#x0364;bel/ weil<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ie</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[588/0604] Des Luſt-Spiels Vulg. Hoͤrt doch ihr guter freund/ wo kommt ihr zu dem mantel? Claud. Sieh da/ wer laͤſſt fragen? Vulg. Jch laſſe fragen/ und ich frage auch ſelber/ wo ihr zu dem mantel kommt? Claud. Wie koͤmmt der Tuͤrckiſche Kaͤyſer zu ſei- nen laͤndern? Vulg. Er greifft zu/ wo er was kriegen kan. Claud. Geh hin/ und laß dir an dieſer Kaͤyſerlichen antwort begnuͤgen. Vulg. Jch erſchrecke aber vor keinem Kaͤyſer/ der ſeine gantze armee in einem hembde wegſchleppen kan. Claud. Geh du feld-geiſt/ und laſſe einen ſtadt-ca- valier unmoleſtirt. Vulg. Du ſtadt-kobolt/ gib mir meinen mantel wieder. Claud. Jch moͤchte wiſſen was dir der mantel dien- te/ du wilſt ihn gewiß uͤber die groſſe ſau decken/ daß ihr die elſtern die borſten nicht ausrauffen? Vulg. Gib du mir meinen mantel/ er iſt viel zu kurtz/ daß er die ſtaͤdtiſchen ſchelmſtuͤcken bedecken kan. Claud. Du elender feld-herr/ du biſt gar muthig/ es hat dir gewiß ein rohr-ſperling auf die blatte trium- phiret. Vulg. O nein/ du haſt in der ſtadt ein halb ſchock diebs-ſperlinge gefangen/ und haſt ſie vor kramts-voͤ- gel gefreſſen. Claud. Du ſteckeſt wol einen raben ins ſauerkraut und friſt ihn vor ein haſelhun. Vulg. Die ſchwartzen haſelhuͤner ſind auf dem lande nicht wol zu bekommen/ ſie ſitzen alle auff den groſſen ziegel-daͤchern/ und wetzen ihre ſchnaͤbel/ weil ſie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die für das DTA ausgewählte Ausgabe von 1701 vere… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/604
Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 588. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/604>, abgerufen am 28.05.2024.