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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Erste Handlung.
men packen/ und wofern jemand an solche wolte hand
anlegen/ möchte ich nur sehen/ daß ihr/ als ihre liebste
tochter in sicherheit gebracht würdet; und solte ich vor
allen dingen sehen/ daß der könig in Mernagien/ bey
welchen ihr gantz geschlechte in höchsten gnaden gestan-
den/ um schutz und beystand angeflehet würde; dero-
halben habe ich diese reise auf mich genommen/ bin auch
nun nicht weit von der königlichen residentz/ da euch
trost genung sol erwiesen werden/ nach dem daß vater-
land wenig mitleiden mit euch haben wil; ich bitte nur/
verziehet an diesem orthe/ und lasset euch die weile nicht
lang seyn/ biß ich mich in der stadt nach einem beqve-
men losament umgesehen habe; denn/ daß ich euch sol-
te lange auff der gasse gleichsam zu kauffe herum füh-
ren/ solches scheinet mir nicht verantwortlich zu seyn.
Merc. Ach die selige frau mutter hat mich wol mit
hertzlicher liebe gemeynet/ daß ich ohne thränen an sie
nicht gedencken kan: Doch ist es ihr rath/ daß ich hie-
her meine zuflucht nehmen soll/ so will ich desto mehr ei-
nes erwüntschten ausgangs erwarten.
Com. Jch gehe: es soll nicht viel zeit verfliessen/ so
werde ich mit guter post wieder hier seyn; Nehmet un-
terdessen dieses kästgen in acht/ so lieb als euch eure
wohlfarth ist: Weil man ohne die warzeichen/ so hier-
inne beschlossen seyn/ schwerlich vor den König kom-
men dürffte.
Merc. Der himmel begleit euch.
(Commodus geht ab.)
Mein GOtt! wie sauer ist mir diese reise ankommen/
und wie sehr verlanget mich nach einer guten herberge.
Mech. Was wollen wir thun/ wir müssen GOtt
dancken daß wir unsere sicherheit haben.
Merc.
Erſte Handlung.
men packen/ und wofern jemand an ſolche wolte hand
anlegen/ moͤchte ich nur ſehen/ daß ihr/ als ihre liebſte
tochter in ſicherheit gebracht wuͤrdet; und ſolte ich vor
allen dingen ſehen/ daß der koͤnig in Mernagien/ bey
welchen ihr gantz geſchlechte in hoͤchſten gnaden geſtan-
den/ um ſchutz und beyſtand angeflehet wuͤrde; dero-
halben habe ich dieſe reiſe auf mich genom̃en/ bin auch
nun nicht weit von der koͤniglichen reſidentz/ da euch
troſt genung ſol erwieſen werden/ nach dem daß vater-
land wenig mitleiden mit euch haben wil; ich bitte nur/
verziehet an dieſem orthe/ und laſſet euch die weile nicht
lang ſeyn/ biß ich mich in der ſtadt nach einem beqve-
men loſament umgeſehen habe; denn/ daß ich euch ſol-
te lange auff der gaſſe gleichſam zu kauffe herum fuͤh-
ren/ ſolches ſcheinet mir nicht verantwortlich zu ſeyn.
Merc. Ach die ſelige frau mutter hat mich wol mit
hertzlicher liebe gemeynet/ daß ich ohne thraͤnen an ſie
nicht gedencken kan: Doch iſt es ihr rath/ daß ich hie-
her meine zuflucht nehmen ſoll/ ſo will ich deſto mehr ei-
nes erwuͤntſchten ausgangs erwarten.
Com. Jch gehe: es ſoll nicht viel zeit verflieſſen/ ſo
werde ich mit guter poſt wieder hier ſeyn; Nehmet un-
terdeſſen dieſes kaͤſtgen in acht/ ſo lieb als euch eure
wohlfarth iſt: Weil man ohne die warzeichen/ ſo hier-
inne beſchloſſen ſeyn/ ſchwerlich vor den Koͤnig kom-
men duͤrffte.
Merc. Der himmel begleit euch.
(Commodus geht ab.)
Mein GOtt! wie ſauer iſt mir dieſe reiſe ankommen/
und wie ſehr verlanget mich nach einer guten herbeꝛge.
Mech. Was wollen wir thun/ wir muͤſſen GOtt
dancken daß wir unſere ſicherheit haben.
Merc.
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[591/0607] Erſte Handlung. men packen/ und wofern jemand an ſolche wolte hand anlegen/ moͤchte ich nur ſehen/ daß ihr/ als ihre liebſte tochter in ſicherheit gebracht wuͤrdet; und ſolte ich vor allen dingen ſehen/ daß der koͤnig in Mernagien/ bey welchen ihr gantz geſchlechte in hoͤchſten gnaden geſtan- den/ um ſchutz und beyſtand angeflehet wuͤrde; dero- halben habe ich dieſe reiſe auf mich genom̃en/ bin auch nun nicht weit von der koͤniglichen reſidentz/ da euch troſt genung ſol erwieſen werden/ nach dem daß vater- land wenig mitleiden mit euch haben wil; ich bitte nur/ verziehet an dieſem orthe/ und laſſet euch die weile nicht lang ſeyn/ biß ich mich in der ſtadt nach einem beqve- men loſament umgeſehen habe; denn/ daß ich euch ſol- te lange auff der gaſſe gleichſam zu kauffe herum fuͤh- ren/ ſolches ſcheinet mir nicht verantwortlich zu ſeyn. Merc. Ach die ſelige frau mutter hat mich wol mit hertzlicher liebe gemeynet/ daß ich ohne thraͤnen an ſie nicht gedencken kan: Doch iſt es ihr rath/ daß ich hie- her meine zuflucht nehmen ſoll/ ſo will ich deſto mehr ei- nes erwuͤntſchten ausgangs erwarten. Com. Jch gehe: es ſoll nicht viel zeit verflieſſen/ ſo werde ich mit guter poſt wieder hier ſeyn; Nehmet un- terdeſſen dieſes kaͤſtgen in acht/ ſo lieb als euch eure wohlfarth iſt: Weil man ohne die warzeichen/ ſo hier- inne beſchloſſen ſeyn/ ſchwerlich vor den Koͤnig kom- men duͤrffte. Merc. Der himmel begleit euch. (Commodus geht ab.) Mein GOtt! wie ſauer iſt mir dieſe reiſe ankommen/ und wie ſehr verlanget mich nach einer guten herbeꝛge. Mech. Was wollen wir thun/ wir muͤſſen GOtt dancken daß wir unſere ſicherheit haben. Merc.

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 591. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/607>, abgerufen am 29.05.2024.