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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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vierdtes dutzent.
Und ihre schönheits-stralen
Mit hellen farben mahlen.

9. Die zeit ist längst verflossen/
Da sie das gut genossen/
Das gut das sie verlohren/
Eh' als wir sind gebohren.
10. Wir sehn den reiffen lentzen
Um unsre jahre gläntzen/
Und können die violen
Mit unsers gleichen holen.
11. Hingegen will bey ihnen
Kein gräßgen ferner grünen/
Weil sich an ihren wangen
Der winter angefangen.
12. Drum geh/ o Salibene/
Geh fort du alte schöne/
Daß Venus mit dem knaben
Nicht mehr darff unlust haben.
13. Halt dich zu hause stille/
Und ließ in der postille/
Und lerne mit dem rücken
Den warmen ofen drücken.
IV.
Wie man zürnen soll.
MAedgen wiltu böse seyn
So biß es immerhin/
Gleich bilde dir nicht ein/
Daß ich auch böse bin.
Denn seh ich zwar
Offt gantz und gar
Als wie die theure zeit/
So ist mein hertz
Doch

vierdtes dutzent.
Und ihre ſchoͤnheits-ſtralen
Mit hellen farben mahlen.

9. Die zeit iſt laͤngſt verfloſſen/
Da ſie das gut genoſſen/
Das gut das ſie verlohren/
Eh’ als wir ſind gebohren.
10. Wir ſehn den reiffen lentzen
Um unſre jahre glaͤntzen/
Und koͤnnen die violen
Mit unſers gleichen holen.
11. Hingegen will bey ihnen
Kein graͤßgen ferner gruͤnen/
Weil ſich an ihren wangen
Der winter angefangen.
12. Drum geh/ o Salibene/
Geh fort du alte ſchoͤne/
Daß Venus mit dem knaben
Nicht mehr darff unluſt haben.
13. Halt dich zu hauſe ſtille/
Und ließ in der poſtille/
Und lerne mit dem ruͤcken
Den warmen ofen druͤcken.
IV.
Wie man zuͤrnen ſoll.
MAedgen wiltu boͤſe ſeyn
So biß es immerhin/
Gleich bilde dir nicht ein/
Daß ich auch boͤſe bin.
Denn ſeh ich zwar
Offt gantz und gar
Als wie die theure zeit/
So iſt mein hertz
Doch
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[61/0077] vierdtes dutzent. Und ihre ſchoͤnheits-ſtralen Mit hellen farben mahlen. 9. Die zeit iſt laͤngſt verfloſſen/ Da ſie das gut genoſſen/ Das gut das ſie verlohren/ Eh’ als wir ſind gebohren. 10. Wir ſehn den reiffen lentzen Um unſre jahre glaͤntzen/ Und koͤnnen die violen Mit unſers gleichen holen. 11. Hingegen will bey ihnen Kein graͤßgen ferner gruͤnen/ Weil ſich an ihren wangen Der winter angefangen. 12. Drum geh/ o Salibene/ Geh fort du alte ſchoͤne/ Daß Venus mit dem knaben Nicht mehr darff unluſt haben. 13. Halt dich zu hauſe ſtille/ Und ließ in der poſtille/ Und lerne mit dem ruͤcken Den warmen ofen druͤcken. IV. Wie man zuͤrnen ſoll. MAedgen wiltu boͤſe ſeyn So biß es immerhin/ Gleich bilde dir nicht ein/ Daß ich auch boͤſe bin. Denn ſeh ich zwar Offt gantz und gar Als wie die theure zeit/ So iſt mein hertz Doch

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/77>, abgerufen am 13.05.2024.