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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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gnügten: Diese spielten die rohen Spiele ih-
res Vaterlandes, sangen mit rauher Kehle
und mit der vollsten Empfindung, tanzten
mit unabgezirkelten Schritten, wilden Sprün-
gen, hüpften sich lustig, mengten in alles
ihren ungebildeten Scherz und plumpe
Schäkereyen, und lachten sich frölich, frö-
licher als die Tafel der auserlesensten witzi-
gen Köpfe. -- Oft versuchten ihre Herren,
ihre Spiele und Tänze nachzuahmen, und
wurden für jeden Fehler der Ungeschicklich-
keit mit einem lauten Gelächter bestraft.
Die kleine Bande wurde durch diese Ermun-
terungen belebt und erfindsam: sie streng-
ten oft ihren Wiz an, ihre Herren gleich-
falls mit kleinen Freuden zu ergötzen. Sie
überraschten sie unvermuthet mit einer vor-
züglich großen oder schönen Frucht, mit
einem ansehnlichen Gewächse, das sie ent-
deckt und verborgen, oder mit Fleiß und in
der Absicht heimlich gewartet hatten, ein
unvermuthetes Vergnügen damit zu er-
wecken: sie sannen neue Tänze und Ver-
schönerungen für die alten aus, um sie bey
dem nächsten Feste aufzuführen, und die Er-
wartung des Vergnügens machte ihre Hände

und
U

gnuͤgten: Dieſe ſpielten die rohen Spiele ih-
res Vaterlandes, ſangen mit rauher Kehle
und mit der vollſten Empfindung, tanzten
mit unabgezirkelten Schritten, wilden Spruͤn-
gen, huͤpften ſich luſtig, mengten in alles
ihren ungebildeten Scherz und plumpe
Schaͤkereyen, und lachten ſich froͤlich, froͤ-
licher als die Tafel der auserleſenſten witzi-
gen Koͤpfe. — Oft verſuchten ihre Herren,
ihre Spiele und Taͤnze nachzuahmen, und
wurden fuͤr jeden Fehler der Ungeſchicklich-
keit mit einem lauten Gelaͤchter beſtraft.
Die kleine Bande wurde durch dieſe Ermun-
terungen belebt und erfindſam: ſie ſtreng-
ten oft ihren Wiz an, ihre Herren gleich-
falls mit kleinen Freuden zu ergoͤtzen. Sie
uͤberraſchten ſie unvermuthet mit einer vor-
zuͤglich großen oder ſchoͤnen Frucht, mit
einem anſehnlichen Gewaͤchſe, das ſie ent-
deckt und verborgen, oder mit Fleiß und in
der Abſicht heimlich gewartet hatten, ein
unvermuthetes Vergnuͤgen damit zu er-
wecken: ſie ſannen neue Taͤnze und Ver-
ſchoͤnerungen fuͤr die alten aus, um ſie bey
dem naͤchſten Feſte aufzufuͤhren, und die Er-
wartung des Vergnuͤgens machte ihre Haͤnde

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[303/0309] gnuͤgten: Dieſe ſpielten die rohen Spiele ih- res Vaterlandes, ſangen mit rauher Kehle und mit der vollſten Empfindung, tanzten mit unabgezirkelten Schritten, wilden Spruͤn- gen, huͤpften ſich luſtig, mengten in alles ihren ungebildeten Scherz und plumpe Schaͤkereyen, und lachten ſich froͤlich, froͤ- licher als die Tafel der auserleſenſten witzi- gen Koͤpfe. — Oft verſuchten ihre Herren, ihre Spiele und Taͤnze nachzuahmen, und wurden fuͤr jeden Fehler der Ungeſchicklich- keit mit einem lauten Gelaͤchter beſtraft. Die kleine Bande wurde durch dieſe Ermun- terungen belebt und erfindſam: ſie ſtreng- ten oft ihren Wiz an, ihre Herren gleich- falls mit kleinen Freuden zu ergoͤtzen. Sie uͤberraſchten ſie unvermuthet mit einer vor- zuͤglich großen oder ſchoͤnen Frucht, mit einem anſehnlichen Gewaͤchſe, das ſie ent- deckt und verborgen, oder mit Fleiß und in der Abſicht heimlich gewartet hatten, ein unvermuthetes Vergnuͤgen damit zu er- wecken: ſie ſannen neue Taͤnze und Ver- ſchoͤnerungen fuͤr die alten aus, um ſie bey dem naͤchſten Feſte aufzufuͤhren, und die Er- wartung des Vergnuͤgens machte ihre Haͤnde und U

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/309>, abgerufen am 29.04.2024.