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Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

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33.
Sie reicht die lilienhand ihm, reizvoll lächelnd, dar,
Und -- wirst du, spricht sie, mir vergeben
Was nur die schuld der not, nicht meines herzens, war?
O du Geliebter, hängt an Deinem schönen leben
Mein eignes nicht? Ich komme, der gefahr
Dich zu entziehn, (troz deinem widerstreben!)
Vom Holzstoß dich, wozu dich der Barbar
Verdammt, auf einen Thron, den du verdienst, zu heben!
34.
Die Liebe öfnet dir der Hoheit sonnenbahn:
Auf, mache sie von deinem ruhm erschallen!
Nimm diese hand, die dir sich schenket, an;
In einem wink soll dein Verfolger fallen,
Und all sein volk, wie staub, um deine füße wallen.
Im ganzen Harem ist mir alles unterthan;
Vertraue dich der Liebe sichern händen,
Und, was sie wagte, wird dein eigner mut vollenden!
35.
"Hör' auf! o Königin, dein Antrag häuffet bloß
Mein leiden, durch die qual Dir alles abzuschlagen.
O! warum zwingst du mich's zu sagen?
Ich kauffe mich durch kein Verbrechen los!"
Ists möglich? ruft sie, kann so weit der unsinn gehen?
Unglüklicher, im angesicht
Der flamme, die bereits aus deinem holzstoß bricht,
Kannst du Almansaris und einen Thron verschmähen?
36. Sag
T 3
33.
Sie reicht die lilienhand ihm, reizvoll laͤchelnd, dar,
Und — wirſt du, ſpricht ſie, mir vergeben
Was nur die ſchuld der not, nicht meines herzens, war?
O du Geliebter, haͤngt an Deinem ſchoͤnen leben
Mein eignes nicht? Ich komme, der gefahr
Dich zu entziehn, (troz deinem widerſtreben!)
Vom Holzſtoß dich, wozu dich der Barbar
Verdammt, auf einen Thron, den du verdienſt, zu heben!
34.
Die Liebe oͤfnet dir der Hoheit ſonnenbahn:
Auf, mache ſie von deinem ruhm erſchallen!
Nimm dieſe hand, die dir ſich ſchenket, an;
In einem wink ſoll dein Verfolger fallen,
Und all ſein volk, wie ſtaub, um deine fuͤße wallen.
Im ganzen Harem iſt mir alles unterthan;
Vertraue dich der Liebe ſichern haͤnden,
Und, was ſie wagte, wird dein eigner mut vollenden!
35.
Hoͤr' auf! o Koͤnigin, dein Antrag haͤuffet bloß
Mein leiden, durch die qual Dir alles abzuſchlagen.
O! warum zwingſt du mich's zu ſagen?
Ich kauffe mich durch kein Verbrechen los!“
Iſts moͤglich? ruft ſie, kann ſo weit der unſinn gehen?
Ungluͤklicher, im angeſicht
Der flamme, die bereits aus deinem holzſtoß bricht,
Kannſt du Almanſaris und einen Thron verſchmaͤhen?
36. Sag
T 3
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[0299] 33. Sie reicht die lilienhand ihm, reizvoll laͤchelnd, dar, Und — wirſt du, ſpricht ſie, mir vergeben Was nur die ſchuld der not, nicht meines herzens, war? O du Geliebter, haͤngt an Deinem ſchoͤnen leben Mein eignes nicht? Ich komme, der gefahr Dich zu entziehn, (troz deinem widerſtreben!) Vom Holzſtoß dich, wozu dich der Barbar Verdammt, auf einen Thron, den du verdienſt, zu heben! 34. Die Liebe oͤfnet dir der Hoheit ſonnenbahn: Auf, mache ſie von deinem ruhm erſchallen! Nimm dieſe hand, die dir ſich ſchenket, an; In einem wink ſoll dein Verfolger fallen, Und all ſein volk, wie ſtaub, um deine fuͤße wallen. Im ganzen Harem iſt mir alles unterthan; Vertraue dich der Liebe ſichern haͤnden, Und, was ſie wagte, wird dein eigner mut vollenden! 35. „Hoͤr' auf! o Koͤnigin, dein Antrag haͤuffet bloß Mein leiden, durch die qual Dir alles abzuſchlagen. O! warum zwingſt du mich's zu ſagen? Ich kauffe mich durch kein Verbrechen los!“ Iſts moͤglich? ruft ſie, kann ſo weit der unſinn gehen? Ungluͤklicher, im angeſicht Der flamme, die bereits aus deinem holzſtoß bricht, Kannſt du Almanſaris und einen Thron verſchmaͤhen? 36. Sag T 3

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/299>, abgerufen am 14.05.2024.