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Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

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72.
Hier schwör' ich euch, und da, zum heil'gen pfand
Ist diese dürre zwar doch nicht entnervte hand,
Mit euch, dem theuren sohn und erben
Von meinem alten herrn, zu leben und zu sterben.
Das werk wozu der Kayser euch gesandt
Ist schwehr, allein dafür auch ehre zu erwerben!
Genug, ich führ euch hin, und steh euch festen mut's
Bis auf den lezten tropfen bluts.
73.
Der junge Fürst, gerührt von soviel treue,
Fällt dankbarlich dem Alten um den hals.
Drauf legen sich die beyden auf die streue,
Und Hüon schläft so gut als wär's auf Pflaum. Und als
Der tag erwacht, erwacht mit muntern blicken
Der Ritter auch, schnallt seine rüstung an,
Der Alte nimmt den quersack auf den rücken,
Den knittel in die hand, und wandert frisch voran.


Obe-
72.
Hier ſchwoͤr' ich euch, und da, zum heil'gen pfand
Iſt dieſe duͤrre zwar doch nicht entnervte hand,
Mit euch, dem theuren ſohn und erben
Von meinem alten herrn, zu leben und zu ſterben.
Das werk wozu der Kayſer euch geſandt
Iſt ſchwehr, allein dafuͤr auch ehre zu erwerben!
Genug, ich fuͤhr euch hin, und ſteh euch feſten mut's
Bis auf den lezten tropfen bluts.
73.
Der junge Fuͤrſt, geruͤhrt von ſoviel treue,
Faͤllt dankbarlich dem Alten um den hals.
Drauf legen ſich die beyden auf die ſtreue,
Und Huͤon ſchlaͤft ſo gut als waͤr's auf Pflaum. Und als
Der tag erwacht, erwacht mit muntern blicken
Der Ritter auch, ſchnallt ſeine ruͤſtung an,
Der Alte nimmt den querſack auf den ruͤcken,
Den knittel in die hand, und wandert friſch voran.


Obe-
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[0033] 72. Hier ſchwoͤr' ich euch, und da, zum heil'gen pfand Iſt dieſe duͤrre zwar doch nicht entnervte hand, Mit euch, dem theuren ſohn und erben Von meinem alten herrn, zu leben und zu ſterben. Das werk wozu der Kayſer euch geſandt Iſt ſchwehr, allein dafuͤr auch ehre zu erwerben! Genug, ich fuͤhr euch hin, und ſteh euch feſten mut's Bis auf den lezten tropfen bluts. 73. Der junge Fuͤrſt, geruͤhrt von ſoviel treue, Faͤllt dankbarlich dem Alten um den hals. Drauf legen ſich die beyden auf die ſtreue, Und Huͤon ſchlaͤft ſo gut als waͤr's auf Pflaum. Und als Der tag erwacht, erwacht mit muntern blicken Der Ritter auch, ſchnallt ſeine ruͤſtung an, Der Alte nimmt den querſack auf den ruͤcken, Den knittel in die hand, und wandert friſch voran. Obe-

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/33>, abgerufen am 26.04.2024.