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Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.

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der Gefäße etc.
ihm vor, die mit den übrigen nicht vorgeht. Das
Herz entsteht also ebenfalls durch das Durchdrin-
gen der Säfte durch eine Substanz, die vorhin
schon da war, und die bis dahin noch keine Höle
gehabt hat; (diese Substanz ist das zellenförmige
Gewebe, das in der Folge die Haut des Herzens
macht und welches ein Theil der Substanz des
Rückgrades ist.) Es entsteht auch ferner als ein Ast
eines andern Gefäßes, und dieses Gefäß gehört
zum Körper der Mutter des Embryo, nicht zum
Embryo selbst. Allein so bald nunmehro nach ge-
schehener Producktion des Herzens weiter mehrere
Gefäße producirt zu werden anfangen (die Caro-
tides, subclaviae
) die als Aeste folglich aus dem
Herzen oder dessen Verlängerung (dem Bulbo aortae)
entstehen; so geht nunmehro mit dem Herzen eine
Veränderung vor; es fängt an, seine Säfte, die
es bishero aus dem alten Gefäße der Mutter ge-
nommen hatte, nunmehro aus der Substanz des
Eyes an sich zu ziehen. Hieraus entstehen die er-
sten Stämme der Venen; zugleich aber löset sich
eben dadurch die Substanz, in welcher die Höle
des Herzens formirt worden ist, von dem Theile
der Mutter, worinsich das alte Gefäß, der Stamm
des Herzens, befindet, und folglich auch das Herz
von diesem Gefäße ab; denn es wird zu einer sol-
chen Ablösung eines Theiles von einem andern wei-
ter nichts erfordert, als daß die Säfte, die aus
dem einen Theil in dem andern übergehen, abge-
schnitten und dem Theile, welcher abgelöset werden
soll, neue Quellen von Säften angewiesen werden.

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der Gefaͤße ꝛc.
ihm vor, die mit den uͤbrigen nicht vorgeht. Das
Herz entſteht alſo ebenfalls durch das Durchdrin-
gen der Saͤfte durch eine Subſtanz, die vorhin
ſchon da war, und die bis dahin noch keine Hoͤle
gehabt hat; (dieſe Subſtanz iſt das zellenfoͤrmige
Gewebe, das in der Folge die Haut des Herzens
macht und welches ein Theil der Subſtanz des
Ruͤckgrades iſt.) Es entſteht auch ferner als ein Aſt
eines andern Gefaͤßes, und dieſes Gefaͤß gehoͤrt
zum Koͤrper der Mutter des Embryo, nicht zum
Embryo ſelbſt. Allein ſo bald nunmehro nach ge-
ſchehener Producktion des Herzens weiter mehrere
Gefaͤße producirt zu werden anfangen (die Caro-
tides, ſubclaviæ
) die als Aeſte folglich aus dem
Herzen oder deſſen Verlaͤngerung (dem Bulbo aortæ)
entſtehen; ſo geht nunmehro mit dem Herzen eine
Veraͤnderung vor; es faͤngt an, ſeine Saͤfte, die
es bishero aus dem alten Gefaͤße der Mutter ge-
nommen hatte, nunmehro aus der Subſtanz des
Eyes an ſich zu ziehen. Hieraus entſtehen die er-
ſten Staͤmme der Venen; zugleich aber loͤſet ſich
eben dadurch die Subſtanz, in welcher die Hoͤle
des Herzens formirt worden iſt, von dem Theile
der Mutter, worinſich das alte Gefaͤß, der Stamm
des Herzens, befindet, und folglich auch das Herz
von dieſem Gefaͤße ab; denn es wird zu einer ſol-
chen Abloͤſung eines Theiles von einem andern wei-
ter nichts erfordert, als daß die Saͤfte, die aus
dem einen Theil in dem andern uͤbergehen, abge-
ſchnitten und dem Theile, welcher abgeloͤſet werden
ſoll, neue Quellen von Saͤften angewieſen werden.

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[185/0207] der Gefaͤße ꝛc. ihm vor, die mit den uͤbrigen nicht vorgeht. Das Herz entſteht alſo ebenfalls durch das Durchdrin- gen der Saͤfte durch eine Subſtanz, die vorhin ſchon da war, und die bis dahin noch keine Hoͤle gehabt hat; (dieſe Subſtanz iſt das zellenfoͤrmige Gewebe, das in der Folge die Haut des Herzens macht und welches ein Theil der Subſtanz des Ruͤckgrades iſt.) Es entſteht auch ferner als ein Aſt eines andern Gefaͤßes, und dieſes Gefaͤß gehoͤrt zum Koͤrper der Mutter des Embryo, nicht zum Embryo ſelbſt. Allein ſo bald nunmehro nach ge- ſchehener Producktion des Herzens weiter mehrere Gefaͤße producirt zu werden anfangen (die Caro- tides, ſubclaviæ) die als Aeſte folglich aus dem Herzen oder deſſen Verlaͤngerung (dem Bulbo aortæ) entſtehen; ſo geht nunmehro mit dem Herzen eine Veraͤnderung vor; es faͤngt an, ſeine Saͤfte, die es bishero aus dem alten Gefaͤße der Mutter ge- nommen hatte, nunmehro aus der Subſtanz des Eyes an ſich zu ziehen. Hieraus entſtehen die er- ſten Staͤmme der Venen; zugleich aber loͤſet ſich eben dadurch die Subſtanz, in welcher die Hoͤle des Herzens formirt worden iſt, von dem Theile der Mutter, worinſich das alte Gefaͤß, der Stamm des Herzens, befindet, und folglich auch das Herz von dieſem Gefaͤße ab; denn es wird zu einer ſol- chen Abloͤſung eines Theiles von einem andern wei- ter nichts erfordert, als daß die Saͤfte, die aus dem einen Theil in dem andern uͤbergehen, abge- ſchnitten und dem Theile, welcher abgeloͤſet werden ſoll, neue Quellen von Saͤften angewieſen werden. Tau- M 5

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Zitationshilfe: Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/207>, abgerufen am 23.04.2024.