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Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.

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5. Kap. Von der Entstehungsart
tion zu seyn) und hat sich in der Folge allmählig
von einander geschieden. Aber dieses voneinan-
der scheiden ist eben dieselbe Erscheinung wieder,
die wir bey der Seitenkante das Wegziehen dieser
Substanz von einem Orte und das stärkere An-
häufen derselben an einem andern Orte nennten,
und es wird alles auf die nemliche Art und
durch einerley Ursachen, die ich in der Dissertation
im Scholio des 228. §. angegeben habe, zuwege
gebracht.

§. 73.
die wiederum
ein Beweiß
wider die Evo-
lution ist.

Noch ein einzigesmahl erlauben
Sie mir einige Worte noch von den
Begriffen des Herrn Bonnets, von
der Evolution zu sagen. Jch finde
hier wiederum ein Argument. Das ist allemahl
der Charakter der Wahrheit: wo Sie hinsehen,
finden Sie Beweise davon; und das hingegen ist
das Kennzeichen einer unrichtigen Hypothese: die
ganze Natur protestirt dawider. Nach den Be-
griffen der Evolution müssen die organischen Thei-
le aus ihrem Zustande der Kleinheit und Unsicht-
barkeit allmählig hervorwachsen, und endlich sich
unsern Augen darstellen; und sie müssen zwar in
ihrem allerersten Zustande schon eben so organisch
seyn, und eben die Figur haben, wie wir sie bey
Erwachsenen finden, nur daß sie sehr klein sind,
und undurchsichtig seyn sollen. Nach diesen Begrif-
fen also müssen wir die Theile, so bald wir sie sehn,
so bald sie nicht mehr zu klein oder zu durchsichtig

dazu

5. Kap. Von der Entſtehungsart
tion zu ſeyn) und hat ſich in der Folge allmaͤhlig
von einander geſchieden. Aber dieſes voneinan-
der ſcheiden iſt eben dieſelbe Erſcheinung wieder,
die wir bey der Seitenkante das Wegziehen dieſer
Subſtanz von einem Orte und das ſtaͤrkere An-
haͤufen derſelben an einem andern Orte nennten,
und es wird alles auf die nemliche Art und
durch einerley Urſachen, die ich in der Diſſertation
im Scholio des 228. §. angegeben habe, zuwege
gebracht.

§. 73.
die wiederum
ein Beweiß
wider die Evo-
lution iſt.

Noch ein einzigesmahl erlauben
Sie mir einige Worte noch von den
Begriffen des Herrn Bonnets, von
der Evolution zu ſagen. Jch finde
hier wiederum ein Argument. Das iſt allemahl
der Charakter der Wahrheit: wo Sie hinſehen,
finden Sie Beweiſe davon; und das hingegen iſt
das Kennzeichen einer unrichtigen Hypotheſe: die
ganze Natur proteſtirt dawider. Nach den Be-
griffen der Evolution muͤſſen die organiſchen Thei-
le aus ihrem Zuſtande der Kleinheit und Unſicht-
barkeit allmaͤhlig hervorwachſen, und endlich ſich
unſern Augen darſtellen; und ſie muͤſſen zwar in
ihrem allererſten Zuſtande ſchon eben ſo organiſch
ſeyn, und eben die Figur haben, wie wir ſie bey
Erwachſenen finden, nur daß ſie ſehr klein ſind,
und undurchſichtig ſeyn ſollen. Nach dieſen Begrif-
fen alſo muͤſſen wir die Theile, ſo bald wir ſie ſehn,
ſo bald ſie nicht mehr zu klein oder zu durchſichtig

dazu
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[218/0240] 5. Kap. Von der Entſtehungsart tion zu ſeyn) und hat ſich in der Folge allmaͤhlig von einander geſchieden. Aber dieſes voneinan- der ſcheiden iſt eben dieſelbe Erſcheinung wieder, die wir bey der Seitenkante das Wegziehen dieſer Subſtanz von einem Orte und das ſtaͤrkere An- haͤufen derſelben an einem andern Orte nennten, und es wird alles auf die nemliche Art und durch einerley Urſachen, die ich in der Diſſertation im Scholio des 228. §. angegeben habe, zuwege gebracht. §. 73. Noch ein einzigesmahl erlauben Sie mir einige Worte noch von den Begriffen des Herrn Bonnets, von der Evolution zu ſagen. Jch finde hier wiederum ein Argument. Das iſt allemahl der Charakter der Wahrheit: wo Sie hinſehen, finden Sie Beweiſe davon; und das hingegen iſt das Kennzeichen einer unrichtigen Hypotheſe: die ganze Natur proteſtirt dawider. Nach den Be- griffen der Evolution muͤſſen die organiſchen Thei- le aus ihrem Zuſtande der Kleinheit und Unſicht- barkeit allmaͤhlig hervorwachſen, und endlich ſich unſern Augen darſtellen; und ſie muͤſſen zwar in ihrem allererſten Zuſtande ſchon eben ſo organiſch ſeyn, und eben die Figur haben, wie wir ſie bey Erwachſenen finden, nur daß ſie ſehr klein ſind, und undurchſichtig ſeyn ſollen. Nach dieſen Begrif- fen alſo muͤſſen wir die Theile, ſo bald wir ſie ſehn, ſo bald ſie nicht mehr zu klein oder zu durchſichtig dazu

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Zitationshilfe: Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/240>, abgerufen am 29.03.2024.