Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763].

Bild:
<< vorherige Seite

Fünfter Gesang.
Und halb verrückt ihr fast die Freude das Gehirne.

Wie schnell verändert sich der Sterblichen Ge-
schick!
Man giebt ein Schnupftuch hier, und dort ein Land zu-
rück.
Der wilde Krieg hört auf, der Land und Herz betrübte,
Und es versöhnen sich bald Fürsten, bald Verliebte.
Der wichtige Triumph ward allen kund gethan.
Lakay und Läufer kam, und sah das Schnupftuch an;
Er selbst vergaß es bald, und ließ es einsam liegen;
Und geht, und wafnet sich zu neuen Liebeskriegen.
Allein indem der Graf im Putz beschäftigt war,
Versammelt sich darum die ganze Sylphenschaar;
Und Ariel nahm es auf seine bunten Flügel;
Schaut in den tiefen Krais, und sprach also vom Spie-
gel:
Getreue meines Reichs, besonders du, Charmant,
Und du, der voller Muth die Zwietracht überwand;
(Dein
H 5

Fuͤnfter Geſang.
Und halb verruͤckt ihr faſt die Freude das Gehirne.

Wie ſchnell veraͤndert ſich der Sterblichen Ge-
ſchick!
Man giebt ein Schnupftuch hier, und dort ein Land zu-
ruͤck.
Der wilde Krieg hoͤrt auf, der Land und Herz betruͤbte,
Und es verſoͤhnen ſich bald Fuͤrſten, bald Verliebte.
Der wichtige Triumph ward allen kund gethan.
Lakay und Laͤufer kam, und ſah das Schnupftuch an;
Er ſelbſt vergaß es bald, und ließ es einſam liegen;
Und geht, und wafnet ſich zu neuen Liebeskriegen.
Allein indem der Graf im Putz beſchaͤftigt war,
Verſammelt ſich darum die ganze Sylphenſchaar;
Und Ariel nahm es auf ſeine bunten Fluͤgel;
Schaut in den tiefen Krais, und ſprach alſo vom Spie-
gel:
Getreue meines Reichs, beſonders du, Charmant,
Und du, der voller Muth die Zwietracht uͤberwand;
(Dein
H 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="9">
              <pb facs="#f0129" n="121"/>
              <fw place="top" type="header">Fu&#x0364;nfter Ge&#x017F;ang.</fw><lb/>
              <l>Und halb verru&#x0364;ckt ihr fa&#x017F;t die Freude das Gehirne.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="10">
              <l>Wie &#x017F;chnell vera&#x0364;ndert &#x017F;ich der Sterblichen Ge-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">&#x017F;chick!</hi> </l><lb/>
              <l>Man giebt ein Schnupftuch hier, und dort ein Land zu-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">ru&#x0364;ck.</hi> </l><lb/>
              <l>Der wilde Krieg ho&#x0364;rt auf, der Land und Herz betru&#x0364;bte,</l><lb/>
              <l>Und es ver&#x017F;o&#x0364;hnen &#x017F;ich bald Fu&#x0364;r&#x017F;ten, bald Verliebte.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="11">
              <l>Der wichtige Triumph ward allen kund gethan.</l><lb/>
              <l>Lakay und La&#x0364;ufer kam, und &#x017F;ah das Schnupftuch an;</l><lb/>
              <l>Er &#x017F;elb&#x017F;t vergaß es bald, und ließ es ein&#x017F;am liegen;</l><lb/>
              <l>Und geht, und wafnet &#x017F;ich zu neuen Liebeskriegen.</l><lb/>
              <l>Allein indem der Graf im Putz be&#x017F;cha&#x0364;ftigt war,</l><lb/>
              <l>Ver&#x017F;ammelt &#x017F;ich darum die ganze Sylphen&#x017F;chaar;</l><lb/>
              <l>Und Ariel nahm es auf &#x017F;eine bunten Flu&#x0364;gel;</l><lb/>
              <l>Schaut in den tiefen Krais, und &#x017F;prach al&#x017F;o vom Spie-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">gel:</hi> </l><lb/>
              <l>Getreue meines Reichs, be&#x017F;onders du, Charmant,</l><lb/>
              <l>Und du, der voller Muth die Zwietracht u&#x0364;berwand;</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">H 5</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">(Dein</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[121/0129] Fuͤnfter Geſang. Und halb verruͤckt ihr faſt die Freude das Gehirne. Wie ſchnell veraͤndert ſich der Sterblichen Ge- ſchick! Man giebt ein Schnupftuch hier, und dort ein Land zu- ruͤck. Der wilde Krieg hoͤrt auf, der Land und Herz betruͤbte, Und es verſoͤhnen ſich bald Fuͤrſten, bald Verliebte. Der wichtige Triumph ward allen kund gethan. Lakay und Laͤufer kam, und ſah das Schnupftuch an; Er ſelbſt vergaß es bald, und ließ es einſam liegen; Und geht, und wafnet ſich zu neuen Liebeskriegen. Allein indem der Graf im Putz beſchaͤftigt war, Verſammelt ſich darum die ganze Sylphenſchaar; Und Ariel nahm es auf ſeine bunten Fluͤgel; Schaut in den tiefen Krais, und ſprach alſo vom Spie- gel: Getreue meines Reichs, beſonders du, Charmant, Und du, der voller Muth die Zwietracht uͤberwand; (Dein H 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/129
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763], S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/129>, abgerufen am 06.05.2024.