Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 5. [Braunschweig], [1764].der Melancholey. Mein hinhorchendes Ohr mit hohem Gemurmel erreichen.Laß mich auch dann nicht zu bleiben vergessen, wenn ietzo die Lampe Unter den Schatten verlöscht, und einsame Stille zu- rückkehrt; Laß mich alsdann die schreckenden Schläge der Glocke bemerken, Welche mit zitternder Zunge die fliehenden Stunden verkündigt. Nie auch wolle die Seele sich schöner zu bilden versäumen Durch den sanften und rührenden Schmerz der tragi- schen Muse; Sie, Melpomene, die im Cothurn erhaben einhertritt, Jn dem Leichengewand; sie ist des höheren Mitleids Pflegemutter, Jetzt mag mit thränenströmenden Augen Ueber
der Melancholey. Mein hinhorchendes Ohr mit hohem Gemurmel erreichen.Laß mich auch dann nicht zu bleiben vergeſſen, wenn ietzo die Lampe Unter den Schatten verloͤſcht, und einſame Stille zu- ruͤckkehrt; Laß mich alsdann die ſchreckenden Schlaͤge der Glocke bemerken, Welche mit zitternder Zunge die fliehenden Stunden verkuͤndigt. Nie auch wolle die Seele ſich ſchoͤner zu bilden verſaͤumen Durch den ſanften und ruͤhrenden Schmerz der tragi- ſchen Muſe; Sie, Melpomene, die im Cothurn erhaben einhertritt, Jn dem Leichengewand; ſie iſt des hoͤheren Mitleids Pflegemutter, Jetzt mag mit thraͤnenſtroͤmenden Augen Ueber
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der Melancholey.
Mein hinhorchendes Ohr mit hohem Gemurmel erreichen.
Laß mich auch dann nicht zu bleiben vergeſſen, wenn ietzo
die Lampe
Unter den Schatten verloͤſcht, und einſame Stille zu-
ruͤckkehrt;
Laß mich alsdann die ſchreckenden Schlaͤge der Glocke
bemerken,
Welche mit zitternder Zunge die fliehenden Stunden
verkuͤndigt.
Nie auch wolle die Seele ſich ſchoͤner zu bilden
verſaͤumen
Durch den ſanften und ruͤhrenden Schmerz der tragi-
ſchen Muſe;
Sie, Melpomene, die im Cothurn erhaben einhertritt,
Jn dem Leichengewand; ſie iſt des hoͤheren Mitleids
Pflegemutter, Jetzt mag mit thraͤnenſtroͤmenden Augen
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