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Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.

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alter vermoderter Römischer/ oder Grichischer Edelmann zu deren Uhrahn-Herrn gemachet würde. Einige suchen noch einen andern Uhrsprung/ und geben Welfonem I. einen Bayrischen Grafen/ der unter Carolo Magno gelebet habe/ zum Stamm-Vater an. Nach dieser Genealogie, hätte Welfo II. ein vornehmer Graf in Schwaben/ ohngefähr im XI. Seculo, eine Tochter gezeuget/ Namens Cuniza, die sich hernach an Azonem, Marggrafen in Italien verheyrahtet/ und von welcher das Braunschweigeische Hauß gepflantzet worden. Nun ists wohl an dem/ daß Grafen gewesen/ die Welfen geheissen/ ungeachtet es eine Fabel ist/ was von Graf Isenbards seinen 12. Söhnen insgemein vorgegeben wird/ daher auch auf angeführten Aut. seine Genealogie gantz nichts zu Bauen. Ob aber diese Guelfische Abstammung in allen und jeden so gar richtig sey/ begehret man jetzo nicht zu untersuchen. Immittelst hat man solche alhier/ und zwar zu Ende mit Anfügen wollen und ist sie wenigstens ein Zeugniß von des Herrn Autoris seinem Fleisse/ den Er in dergleichen Sachen anzuwenden belieben trägt.

Es habe aber nun diese oder jene Abstammung Grund/ so ist gewiß/ daß der Azo Marggraf in Italien aus selbiger entsprossen gewesen. Dieser kam mit denen Kaysern Conrado II. und Henrico II. aus Italien nach Teutschland allwo er vor besagte Cuniza, oder Kunigunda heyrathete/ mit der er/ weil sie die Letzte Guelfische Erbin war/ alles bekam/ was ihr in Teutschland zugehöret. Sie gebahr ihm 2. Printzen / darvon der älteste Azo, das Estische Hauß in Italien/ samt seinen Abstammungen anlegete; der jüngere aber/ Welsus, bliebe in Teutschland/ und besasse seiner Fr. Mutter Güter erhielte auch an. 1071. von Kayser Heinrich IV. das Hertzogthum Bayern. Von diesem Welfo stammete Hertzog Heinrich, in Sachsen und Bayern her / welchen die unverständigen Münche/ und scheelsichtigen Geschichtschreiber/ den Namen Superbi, oder des Stoltzen/ ihrer befremdlichen Arth nach/ beygeleget haben. Sein Sohn auch Heinrich genannt/ und der wegen seiner ungemeinen Tapfferkeit/ den Beynahmen Leo erhalten/ muste/ weil dessen Macht dem Kayser Friderico I. obschon ohne Grund/ verdächtig fiele/ sich von selben an. 1186. in die Acht erklären lassen/ unbetrachtet daß er selben in Italien/ und anderwerts/ sehr gute Dienste geleistet hatte. Daß diesem tapffern Fürsten allerdings zuviel geschehen/ und die vornehmsten Uhrheber seines Unglücks/ der Ertz-Bischoff von Cöln/ nebst andern Geistlichen gewesen/ die sich von den trefflichen Ländern dieses Printzen zu bereichern suchten/ darvon ist oben bereits Erwehnung geschehen. Sie erreichten auch ihr Absehen/ indem Cölln / Westphalen auch zum theil an sich risse/ andere aber zu diesem und jenem Stücke griffen/ dergestalt/ daß das Cöllnische Ertz-Bi-

V. Telleri Geschlecht der alten Welffen.
V. Hubner. Geneal. Tabl. 183.
Spen. Syll. Gen. p. 479.

alter vermoderter Römischer/ oder Grichischer Edelmann zu deren Uhrahn-Herrn gemachet würde. Einige suchen noch einen andern Uhrsprung/ und geben Welfonem I. einen Bayrischen Grafen/ der unter Carolo Magno gelebet habe/ zum Stamm-Vater an. Nach dieser Genealogie, hätte Welfo II. ein vornehmer Graf in Schwaben/ ohngefähr im XI. Seculo, eine Tochter gezeuget/ Namens Cuniza, die sich hernach an Azonem, Marggrafen in Italien verheyrahtet/ und von welcher das Braunschweigeische Hauß gepflantzet worden. Nun ists wohl an dem/ daß Grafen gewesen/ die Welfen geheissen/ ungeachtet es eine Fabel ist/ was von Graf Isenbards seinen 12. Söhnen insgemein vorgegeben wird/ daher auch auf angeführten Aut. seine Genealogie gantz nichts zu Bauen. Ob aber diese Guelfische Abstammung in allen und jeden so gar richtig sey/ begehret man jetzo nicht zu untersuchen. Immittelst hat man solche alhier/ und zwar zu Ende mit Anfügen wollen und ist sie wenigstens ein Zeugniß von des Herrn Autoris seinem Fleisse/ den Er in dergleichen Sachen anzuwenden belieben trägt.

Es habe aber nun diese oder jene Abstammung Grund/ so ist gewiß/ daß der Azo Marggraf in Italien aus selbiger entsprossen gewesen. Dieser kam mit denen Kaysern Conrado II. und Henrico II. aus Italien nach Teutschland allwo er vor besagte Cuniza, oder Kunigunda heyrathete/ mit der er/ weil sie die Letzte Guelfische Erbin war/ alles bekam/ was ihr in Teutschland zugehöret. Sie gebahr ihm 2. Printzen / darvon der älteste Azo, das Estische Hauß in Italien/ samt seinen Abstammungen anlegete; der jüngere aber/ Welsus, bliebe in Teutschland/ und besasse seiner Fr. Mutter Güter erhielte auch an. 1071. von Kayser Heinrich IV. das Hertzogthum Bayern. Von diesem Welfo stammete Hertzog Heinrich, in Sachsen und Bayern her / welchen die unverständigen Münche/ und scheelsichtigen Geschichtschreiber/ den Namen Superbi, oder des Stoltzen/ ihrer befremdlichen Arth nach/ beygeleget haben. Sein Sohn auch Heinrich genannt/ und der wegen seiner ungemeinen Tapfferkeit/ den Beynahmen Leo erhalten/ muste/ weil dessen Macht dem Kayser Friderico I. obschon ohne Grund/ verdächtig fiele/ sich von selben an. 1186. in die Acht erklären lassen/ unbetrachtet daß er selben in Italien/ und anderwerts/ sehr gute Dienste geleistet hatte. Daß diesem tapffern Fürsten allerdings zuviel geschehen/ und die vornehmsten Uhrheber seines Unglücks/ der Ertz-Bischoff von Cöln/ nebst andern Geistlichen gewesen/ die sich von den trefflichen Ländern dieses Printzen zu bereichern suchten/ darvon ist oben bereits Erwehnung geschehen. Sie erreichten auch ihr Absehen/ indem Cölln / Westphalen auch zum theil an sich risse/ andere aber zu diesem und jenem Stücke griffen/ dergestalt/ daß das Cöllnische Ertz-Bi-

V. Telleri Geschlecht der alten Welffen.
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[318/0366] alter vermoderter Römischer/ oder Grichischer Edelmann zu deren Uhrahn-Herrn gemachet würde. Einige suchen noch einen andern Uhrsprung/ und geben Welfonem I. einen Bayrischen Grafen/ der unter Carolo Magno gelebet habe/ zum Stamm-Vater an. Nach dieser Genealogie, hätte Welfo II. ein vornehmer Graf in Schwaben/ ohngefähr im XI. Seculo, eine Tochter gezeuget/ Namens Cuniza, die sich hernach an Azonem, Marggrafen in Italien verheyrahtet/ und von welcher das Braunschweigeische Hauß gepflantzet worden. Nun ists wohl an dem/ daß Grafen gewesen/ die Welfen geheissen/ ungeachtet es eine Fabel ist/ was von Graf Isenbards seinen 12. Söhnen insgemein vorgegeben wird/ daher auch auf angeführten Aut. seine Genealogie gantz nichts zu Bauen. Ob aber diese Guelfische Abstammung in allen und jeden so gar richtig sey/ begehret man jetzo nicht zu untersuchen. Immittelst hat man solche alhier/ und zwar zu Ende mit Anfügen wollen und ist sie wenigstens ein Zeugniß von des Herrn Autoris seinem Fleisse/ den Er in dergleichen Sachen anzuwenden belieben trägt. Es habe aber nun diese oder jene Abstammung Grund/ so ist gewiß/ daß der Azo Marggraf in Italien aus selbiger entsprossen gewesen. Dieser kam mit denen Kaysern Conrado II. und Henrico II. aus Italien nach Teutschland allwo er vor besagte Cuniza, oder Kunigunda heyrathete/ mit der er/ weil sie die Letzte Guelfische Erbin war/ alles bekam/ was ihr in Teutschland zugehöret. Sie gebahr ihm 2. Printzen / darvon der älteste Azo, das Estische Hauß in Italien/ samt seinen Abstammungen anlegete; der jüngere aber/ Welsus, bliebe in Teutschland/ und besasse seiner Fr. Mutter Güter erhielte auch an. 1071. von Kayser Heinrich IV. das Hertzogthum Bayern. Von diesem Welfo stammete Hertzog Heinrich, in Sachsen und Bayern her / welchen die unverständigen Münche/ und scheelsichtigen Geschichtschreiber/ den Namen Superbi, oder des Stoltzen/ ihrer befremdlichen Arth nach/ beygeleget haben. Sein Sohn auch Heinrich genannt/ und der wegen seiner ungemeinen Tapfferkeit/ den Beynahmen Leo erhalten/ muste/ weil dessen Macht dem Kayser Friderico I. obschon ohne Grund/ verdächtig fiele/ sich von selben an. 1186. in die Acht erklären lassen/ unbetrachtet daß er selben in Italien/ und anderwerts/ sehr gute Dienste geleistet hatte. Daß diesem tapffern Fürsten allerdings zuviel geschehen/ und die vornehmsten Uhrheber seines Unglücks/ der Ertz-Bischoff von Cöln/ nebst andern Geistlichen gewesen/ die sich von den trefflichen Ländern dieses Printzen zu bereichern suchten/ darvon ist oben bereits Erwehnung geschehen. Sie erreichten auch ihr Absehen/ indem Cölln / Westphalen auch zum theil an sich risse/ andere aber zu diesem und jenem Stücke griffen/ dergestalt/ daß das Cöllnische Ertz-Bi- V. Telleri Geschlecht der alten Welffen. V. Hubner. Geneal. Tabl. 183. Spen. Syll. Gen. p. 479.

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Zitationshilfe: Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/366>, abgerufen am 26.04.2024.