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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Fünffte Buch/
[Spaltenumbruch] Tabac-
pulver.

Will man aber das pulver davon haben/
so geschiehet es auff nachfolgende weiß: man
nimt der mittelmäßigen und schönsten blät-
ter/ reihet sie an einen faden/ und hengt sie
in eine kammer/ da keine Sonne/ Wind o-
der Feur zukomme. Also läßt man sie han-
gen/ biß man ihrer vonnöthen hat: alsdenn
Gifftige
Wunden.
nimt man sie herab/ pülvert und gebraucht
sie. Daß der Tabac wider das Gifft ein
heilsame Artzney seye/ haben die Spanier in
Jndien gelernet. Denn als die Canibalen/
(welches wilde Völcker sind/ und ihre pfei-
le auffs schädlichste zu vergifften pflegen)
auff der Jnsul S. Johannis de portu divite
einen Streiff thäten/ und daselbst in der
Anlände etliche Spanier verwundeten/ und
es ihnen an Branntenwein (welchen sie son-
sten in der gleichen Wunden zu giessen pfleg-
ten) mangelte/ nahmen sie/ von einem Jn-
dianer darzu angewiesen/ den außgetruck-
ten safft dieses Krauts/ liessen ihn in die
Wunden trieffen/ und legten ein Tabac-
blatt oben darüber: damit wurden ihnen
nicht nur die schmertzen gestillet/ und andere
Zufälle/ welche dergleichen Gifft nach sich
zu ziehen pfleget/ abgewendet/ sondern auch
die Wunden auß dem Grund geheilet. Die
Jndianer/ wenn sie zu Krieg ziehen/ tragen
allemahl ein starckes Gifft (welches bald
tödtet/ wenn man nur biß auffs Blut ge-
schossen worden) in einem Hirschfuß/ in ei-
nem andern Gefäß aber den außgepreßten
safft dieses Krauts bey sich/ pflegen also mit
jenem ihre Feind zu tödten/ mit diesem aber
sich selber bey Leben zu erhalten. Wenn sie
aber das grüne und frische Kraut nicht ha-
ben können/ so tragen sie es gedörret bey
sich/ welches auff die Wunden gelegt eben
Gifft.dasselbe verrichtet. Zu Antorff/ wie AEgi-
dius Everhardus
in seiner Panacaea gedencket/
hat dieser safft mit Butter einer Katzen ein-
gegeben/ ihr das beygebrachte Gifft wider
Gifftige
Thier-biß.
abgetrieben. Daher ist es auch ein gut
Hülff-mittel wider die gifftigen Bisse der
rasenden Hunde oder Wölffe/ wenn in einer
viertelstund hernach/ ober zehlter massen/ der
safft hinein getreufft/ und das Kraut auff-
Frische
Wunden.
geleget wird. Andere frische Wunden/ wenn
sie nicht tieff sind/ werden durch diesen
safft und Kraut in einem tag geheilet. Wenn
aber die Wunde zu tieff ist/ muß man sie zu-
vor mit weissem Wein sauber außwaschen/
mit einem reinen schwamm oder tuch auß-
tröcknen/ alsdenn leinene tüchlein in den safft
einnetzen/ und mit den zerstossenen blättern
überschlagen. Man kan auch/ daß sie desto
eher heile/ dieselbe in- und außwendig mit ge-
meltem safft waschen und säubern. Wenn
keine frische blätter zu bekommen sind/ mag
man die dürren pülvern/ und in die Wun-
den strewen/ wenn sie zuvor gesäubert wor-
den/ denn das pulver hat alle die würckung
die das frische Kraut hat. Mit diesem safft
denselben überschlagend/ kan man auch die
Pestilentz-
äysen/ offe-
ne schäden.
gifftige Pestilentz-äysen/ wie nicht weniger
alte offene Schäden/ wenn sie auch schon
biß auffs Bein hinein gefressen hätten/ auß-
Frantzösi-
sche Na-
sen ge-
schwär.
heilen. Herr D. Sebizius hat damit zwey ab-
scheuliche Frantzosen-hafftige Nasen-ge-
schwär heilen/ und unzehlich viel Würme
außtreiben sehen. Die Jndianer/ wie Nico-
[Spaltenumbruch] laus Monardes
schreibet/ pflegen mit diesemHunger
und Durst.

Kraut ihren hunger und durst zu stillen/ fol-
gender gestalt. Sie brennen die Muscheln
gewisser Wasser-schnecken/ und pülvern sie:
darnach nehmen sie solches pulver und Ta-
bac-blätter/ eines so viel als des andern/
knetten es zusammen/ und gleichsam zu ei-
nem teig/ auß diesem formiren sie kleine kü-
gelein/ etwas grösser als die Erbsen/ trock-
nen sie an einem schattichten ort/ und he-
ben sie denn zum gebrauch auff. Wenn sie
nun durch die grossen Sand-wüsten/ da we-
der zu beissen noch zu brocken ist/ reisen
müssen/ nehmen sie ein küglein nach dem an-
dern in den Mund/ und saugen daran/ daß
sie vergehen/ und der safft in den Magen
fliesset. Solcher gestalt können sie ohne min-
derung der Leibs-kräfften drey oder vier ta-
ge ungeessen und ungetruncken bleiben.

Gewiß ist es/ daß der Tabac-rauch/ wennTabac-
rauch.

er mit maß gebraucht wird/ nutzlich seye den
Phlegmaticis, oder denen/ welche kalter Na-Schleim
auff der
Brust/ kal-
tes Haupt.

tur sind/ denn er führet den Schleim und
die übrigen Feuchtigkeiten von der Brust
und auß dem kalten Haupt/ erwärmet und
stärcket dasselbige. Hingegen ist er hoch-
schädlich denen hitzigen Naturen/ denn er ih-
nen leichtlich Hauptweh verursacht.

Die Pfeiffen oder Tabac-trinckgefässeTabac-
pfeiffen.

belangend/ so sind die längsten die besten:
denn solcher gestalt verkühlet und läutert sich
der rauch in etwas/ bevor er in den Mund
eingehet/ oder nach dem Gehirn steiget. Nach-Feuchtes
Gehirn.

folgendes Compositum wird denjenigen mit-
getheilet/ die eines rauchs vonnöthen haben/
das feuchte Gehirn zu trocknen/ das kalte
Haupt zu erwärmen/ aber den blossen Ta-
bac-rauch nicht wol vertragen können. Jst
vor ein Hoch-Fürstliche Person von einem
berühmten Hoff-Medico auffgesetzt worden.Sonderli-
cher Tabac

Nim Calmus/ Galgant-wurtz jedes ein
loth/ Nägelein zwey serupel/ Lavander-blu-
men/ rothe Rosen/ Nägelein-blumen/ Mu-
scaten-blüth/ Roßmarin/ Majoran/ Lorbeer-
blätter jedes ein serupel/ Jndianischen Ta-
bac ein loth/ Coriander/ Cubeben/ Carda-
mömlein jedes ein scrupel/ Weyrauch/ Ma-
stix/ Styrax calamit/ Benzoin/ weissen Ag-
stein/ Ladanum jedes zwey scrupel/ gelben
Santal/ Rosenholtz/ Zimmetrinden jedes
ein quintlein/ Bisam zwey gran. Diese stück
zusammen gehackt/ so klein als man den
Tabac schneidet/ in die pfeiffen eingefüllet
und angezündet/ gibt einen überauß liebli-
chen rauch/ welcher nicht allein dem Haupt
trefflichen nutzen bringet/ sondern auch das
gantze Zimmer an statt eines Rauchwercks
wolriechend machet.

Ferner ist das Tabac pulver eine kräffti-
ge Artzney/ durch Niesen das Haupt von
kalten Flüssen zu erleichtern/ und durch dieKalte flüß.
Nase außzuführen/ insonderheit so man es
mit andern stärckenden pulvern vermischt.Nutzliches
Schnupff-
pulver.

Ein nutzliches Nieß- oder Schnupff-pulver
wird also gemacht. Nim Majoran/ Beto-
nien-blümlein/ Mäyen-blümlein/ Jndiani-
schen Tabac jedes 1. quintl. Amber 2. gran/
Bisam 1. gr. stosse alles zu einem reinen pul-
ver. Man muß aber dieses pulver nicht zu
viel gebrauchen/ denn durch das stätige
schnupfen und vielfältiges niesen das Haupt

gefähr-
Das Fuͤnffte Buch/
[Spaltenumbruch] Tabac-
pulver.

Will man aber das pulver davon haben/
ſo geſchiehet es auff nachfolgende weiß: man
nimt der mittelmaͤßigen und ſchoͤnſten blaͤt-
ter/ reihet ſie an einen faden/ und hengt ſie
in eine kammer/ da keine Sonne/ Wind o-
der Feur zukomme. Alſo laͤßt man ſie han-
gen/ biß man ihrer vonnoͤthen hat: alsdenn
Gifftige
Wunden.
nimt man ſie herab/ puͤlvert und gebraucht
ſie. Daß der Tabac wider das Gifft ein
heilſame Artzney ſeye/ haben die Spanier in
Jndien gelernet. Denn als die Canibalen/
(welches wilde Voͤlcker ſind/ und ihre pfei-
le auffs ſchaͤdlichſte zu vergifften pflegen)
auff der Jnſul S. Johannis de portu divite
einen Streiff thaͤten/ und daſelbſt in der
Anlaͤnde etliche Spanier verwundeten/ und
es ihnen an Branntenwein (welchen ſie ſon-
ſten in der gleichen Wunden zu gieſſen pfleg-
ten) mangelte/ nahmen ſie/ von einem Jn-
dianer darzu angewieſen/ den außgetruck-
ten ſafft dieſes Krauts/ lieſſen ihn in die
Wunden trieffen/ und legten ein Tabac-
blatt oben daruͤber: damit wurden ihnen
nicht nur die ſchmertzen geſtillet/ und andere
Zufaͤlle/ welche dergleichen Gifft nach ſich
zu ziehen pfleget/ abgewendet/ ſondern auch
die Wunden auß dem Grund geheilet. Die
Jndianer/ wenn ſie zu Krieg ziehen/ tragen
allemahl ein ſtarckes Gifft (welches bald
toͤdtet/ wenn man nur biß auffs Blut ge-
ſchoſſen worden) in einem Hirſchfuß/ in ei-
nem andern Gefaͤß aber den außgepreßten
ſafft dieſes Krauts bey ſich/ pflegen alſo mit
jenem ihre Feind zu toͤdten/ mit dieſem aber
ſich ſelber bey Leben zu erhalten. Wenn ſie
aber das gruͤne und friſche Kraut nicht ha-
ben koͤnnen/ ſo tragen ſie es gedoͤrꝛet bey
ſich/ welches auff die Wunden gelegt eben
Gifft.daſſelbe verꝛichtet. Zu Antorff/ wie Ægi-
dius Everhardus
in ſeiner Panacæa gedencket/
hat dieſer ſafft mit Butter einer Katzen ein-
gegeben/ ihr das beygebrachte Gifft wider
Gifftige
Thier-biß.
abgetrieben. Daher iſt es auch ein gut
Huͤlff-mittel wider die gifftigen Biſſe der
raſenden Hunde oder Woͤlffe/ wenn in einer
viertelſtund hernach/ ober zehlter maſſen/ der
ſafft hinein getreufft/ und das Kraut auff-
Friſche
Wunden.
geleget wird. Andere friſche Wunden/ wenn
ſie nicht tieff ſind/ werden durch dieſen
ſafft und Kraut in einem tag geheilet. Wenn
aber die Wunde zu tieff iſt/ muß man ſie zu-
vor mit weiſſem Wein ſauber außwaſchen/
mit einem reinen ſchwamm oder tuch auß-
troͤcknen/ alsdenn leinene tuͤchlein in den ſafft
einnetzen/ und mit den zerſtoſſenen blaͤttern
uͤberſchlagen. Man kan auch/ daß ſie deſto
eher heile/ dieſelbe in- und außwendig mit ge-
meltem ſafft waſchen und ſaͤubern. Wenn
keine friſche blaͤtter zu bekommen ſind/ mag
man die duͤrꝛen puͤlvern/ und in die Wun-
den ſtrewen/ wenn ſie zuvor geſaͤubert wor-
den/ denn das pulver hat alle die wuͤrckung
die das friſche Kraut hat. Mit dieſem ſafft
denſelben uͤberſchlagend/ kan man auch die
Peſtilentz-
aͤyſen/ offe-
ne ſchaͤden.
gifftige Peſtilentz-aͤyſen/ wie nicht weniger
alte offene Schaͤden/ wenn ſie auch ſchon
biß auffs Bein hinein gefreſſen haͤtten/ auß-
Frantzoͤſi-
ſche Na-
ſen ge-
ſchwaͤr.
heilen. Herꝛ D. Sebizius hat damit zwey ab-
ſcheuliche Frantzoſen-hafftige Naſen-ge-
ſchwaͤr heilen/ und unzehlich viel Wuͤrme
außtreiben ſehen. Die Jndianer/ wie Nico-
[Spaltenumbruch] laus Monardes
ſchreibet/ pflegen mit dieſemHunger
und Durſt.

Kraut ihren hunger und durſt zu ſtillen/ fol-
gender geſtalt. Sie brennen die Muſcheln
gewiſſer Waſſer-ſchnecken/ und puͤlvern ſie:
darnach nehmen ſie ſolches pulver und Ta-
bac-blaͤtter/ eines ſo viel als des andern/
knetten es zuſammen/ und gleichſam zu ei-
nem teig/ auß dieſem formiren ſie kleine kuͤ-
gelein/ etwas groͤſſer als die Erbſen/ trock-
nen ſie an einem ſchattichten ort/ und he-
ben ſie denn zum gebrauch auff. Wenn ſie
nun durch die groſſen Sand-wuͤſten/ da we-
der zu beiſſen noch zu brocken iſt/ reiſen
muͤſſen/ nehmen ſie ein kuͤglein nach dem an-
dern in den Mund/ und ſaugen daran/ daß
ſie vergehen/ und der ſafft in den Magen
flieſſet. Solcher geſtalt koͤnnen ſie ohne min-
derung der Leibs-kraͤfften drey oder vier ta-
ge ungeeſſen und ungetruncken bleiben.

Gewiß iſt es/ daß der Tabac-rauch/ wennTabac-
rauch.

er mit maß gebraucht wird/ nutzlich ſeye den
Phlegmaticis, oder denen/ welche kalter Na-Schleim
auff der
Bruſt/ kal-
tes Haupt.

tur ſind/ denn er fuͤhret den Schleim und
die uͤbrigen Feuchtigkeiten von der Bruſt
und auß dem kalten Haupt/ erwaͤrmet und
ſtaͤrcket daſſelbige. Hingegen iſt er hoch-
ſchaͤdlich denen hitzigen Naturen/ denn er ih-
nen leichtlich Hauptweh verurſacht.

Die Pfeiffen oder Tabac-trinckgefaͤſſeTabac-
pfeiffen.

belangend/ ſo ſind die laͤngſten die beſten:
denn ſolcher geſtalt verkuͤhlet und laͤutert ſich
der rauch in etwas/ bevor er in den Mund
eingehet/ oder nach dem Gehirn ſteiget. Nach-Feuchtes
Gehirn.

folgendes Compoſitum wird denjenigen mit-
getheilet/ die eines rauchs vonnoͤthen haben/
das feuchte Gehirn zu trocknen/ das kalte
Haupt zu erwaͤrmen/ aber den bloſſen Ta-
bac-rauch nicht wol vertragen koͤnnen. Jſt
vor ein Hoch-Fuͤrſtliche Perſon von einem
beruͤhmten Hoff-Medico auffgeſetzt worden.Sonderli-
cher Tabac

Nim Calmus/ Galgant-wurtz jedes ein
loth/ Naͤgelein zwey ſerupel/ Lavander-blu-
men/ rothe Roſen/ Naͤgelein-blumen/ Mu-
ſcaten-bluͤth/ Roßmarin/ Majoran/ Lorbeer-
blaͤtter jedes ein ſerupel/ Jndianiſchen Ta-
bac ein loth/ Coriander/ Cubeben/ Carda-
moͤmlein jedes ein ſcrupel/ Weyrauch/ Ma-
ſtix/ Styrax calamit/ Benzoin/ weiſſen Ag-
ſtein/ Ladanum jedes zwey ſcrupel/ gelben
Santal/ Roſenholtz/ Zimmetrinden jedes
ein quintlein/ Biſam zwey gran. Dieſe ſtuͤck
zuſammen gehackt/ ſo klein als man den
Tabac ſchneidet/ in die pfeiffen eingefuͤllet
und angezuͤndet/ gibt einen uͤberauß liebli-
chen rauch/ welcher nicht allein dem Haupt
trefflichen nutzen bringet/ ſondern auch das
gantze Zimmer an ſtatt eines Rauchwercks
wolriechend machet.

Ferner iſt das Tabac pulver eine kraͤffti-
ge Artzney/ durch Nieſen das Haupt von
kalten Fluͤſſen zu erleichtern/ und durch dieKalte fluͤß.
Naſe außzufuͤhren/ inſonderheit ſo man es
mit andern ſtaͤrckenden pulvern vermiſcht.Nutzliches
Schnupff-
pulver.

Ein nutzliches Nieß- oder Schnupff-pulver
wird alſo gemacht. Nim Majoran/ Beto-
nien-bluͤmlein/ Maͤyen-bluͤmlein/ Jndiani-
ſchen Tabac jedes 1. quintl. Amber 2. gran/
Biſam 1. gr. ſtoſſe alles zu einem reinen pul-
ver. Man muß aber dieſes pulver nicht zu
viel gebrauchen/ denn durch das ſtaͤtige
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[990/1006] Das Fuͤnffte Buch/ Will man aber das pulver davon haben/ ſo geſchiehet es auff nachfolgende weiß: man nimt der mittelmaͤßigen und ſchoͤnſten blaͤt- ter/ reihet ſie an einen faden/ und hengt ſie in eine kammer/ da keine Sonne/ Wind o- der Feur zukomme. Alſo laͤßt man ſie han- gen/ biß man ihrer vonnoͤthen hat: alsdenn nimt man ſie herab/ puͤlvert und gebraucht ſie. Daß der Tabac wider das Gifft ein heilſame Artzney ſeye/ haben die Spanier in Jndien gelernet. Denn als die Canibalen/ (welches wilde Voͤlcker ſind/ und ihre pfei- le auffs ſchaͤdlichſte zu vergifften pflegen) auff der Jnſul S. Johannis de portu divite einen Streiff thaͤten/ und daſelbſt in der Anlaͤnde etliche Spanier verwundeten/ und es ihnen an Branntenwein (welchen ſie ſon- ſten in der gleichen Wunden zu gieſſen pfleg- ten) mangelte/ nahmen ſie/ von einem Jn- dianer darzu angewieſen/ den außgetruck- ten ſafft dieſes Krauts/ lieſſen ihn in die Wunden trieffen/ und legten ein Tabac- blatt oben daruͤber: damit wurden ihnen nicht nur die ſchmertzen geſtillet/ und andere Zufaͤlle/ welche dergleichen Gifft nach ſich zu ziehen pfleget/ abgewendet/ ſondern auch die Wunden auß dem Grund geheilet. Die Jndianer/ wenn ſie zu Krieg ziehen/ tragen allemahl ein ſtarckes Gifft (welches bald toͤdtet/ wenn man nur biß auffs Blut ge- ſchoſſen worden) in einem Hirſchfuß/ in ei- nem andern Gefaͤß aber den außgepreßten ſafft dieſes Krauts bey ſich/ pflegen alſo mit jenem ihre Feind zu toͤdten/ mit dieſem aber ſich ſelber bey Leben zu erhalten. Wenn ſie aber das gruͤne und friſche Kraut nicht ha- ben koͤnnen/ ſo tragen ſie es gedoͤrꝛet bey ſich/ welches auff die Wunden gelegt eben daſſelbe verꝛichtet. Zu Antorff/ wie Ægi- dius Everhardus in ſeiner Panacæa gedencket/ hat dieſer ſafft mit Butter einer Katzen ein- gegeben/ ihr das beygebrachte Gifft wider abgetrieben. Daher iſt es auch ein gut Huͤlff-mittel wider die gifftigen Biſſe der raſenden Hunde oder Woͤlffe/ wenn in einer viertelſtund hernach/ ober zehlter maſſen/ der ſafft hinein getreufft/ und das Kraut auff- geleget wird. Andere friſche Wunden/ wenn ſie nicht tieff ſind/ werden durch dieſen ſafft und Kraut in einem tag geheilet. Wenn aber die Wunde zu tieff iſt/ muß man ſie zu- vor mit weiſſem Wein ſauber außwaſchen/ mit einem reinen ſchwamm oder tuch auß- troͤcknen/ alsdenn leinene tuͤchlein in den ſafft einnetzen/ und mit den zerſtoſſenen blaͤttern uͤberſchlagen. Man kan auch/ daß ſie deſto eher heile/ dieſelbe in- und außwendig mit ge- meltem ſafft waſchen und ſaͤubern. Wenn keine friſche blaͤtter zu bekommen ſind/ mag man die duͤrꝛen puͤlvern/ und in die Wun- den ſtrewen/ wenn ſie zuvor geſaͤubert wor- den/ denn das pulver hat alle die wuͤrckung die das friſche Kraut hat. Mit dieſem ſafft denſelben uͤberſchlagend/ kan man auch die gifftige Peſtilentz-aͤyſen/ wie nicht weniger alte offene Schaͤden/ wenn ſie auch ſchon biß auffs Bein hinein gefreſſen haͤtten/ auß- heilen. Herꝛ D. Sebizius hat damit zwey ab- ſcheuliche Frantzoſen-hafftige Naſen-ge- ſchwaͤr heilen/ und unzehlich viel Wuͤrme außtreiben ſehen. Die Jndianer/ wie Nico- laus Monardes ſchreibet/ pflegen mit dieſem Kraut ihren hunger und durſt zu ſtillen/ fol- gender geſtalt. Sie brennen die Muſcheln gewiſſer Waſſer-ſchnecken/ und puͤlvern ſie: darnach nehmen ſie ſolches pulver und Ta- bac-blaͤtter/ eines ſo viel als des andern/ knetten es zuſammen/ und gleichſam zu ei- nem teig/ auß dieſem formiren ſie kleine kuͤ- gelein/ etwas groͤſſer als die Erbſen/ trock- nen ſie an einem ſchattichten ort/ und he- ben ſie denn zum gebrauch auff. Wenn ſie nun durch die groſſen Sand-wuͤſten/ da we- der zu beiſſen noch zu brocken iſt/ reiſen muͤſſen/ nehmen ſie ein kuͤglein nach dem an- dern in den Mund/ und ſaugen daran/ daß ſie vergehen/ und der ſafft in den Magen flieſſet. Solcher geſtalt koͤnnen ſie ohne min- derung der Leibs-kraͤfften drey oder vier ta- ge ungeeſſen und ungetruncken bleiben. Gifftige Wunden. Gifft. Gifftige Thier-biß. Friſche Wunden. Peſtilentz- aͤyſen/ offe- ne ſchaͤden. Frantzoͤſi- ſche Na- ſen ge- ſchwaͤr. Hunger und Durſt. Gewiß iſt es/ daß der Tabac-rauch/ wenn er mit maß gebraucht wird/ nutzlich ſeye den Phlegmaticis, oder denen/ welche kalter Na- tur ſind/ denn er fuͤhret den Schleim und die uͤbrigen Feuchtigkeiten von der Bruſt und auß dem kalten Haupt/ erwaͤrmet und ſtaͤrcket daſſelbige. Hingegen iſt er hoch- ſchaͤdlich denen hitzigen Naturen/ denn er ih- nen leichtlich Hauptweh verurſacht. Tabac- rauch. Schleim auff der Bruſt/ kal- tes Haupt. Die Pfeiffen oder Tabac-trinckgefaͤſſe belangend/ ſo ſind die laͤngſten die beſten: denn ſolcher geſtalt verkuͤhlet und laͤutert ſich der rauch in etwas/ bevor er in den Mund eingehet/ oder nach dem Gehirn ſteiget. Nach- folgendes Compoſitum wird denjenigen mit- getheilet/ die eines rauchs vonnoͤthen haben/ das feuchte Gehirn zu trocknen/ das kalte Haupt zu erwaͤrmen/ aber den bloſſen Ta- bac-rauch nicht wol vertragen koͤnnen. Jſt vor ein Hoch-Fuͤrſtliche Perſon von einem beruͤhmten Hoff-Medico auffgeſetzt worden. Nim Calmus/ Galgant-wurtz jedes ein loth/ Naͤgelein zwey ſerupel/ Lavander-blu- men/ rothe Roſen/ Naͤgelein-blumen/ Mu- ſcaten-bluͤth/ Roßmarin/ Majoran/ Lorbeer- blaͤtter jedes ein ſerupel/ Jndianiſchen Ta- bac ein loth/ Coriander/ Cubeben/ Carda- moͤmlein jedes ein ſcrupel/ Weyrauch/ Ma- ſtix/ Styrax calamit/ Benzoin/ weiſſen Ag- ſtein/ Ladanum jedes zwey ſcrupel/ gelben Santal/ Roſenholtz/ Zimmetrinden jedes ein quintlein/ Biſam zwey gran. Dieſe ſtuͤck zuſammen gehackt/ ſo klein als man den Tabac ſchneidet/ in die pfeiffen eingefuͤllet und angezuͤndet/ gibt einen uͤberauß liebli- chen rauch/ welcher nicht allein dem Haupt trefflichen nutzen bringet/ ſondern auch das gantze Zimmer an ſtatt eines Rauchwercks wolriechend machet. Tabac- pfeiffen. Feuchtes Gehirn. Sonderli- cher Tabac Ferner iſt das Tabac pulver eine kraͤffti- ge Artzney/ durch Nieſen das Haupt von kalten Fluͤſſen zu erleichtern/ und durch die Naſe außzufuͤhren/ inſonderheit ſo man es mit andern ſtaͤrckenden pulvern vermiſcht. Ein nutzliches Nieß- oder Schnupff-pulver wird alſo gemacht. Nim Majoran/ Beto- nien-bluͤmlein/ Maͤyen-bluͤmlein/ Jndiani- ſchen Tabac jedes 1. quintl. Amber 2. gran/ Biſam 1. gr. ſtoſſe alles zu einem reinen pul- ver. Man muß aber dieſes pulver nicht zu viel gebrauchen/ denn durch das ſtaͤtige ſchnupfen und vielfaͤltiges nieſen das Haupt gefaͤhr- Kalte fluͤß. Nutzliches Schnupff- pulver.

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 990. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/1006>, abgerufen am 30.04.2024.