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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Baum-und Staud-Gewächsen.
[Spaltenumbruch] Wurtzeln an den Haselstauden auß dem na-
he ligenden Erd-grunde mit sambt der Nah-
rung/ darvon sie wachsen/ an sich ziehen
und schöpffen; daß aber solches auß natür-
lichen ursachen geschehe/ hat der fürtreffli-
che Naturkündiger P. Athanasius Kirckerus S.
J. lib. 3. Mundimagnetic. part. 5. cap.
3. genug-
sam erkläret.

Der Bauren einfältiges auffmercken hat
dennoch wahrgenommen/ daß/ so man ei-
ne Schlang mit einem stecken oder gerten
von Haselstauden schlaget/ sie alsobald er-
starre/ sich außstrecke/ und darauff sterbe.
Daß nun die Schlange vielmehr von dem
streich einer Hasel-gerten/ als sonsten von
einem andern könne erschlagen werden/ sol-
ches geschicht daher/ weil solche ruthe sehr
schwanck ist/ und der streich deßwegen die
theil an der schlangen/ da sie ihre krafft hat/
desto gewaltiger und harter berühret/ und
die Gläich-beinlein am Ruckgrad/ welche
sie insonderheit antrifft/ zutrennet und von
einander schlägt: da wird alßdenn der
Schlangen die krafft ihrer natürlichen be-
wegung entnommen/ daß sie sich nicht mehr
mit vortheil bewegen/ noch in der Flucht
fortkriechen kan/ und muß also in kurtzer
zeit auß grossem Schmertzen vor hunger
und gantz krafftloß sterben.

Die Vicentische Haselnüsse haben in Jta-
lien den höchsten ruhm/ dieweil sie ein solchen
anmütigen geschmack geben/ daß sie schier
mit den Pimpernüßlein können verglichen
werden/ denn in allen Haselnüssen nicht ein
gleicher geschmack sich befindet/ etliche sind
süß/ andere rauch/ unanmüthig und hart-
licht zu essen. Auf den Tridentinischen Ber-
gen in Tyrol wachsen die wilden Haselnüß-
stauden in solcher grossen anzahl/ daß man
sie nach der zeitigung in Säck verwahret.
Jn Franckreich stehen die Berg und Lust-
wälder voll dieser stauden. Jn Saffoyen bey
Losanna und Lyon werden der grossen Ha-
selnüsse angetroffen/ auch in den Königrei-
chen Dännemarck und Norwegen die Ha-
selnüß mit solchem überfluß gefunden/ daß
sie zugleich in andere Landschafften ver-
schickt werden.

Jn Macedonien wachst die Haselstaude
in der gestalt eines hohen Baums mit brei-
ten blättern/ und hangen die Nüsse dick bey-
sammen/ wie an einem grossen Trauben-
kamm. Die Vngarischen Gesandten von Ofen
nach Constantinopel/ haben ihne in Mace-
donien/ und auff dem Thracischen Berg
Harmo gesehen/ under welchen Paulus Ru-
bigallus
ware/ der solches Valerio Cordo er-
zehlete/ wie er in Comment. ad lib. 1. Dioscorid.
cap.
180. berichtet.

Ein sonderbare art der Haselnüssen findet
sich zu Constantinopel/ welche von dem Tür-
ckischen Käyser alda/ und den fürnemsten am
Hoff für einen köstlichen Schleck gehalten
werden: wird von J. Bauh. Avellana Byzanti-
na,
von C. Bauh. aber Avellana peregrina humi-
lis
genennet. Carolus Clusius Lib. 1. rarior. plan-
tar. Histor. cap.
7. beschreibet sie also. Diese Ha-
selstaud wachset in der Türckey nicht über
einer elen hoch: die äussere hülsen an der
Frucht ist groß/ dick/ in vier theil zertheilt/
und mit einer harten rauchen Wolle überzo-
[Spaltenumbruch] gen. Die Frucht vergleicht sich mit unseren
Haselnüssen/ scheinet aber kleiner zu seyn/
und ligt in einer harten schale.

Die frembde purgierende Haselnuß Avel-
lanam purgatricem, C. B. Park. purgatricem novi
orbis. J. B.
beschreibet Carolus Clusius in notis
ad Nicolai Monardi Histor. simpl. medicam. cap.

47. also. Diese Haselnuß ist mit einer zähen
und weichen Rinde bedecket/ welche theils a-
schenfärbig/ theils schwartzlicht scheinet:
nach derselbigen sihet man ein andere scha-
le/ die nicht so dick ist wie der gemeinen Ha-
selnuß/ und den Kernen begreifft/ welcher
weiß/ hart/ mit einem dünnen häutlein ü-
berzogen/ und an der grösse und geschmack
mit unseren Haselnüssen übereinkommt. Die
gantze Nuß ist auff einer seiten etwas glatt.
Nicolaus Monardes vermeldet/ daß diese
Frucht ein purgierende krafft habe/ daher
sie die versetzte Gallen und Schleim oben
und unden außtreibe: man gibt sie von ei-
nem halben biß auff ein gantzes quintlein/
und bratet sie zuvor/ damit sie etwas schwä-
cher würcke. Sie wachset in der Jnsul St.
Dominici/ und wird alda von den Spaniern
und Jndianeren zimlich gebraucht.

[Abbildung] Jndianische Haselnüsse. Nuces Avel-
lanae Indicae.

1. A. Die
gantze
Nuß.
B. Die an
dem unde-
ren theil
zerschnitte-
ne Nuß.
C. Die
mitten
entzwey ge-
schnittene
Nuß.
D. E. Die
haarige
Schale
der Nuß.
2. a. Die
andere of-
fene Nuß.
b. Jhr aus-
sere Rinde
oder
Schalen.
3. [fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]. Die
offene
Schale
der dritten
Nuß.
[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]. Jhr
außgehobe-
ner Kern.
* + Etli-
che andere
gattungen
der Jndia-
nischen Ha-
selnussen.

Jn den Ostindianischen Landschafften
und Königreichen hat es auch unter den vie-
len arten der Palmen-bäumen etliche/ wel-
che dergleichen Nüsse herfür bringen/ so da
wegen ihrer lieblichkeit zu essen/ und gleich-
heit mit unseren Haselnüssen/ Jndianische
Haselnüsse genennet worden/ obwolen die
Bäume/ daran sie wachsen gantz keine ähn-
lichkeit mit unseren Haselstauden haben. Do-
ctor Casparus Bauhinus hat in seinem Pinace
underschiedlicher gattungen/ deren Nüsse in
unserer Figur vorgestellet sind/ anregung
gethan. Als da ist

1. Die
R 2

Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch] Wurtzeln an den Haſelſtauden auß dem na-
he ligenden Erd-grunde mit ſambt der Nah-
rung/ darvon ſie wachſen/ an ſich ziehen
und ſchoͤpffen; daß aber ſolches auß natuͤr-
lichen urſachen geſchehe/ hat der fuͤrtreffli-
che Naturkuͤndiger P. Athanaſius Kirckerus S.
J. lib. 3. Mundimagnetic. part. 5. cap.
3. genug-
ſam erklaͤret.

Der Bauren einfaͤltiges auffmercken hat
dennoch wahrgenommen/ daß/ ſo man ei-
ne Schlang mit einem ſtecken oder gerten
von Haſelſtauden ſchlaget/ ſie alſobald er-
ſtarꝛe/ ſich außſtrecke/ und darauff ſterbe.
Daß nun die Schlange vielmehr von dem
ſtreich einer Haſel-gerten/ als ſonſten von
einem andern koͤnne erſchlagen werden/ ſol-
ches geſchicht daher/ weil ſolche ruthe ſehr
ſchwanck iſt/ und der ſtreich deßwegen die
theil an der ſchlangen/ da ſie ihre krafft hat/
deſto gewaltiger und harter beruͤhret/ und
die Glaͤich-beinlein am Ruckgrad/ welche
ſie inſonderheit antrifft/ zutrennet und von
einander ſchlaͤgt: da wird alßdenn der
Schlangen die krafft ihrer natuͤrlichen be-
wegung entnommen/ daß ſie ſich nicht mehr
mit vortheil bewegen/ noch in der Flucht
fortkriechen kan/ und muß alſo in kurtzer
zeit auß groſſem Schmertzen vor hunger
und gantz krafftloß ſterben.

Die Vicentiſche Haſelnuͤſſe haben in Jta-
lien den hoͤchſten ruhm/ dieweil ſie ein ſolchen
anmuͤtigen geſchmack geben/ daß ſie ſchier
mit den Pimpernuͤßlein koͤnnen verglichen
werden/ denn in allen Haſelnuͤſſen nicht ein
gleicher geſchmack ſich befindet/ etliche ſind
ſuͤß/ andere rauch/ unanmuͤthig und hart-
licht zu eſſen. Auf den Tridentiniſchen Ber-
gen in Tyrol wachſen die wilden Haſelnuͤß-
ſtauden in ſolcher groſſen anzahl/ daß man
ſie nach der zeitigung in Saͤck verwahret.
Jn Franckreich ſtehen die Berg und Luſt-
waͤlder voll dieſer ſtauden. Jn Saffoyen bey
Loſanna und Lyon werden der groſſen Ha-
ſelnuͤſſe angetroffen/ auch in den Koͤnigrei-
chen Daͤnnemarck und Norwegen die Ha-
ſelnuͤß mit ſolchem uͤberfluß gefunden/ daß
ſie zugleich in andere Landſchafften ver-
ſchickt werden.

Jn Macedonien wachſt die Haſelſtaude
in der geſtalt eines hohen Baums mit brei-
ten blaͤttern/ und hangen die Nuͤſſe dick bey-
ſammen/ wie an einem groſſen Trauben-
kam̃. Die Vngariſchen Geſandtẽ von Ofen
nach Conſtantinopel/ haben ihne in Mace-
donien/ und auff dem Thraciſchen Berg
Harmo geſehen/ under welchen Paulus Ru-
bigallus
ware/ der ſolches Valerio Cordo er-
zehlete/ wie er in Comment. ad lib. 1. Dioſcorid.
cap.
180. berichtet.

Ein ſonderbare art der Haſelnuͤſſen findet
ſich zu Conſtantinopel/ welche von dem Tuͤr-
ckiſchen Kaͤyſer alda/ und den fuͤrnemſten am
Hoff fuͤr einen koͤſtlichen Schleck gehalten
werden: wird von J. Bauh. Avellana Byzanti-
na,
von C. Bauh. aber Avellana peregrina humi-
lis
genennet. Carolus Cluſius Lib. 1. rarior. plan-
tar. Hiſtor. cap.
7. beſchreibet ſie alſo. Dieſe Ha-
ſelſtaud wachſet in der Tuͤrckey nicht uͤber
einer elen hoch: die aͤuſſere huͤlſen an der
Frucht iſt groß/ dick/ in vier theil zertheilt/
und mit einer harten rauchen Wolle uͤberzo-
[Spaltenumbruch] gen. Die Frucht vergleicht ſich mit unſeren
Haſelnuͤſſen/ ſcheinet aber kleiner zu ſeyn/
und ligt in einer harten ſchale.

Die frembde purgierende Haſelnuß Avel-
lanam purgatricem, C. B. Park. purgatricem novi
orbis. J. B.
beſchreibet Carolus Cluſius in notis
ad Nicolai Monardi Hiſtor. ſimpl. medicam. cap.

47. alſo. Dieſe Haſelnuß iſt mit einer zaͤhen
und weichen Rinde bedecket/ welche theils a-
ſchenfaͤrbig/ theils ſchwartzlicht ſcheinet:
nach derſelbigen ſihet man ein andere ſcha-
le/ die nicht ſo dick iſt wie der gemeinen Ha-
ſelnuß/ und den Kernen begreifft/ welcher
weiß/ hart/ mit einem duͤnnen haͤutlein uͤ-
berzogen/ und an der groͤſſe und geſchmack
mit unſeren Haſelnuͤſſen uͤbereinkom̃t. Die
gantze Nuß iſt auff einer ſeiten etwas glatt.
Nicolaus Monardes vermeldet/ daß dieſe
Frucht ein purgierende krafft habe/ daher
ſie die verſetzte Gallen und Schleim oben
und unden außtreibe: man gibt ſie von ei-
nem halben biß auff ein gantzes quintlein/
und bratet ſie zuvor/ damit ſie etwas ſchwaͤ-
cher wuͤrcke. Sie wachſet in der Jnſul St.
Dominici/ und wird alda von den Spaniern
und Jndianeren zimlich gebraucht.

[Abbildung] Jndianiſche Haſelnuͤſſe. Nuces Avel-
lanæ Indicæ.

1. A. Die
gantze
Nuß.
B. Die an
dem unde-
ren theil
zerſchnitte-
ne Nuß.
C. Die
mitten
entzwey ge-
ſchnittene
Nuß.
D. E. Die
haarige
Schale
der Nuß.
2. a. Die
andere of-
fene Nuß.
b. Jhr auſ-
ſere Rinde
oder
Schalen.
3. [fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]. Die
offene
Schale
der dritten
Nuß.
[fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]. Jhr
außgehobe-
ner Kern.
* † Etli-
che andere
gattungen
der Jndia-
niſchen Ha-
ſelnuſſen.

Jn den Oſtindianiſchen Landſchafften
und Koͤnigreichen hat es auch unter den vie-
len arten der Palmen-baͤumen etliche/ wel-
che dergleichen Nuͤſſe herfuͤr bringen/ ſo da
wegen ihrer lieblichkeit zu eſſen/ und gleich-
heit mit unſeren Haſelnuͤſſen/ Jndianiſche
Haſelnuͤſſe genennet worden/ obwolen die
Baͤume/ daran ſie wachſen gantz keine aͤhn-
lichkeit mit unſeren Haſelſtauden haben. Do-
ctor Caſparus Bauhinus hat in ſeinem Pinace
underſchiedlicher gattungen/ deren Nuͤſſe in
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gethan. Als da iſt

1. Die
R 2
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[131/0147] Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen. Wurtzeln an den Haſelſtauden auß dem na- he ligenden Erd-grunde mit ſambt der Nah- rung/ darvon ſie wachſen/ an ſich ziehen und ſchoͤpffen; daß aber ſolches auß natuͤr- lichen urſachen geſchehe/ hat der fuͤrtreffli- che Naturkuͤndiger P. Athanaſius Kirckerus S. J. lib. 3. Mundimagnetic. part. 5. cap. 3. genug- ſam erklaͤret. Der Bauren einfaͤltiges auffmercken hat dennoch wahrgenommen/ daß/ ſo man ei- ne Schlang mit einem ſtecken oder gerten von Haſelſtauden ſchlaget/ ſie alſobald er- ſtarꝛe/ ſich außſtrecke/ und darauff ſterbe. Daß nun die Schlange vielmehr von dem ſtreich einer Haſel-gerten/ als ſonſten von einem andern koͤnne erſchlagen werden/ ſol- ches geſchicht daher/ weil ſolche ruthe ſehr ſchwanck iſt/ und der ſtreich deßwegen die theil an der ſchlangen/ da ſie ihre krafft hat/ deſto gewaltiger und harter beruͤhret/ und die Glaͤich-beinlein am Ruckgrad/ welche ſie inſonderheit antrifft/ zutrennet und von einander ſchlaͤgt: da wird alßdenn der Schlangen die krafft ihrer natuͤrlichen be- wegung entnommen/ daß ſie ſich nicht mehr mit vortheil bewegen/ noch in der Flucht fortkriechen kan/ und muß alſo in kurtzer zeit auß groſſem Schmertzen vor hunger und gantz krafftloß ſterben. Die Vicentiſche Haſelnuͤſſe haben in Jta- lien den hoͤchſten ruhm/ dieweil ſie ein ſolchen anmuͤtigen geſchmack geben/ daß ſie ſchier mit den Pimpernuͤßlein koͤnnen verglichen werden/ denn in allen Haſelnuͤſſen nicht ein gleicher geſchmack ſich befindet/ etliche ſind ſuͤß/ andere rauch/ unanmuͤthig und hart- licht zu eſſen. Auf den Tridentiniſchen Ber- gen in Tyrol wachſen die wilden Haſelnuͤß- ſtauden in ſolcher groſſen anzahl/ daß man ſie nach der zeitigung in Saͤck verwahret. Jn Franckreich ſtehen die Berg und Luſt- waͤlder voll dieſer ſtauden. Jn Saffoyen bey Loſanna und Lyon werden der groſſen Ha- ſelnuͤſſe angetroffen/ auch in den Koͤnigrei- chen Daͤnnemarck und Norwegen die Ha- ſelnuͤß mit ſolchem uͤberfluß gefunden/ daß ſie zugleich in andere Landſchafften ver- ſchickt werden. Jn Macedonien wachſt die Haſelſtaude in der geſtalt eines hohen Baums mit brei- ten blaͤttern/ und hangen die Nuͤſſe dick bey- ſammen/ wie an einem groſſen Trauben- kam̃. Die Vngariſchen Geſandtẽ von Ofen nach Conſtantinopel/ haben ihne in Mace- donien/ und auff dem Thraciſchen Berg Harmo geſehen/ under welchen Paulus Ru- bigallus ware/ der ſolches Valerio Cordo er- zehlete/ wie er in Comment. ad lib. 1. Dioſcorid. cap. 180. berichtet. Ein ſonderbare art der Haſelnuͤſſen findet ſich zu Conſtantinopel/ welche von dem Tuͤr- ckiſchen Kaͤyſer alda/ und den fuͤrnemſten am Hoff fuͤr einen koͤſtlichen Schleck gehalten werden: wird von J. Bauh. Avellana Byzanti- na, von C. Bauh. aber Avellana peregrina humi- lis genennet. Carolus Cluſius Lib. 1. rarior. plan- tar. Hiſtor. cap. 7. beſchreibet ſie alſo. Dieſe Ha- ſelſtaud wachſet in der Tuͤrckey nicht uͤber einer elen hoch: die aͤuſſere huͤlſen an der Frucht iſt groß/ dick/ in vier theil zertheilt/ und mit einer harten rauchen Wolle uͤberzo- gen. Die Frucht vergleicht ſich mit unſeren Haſelnuͤſſen/ ſcheinet aber kleiner zu ſeyn/ und ligt in einer harten ſchale. Die frembde purgierende Haſelnuß Avel- lanam purgatricem, C. B. Park. purgatricem novi orbis. J. B. beſchreibet Carolus Cluſius in notis ad Nicolai Monardi Hiſtor. ſimpl. medicam. cap. 47. alſo. Dieſe Haſelnuß iſt mit einer zaͤhen und weichen Rinde bedecket/ welche theils a- ſchenfaͤrbig/ theils ſchwartzlicht ſcheinet: nach derſelbigen ſihet man ein andere ſcha- le/ die nicht ſo dick iſt wie der gemeinen Ha- ſelnuß/ und den Kernen begreifft/ welcher weiß/ hart/ mit einem duͤnnen haͤutlein uͤ- berzogen/ und an der groͤſſe und geſchmack mit unſeren Haſelnuͤſſen uͤbereinkom̃t. Die gantze Nuß iſt auff einer ſeiten etwas glatt. Nicolaus Monardes vermeldet/ daß dieſe Frucht ein purgierende krafft habe/ daher ſie die verſetzte Gallen und Schleim oben und unden außtreibe: man gibt ſie von ei- nem halben biß auff ein gantzes quintlein/ und bratet ſie zuvor/ damit ſie etwas ſchwaͤ- cher wuͤrcke. Sie wachſet in der Jnſul St. Dominici/ und wird alda von den Spaniern und Jndianeren zimlich gebraucht. [Abbildung Jndianiſche Haſelnuͤſſe. Nuces Avel- lanæ Indicæ. ] Jn den Oſtindianiſchen Landſchafften und Koͤnigreichen hat es auch unter den vie- len arten der Palmen-baͤumen etliche/ wel- che dergleichen Nuͤſſe herfuͤr bringen/ ſo da wegen ihrer lieblichkeit zu eſſen/ und gleich- heit mit unſeren Haſelnuͤſſen/ Jndianiſche Haſelnuͤſſe genennet worden/ obwolen die Baͤume/ daran ſie wachſen gantz keine aͤhn- lichkeit mit unſeren Haſelſtauden haben. Do- ctor Caſparus Bauhinus hat in ſeinem Pinace underſchiedlicher gattungen/ deren Nuͤſſe in unſerer Figur vorgeſtellet ſind/ anregung gethan. Als da iſt 1. Die R 2

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/147>, abgerufen am 27.04.2024.