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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Erste Buch/
[Spaltenumbruch] sondern nur an dem dritten oder vierten theil
ihres Umbkreises/ eine anmuthige hochrothe
Farbe haben. Man muß sie etwas zeit ligen
lassen/ weilen sie hart an dem Fleisch sind/
und also nicht gleich mit Lust können genos-
sen werden.

Sonsten haltet man allhier zu Basel auch
viel auff denen also genannten Grunacher-
äffeln/ welche zweyerley/ nemblich edle und
gemeine. Sie haben ein grün-bleiche Farbe/
sind ablang/ auch eines süß sawrlichten Ge-
schmacks/ und halten sich den gantzen Win-
ter: man isset sie nicht bald roh/ sondern brau-
chet sie gekocht zur Speiß bey gesunden und
krancken. Ausser denen sind die Borstorffer und
Carpannier nicht nur zur speiß/ sondern auch
zur Artzney sehr gut und nutzlich. Denen folgen
in der Lieblichkeit nach die Rambur/ welche
groß/ rund/ und ein so delicates anmuthiges
weiches Fleisch haben/ daß sie in dem Mund
gleichsam zerschmeltzen. Dannenher sie auch
schwerlich über den Herbst mögen vor der
Fäulung erhalten werden. Nach denen fol-
gen die Passepommes, welche in der form der
Birn von mittelmäßiger Grösse/ sehr lieb-
lich an dem Geschmack sind/ aber auch bald
faulen. So sind auch die kleine Paradeiß-
äpffel/ welche am allerersten zeitig werden/
eines überauß süssen Geschmacks/ an dem
Fleisch zart/ von Farben ins gemein weiß;
lassen sich auch nicht lang halten.

Suetonius schreibet in dem Leben des Käy-
sers Domitiani, dieweilen er bey dem Jmmis-
mahl sich der Speisen zur Sattsamkeit be-
diente/ habe er bey dem Nachtessen selten mehr
als einen Martianischen Apffel und ein
Trüncklein Weins zu sich genommen.

Adamus Olearius in dem 3. Buchseiner Per-
sianischen Reißbeschreibung am 2. Cap. ver-
meldet/ man finde in Moscaw eine Art der Ae-
pffeln/ welche so zart und weiß von Fleisch
seye/ daß man in denselbigen/ wenn man sie
gegen die Sonne haltet/ die Kernen sehen kön-
ne/ sie sind am Geschmack lieblich/ halten
sich aber wegen ihrer überflüßigen Feuch-
tigkeit nicht so lang als die Aepffel in
Teutschland.

Der Jndianische Apffel wachst auff einem
Baum/ welcher sich dem Quittenbaum ver-
gleichet/ die Blätter sind etwas grösser und
länger als an unserm Apffelbaum/ auch satt-
grün und bitter am Geschmack: traget
kleine Blümlein mit fünff weiß-röthlichten
Blättlein/ keines sonderlichen Geruchs/ doch
lieblich anzuschauen/ und am Geschmack wie
Saurampffer/ die Apffel-frucht ist langlicht/
gelb und gleichsam in mehr theil getheilet mit
Grüblein/ die ein wenig tieff hinein gehen/
und die Frucht zieren; Jn der mitte hat sie
kleinen Samen/ welcher wegen seiner liebli-
chen Säure anmuthig zu essen ist. Dieser
Jndianische Apffel wachßt in Malabar/ Ca-
naria und Malajo/ wird von den Einwohnern
Carambolas/ Camarox/ Carabeli und Bolun-
ba genennet. Er wird mit Zucker eingemacht/
auch fast sehr in der Artzney und Speiß ge-
braucht. Die reiffen Aepffel werden in hitzi-
gen Fiebern gegeben. Die Canarier vermen-
gen ihren Safft mit andern Artzneyen/ so
daselbst wachsen/ und machen eine Farb da-
rauß/ damit sie die Flecken der Augen ver-
treiben. Christophorus a Costa in Libr. Arom.
[Spaltenumbruch] Cap.
47. vermeldet ferners/ daß er eine Weh-
mutter oder Hebamm in Jndien gekannt/ wel-
che diese Frucht gedörrt und gepülvert/ mit
Bettele-blättern gebraucht habe/ die Nach-
geburt und todte Frucht abzutreiben. Jacobus
Bontius Lib. 6. Hist. Natural. & Medic. Cap.
11. ist
der Meinung/ daß man solche Frucht billich
unter die gesundeste in gantz Jndien zehlen sol-
le. Auß dem frischen Safft wird ein Syrup
gemacht/ so die Jndianer für die rothe Ruhr/
hitzige Fieber/ und andere von der Gall her-
rührende Kranckheiten gebrauchen: sie ver-
mischen auch unter diesen Safft ein wenig
Rosen-honig/ machen darauß ein Gurgel-
wasser für die inwendige Geschwulst des
Halses/ und den anfang der Bräune.

Zu den Jndianischen Apffeln wird auch
dasjenige Obs gezehlet/ welches vorgemel-
ter Christophorus a Costa in Lib. Aromat. c. 12.
und Bernhardus Paludanus annotat. ad Linschot.
part. 3. cap.
13. also beschreibet: Jn Malacca
ist ein Obs/ eines so lieblichen Geschmacks/
daß es alles Obs/ so in Malacca und Jndien
wachst/ welches doch viel und gut ist/ weit ü-
bertrifft. Dieses Obs wird in Malayo der
Landschafft/ darinnen es herfür kommt/ Du-
ryaven/ und die Blüt Buäa/ der Baum aber
Batan genannt. Er ist ein sehr grosser Baum
von festem und dickem Holtz/ mit einer grau-
en Rinden umbgeben/ hat viel äste/ und tra-
get über die massen viel Früchte. Die Blüth
ist auß dem weissen gelb. Die Blätter sind
einer halben Spannen lang/ 2. oder 3. Finger
breit/ rings herumb ein wenig zerkerbt/ auß-
wendig bleichgrün/ inwendig gar dunckel-
grün/ oder daß es sich ein wenig nach dun-
ckelgrün zeucht. Die Frucht ist in der Grösse
der Melonen/ mit einer harten Schalen be-
kleidet/ welche viel kleine/ dicke und harte
Stacheln hat/ außwendig grün und mit
Strichlein wie die Melonen gestaltet/ man si-
het innwendig vier Falten oder Fach in die
Länge/ in welchem auch drey oder vier Früch-
te ligen/ weiß wie Milch/ in der Grösse der
Hünereyer/ lieblich am Geschmack und Ge-
ruch/ als die berühmte Speiß/ so die Spa-
nier von Reiß und Kaphanen-brüsten mit
Rosen-wasser bey ihren köstlichen Gastereyen
zurichten. Welche aber inwendig gelb und
nicht weiß scheinen/ die sind durch den bö-
sen Lufft oder das Regen-wetter verdorret
und verfaulet. Man haltet diese für die be-
ste/ die allein drey Früchte in den Fachen/ und
nach diesen/ so 4. haben; die aber 5. in sich
halten/ sind nicht gut/ wie auch die auffge-
rissene und gekerbte. Es sind auch selten mehr
als 20. Früchte in einem Apffel/ und in einer
jeglichen Frucht ist ein Kern/ dem Pfersich-
kernen nicht ungleich/ aber etwas langlich-
ter/ und nicht so süß am Geschmack/ sie ma-
chen den Halß rauch wie unzeitige Mespeln/
darumb sie auch nicht geessen werden. Die
Frucht ist warm und feucht/ welche sie essen
wollen/ müssen sie erstlich mit den Füssen auff
der Erden waltzen und sänfftiglich tretten/
damit die Stacheln/ so darinnen sind/ zer-
brochen werden. Die solches Obs zuvor nicht
geessen haben/ und erstlich eines auffmachen/
bekommen einen Geruch in die Nasen/ wie
von verfaulten Zwiebeln/ wenn sie es aber
versucht/ achten sie es für andern Speisen
lieblich und gut seyn/ am Geschmack und Ge-

ruch.

Das Erſte Buch/
[Spaltenumbruch] ſondern nur an dem dritten oder vierten theil
ihres Umbkreiſes/ eine anmuthige hochrothe
Farbe haben. Man muß ſie etwas zeit ligen
laſſen/ weilen ſie hart an dem Fleiſch ſind/
und alſo nicht gleich mit Luſt koͤnnen genoſ-
ſen werden.

Sonſten haltet man allhier zu Baſel auch
viel auff denen alſo genannten Grunacher-
aͤffeln/ welche zweyerley/ nemblich edle und
gemeine. Sie haben ein gruͤn-bleiche Farbe/
ſind ablang/ auch eines ſuͤß ſawrlichten Ge-
ſchmacks/ und halten ſich den gantzen Win-
ter: man iſſet ſie nicht bald roh/ ſondern brau-
chet ſie gekocht zur Speiß bey geſunden und
kranckẽ. Auſſer denen ſind die Borſtorffer uñ
Carpañier nicht nur zur ſpeiß/ ſondern auch
zur Artzney ſehr gut uñ nutzlich. Denẽ folgen
in der Lieblichkeit nach die Rambur/ welche
groß/ rund/ und ein ſo delicates anmuthiges
weiches Fleiſch haben/ daß ſie in dem Mund
gleichſam zerſchmeltzen. Dannenher ſie auch
ſchwerlich uͤber den Herbſt moͤgen vor der
Faͤulung erhalten werden. Nach denen fol-
gen die Paſſepommes, welche in der form der
Birn von mittelmaͤßiger Groͤſſe/ ſehr lieb-
lich an dem Geſchmack ſind/ aber auch bald
faulen. So ſind auch die kleine Paradeiß-
aͤpffel/ welche am allererſten zeitig werden/
eines uͤberauß ſuͤſſen Geſchmacks/ an dem
Fleiſch zart/ von Farben ins gemein weiß;
laſſen ſich auch nicht lang halten.

Suetonius ſchreibet in dem Leben des Kaͤy-
ſers Domitiani, dieweilen er bey dem Jm̃is-
mahl ſich der Speiſen zur Sattſamkeit be-
diente/ habe er bey dem Nachteſſen ſelten mehr
als einen Martianiſchen Apffel und ein
Truͤncklein Weins zu ſich genommen.

Adamus Olearius in dem 3. Buchſeiner Per-
ſianiſchen Reißbeſchreibung am 2. Cap. ver-
meldet/ man finde in Moſcaw eine Art der Ae-
pffeln/ welche ſo zart und weiß von Fleiſch
ſeye/ daß man in denſelbigen/ wenn man ſie
gegen die Sonne haltet/ die Kernen ſehen koͤn-
ne/ ſie ſind am Geſchmack lieblich/ halten
ſich aber wegen ihrer uͤberfluͤßigen Feuch-
tigkeit nicht ſo lang als die Aepffel in
Teutſchland.

Der Jndianiſche Apffel wachſt auff einem
Baum/ welcher ſich dem Quittenbaum ver-
gleichet/ die Blaͤtter ſind etwas groͤſſer und
laͤnger als an unſerm Apffelbaum/ auch ſatt-
gruͤn und bitter am Geſchmack: traget
kleine Bluͤmlein mit fuͤnff weiß-roͤthlichten
Blaͤttlein/ keines ſonderlichen Geruchs/ doch
lieblich anzuſchauen/ und am Geſchmack wie
Saurampffer/ die Apffel-frucht iſt langlicht/
gelb und gleichſam in mehr theil getheilet mit
Gruͤblein/ die ein wenig tieff hinein gehen/
und die Frucht zieren; Jn der mitte hat ſie
kleinen Samen/ welcher wegen ſeiner liebli-
chen Saͤure anmuthig zu eſſen iſt. Dieſer
Jndianiſche Apffel wachßt in Malabar/ Ca-
naria uñ Malajo/ wird von den Einwohnern
Carambolas/ Camarox/ Carabeli uñ Bolun-
ba genennet. Er wird mit Zucker eingemacht/
auch faſt ſehr in der Artzney und Speiß ge-
braucht. Die reiffen Aepffel werden in hitzi-
gen Fiebern gegeben. Die Canarier vermen-
gen ihren Safft mit andern Artzneyen/ ſo
daſelbſt wachſen/ und machen eine Farb da-
rauß/ damit ſie die Flecken der Augen ver-
treiben. Chriſtophorus à Coſta in Libr. Arom.
[Spaltenumbruch] Cap.
47. vermeldet ferners/ daß er eine Weh-
mutter oder Hebam̃ in Jndien gekannt/ wel-
che dieſe Frucht gedoͤrꝛt und gepuͤlvert/ mit
Bettele-blaͤttern gebraucht habe/ die Nach-
geburt und todte Frucht abzutreiben. Jacobus
Bontius Lib. 6. Hiſt. Natural. & Medic. Cap.
11. iſt
der Meinung/ daß man ſolche Frucht billich
unter die geſundeſte in gantz Jndien zehlen ſol-
le. Auß dem friſchen Safft wird ein Syrup
gemacht/ ſo die Jndianer fuͤr die rothe Ruhr/
hitzige Fieber/ und andere von der Gall her-
ruͤhrende Kranckheiten gebrauchen: ſie ver-
miſchen auch unter dieſen Safft ein wenig
Roſen-honig/ machen darauß ein Gurgel-
waſſer fuͤr die inwendige Geſchwulſt des
Halſes/ und den anfang der Braͤune.

Zu den Jndianiſchen Apffeln wird auch
dasjenige Obs gezehlet/ welches vorgemel-
ter Chriſtophorus à Coſta in Lib. Aromat. c. 12.
und Bernhardus Paludanus annotat. ad Linſchot.
part. 3. cap.
13. alſo beſchreibet: Jn Malacca
iſt ein Obs/ eines ſo lieblichen Geſchmacks/
daß es alles Obs/ ſo in Malacca und Jndien
wachſt/ welches doch viel und gut iſt/ weit uͤ-
bertrifft. Dieſes Obs wird in Malayo der
Landſchafft/ darinnen es herfuͤr kom̃t/ Du-
ryaven/ und die Bluͤt Buaͤa/ der Baum aber
Batan genannt. Er iſt ein ſehr groſſer Baum
von feſtem und dickem Holtz/ mit einer grau-
en Rinden umbgeben/ hat viel aͤſte/ und tra-
get uͤber die maſſen viel Fruͤchte. Die Bluͤth
iſt auß dem weiſſen gelb. Die Blaͤtter ſind
einer halben Spannen lang/ 2. oder 3. Finger
breit/ rings herumb ein wenig zerkerbt/ auß-
wendig bleichgruͤn/ inwendig gar dunckel-
gruͤn/ oder daß es ſich ein wenig nach dun-
ckelgruͤn zeucht. Die Frucht iſt in der Groͤſſe
der Melonen/ mit einer harten Schalen be-
kleidet/ welche viel kleine/ dicke und harte
Stacheln hat/ außwendig gruͤn und mit
Strichlein wie die Melonen geſtaltet/ man ſi-
het innwendig vier Falten oder Fach in die
Laͤnge/ in welchem auch drey oder vier Fruͤch-
te ligen/ weiß wie Milch/ in der Groͤſſe der
Huͤnereyer/ lieblich am Geſchmack und Ge-
ruch/ als die beruͤhmte Speiß/ ſo die Spa-
nier von Reiß und Kaphanen-bruͤſten mit
Roſen-waſſer bey ihren koͤſtlichen Gaſtereyen
zurichten. Welche aber inwendig gelb und
nicht weiß ſcheinen/ die ſind durch den boͤ-
ſen Lufft oder das Regen-wetter verdorꝛet
und verfaulet. Man haltet dieſe fuͤr die be-
ſte/ die allein drey Fruͤchte in den Fachen/ und
nach dieſen/ ſo 4. haben; die aber 5. in ſich
halten/ ſind nicht gut/ wie auch die auffge-
riſſene und gekerbte. Es ſind auch ſelten mehr
als 20. Fruͤchte in einem Apffel/ und in einer
jeglichen Frucht iſt ein Kern/ dem Pferſich-
kernen nicht ungleich/ aber etwas langlich-
ter/ und nicht ſo ſuͤß am Geſchmack/ ſie ma-
chen den Halß rauch wie unzeitige Meſpeln/
darumb ſie auch nicht geeſſen werden. Die
Frucht iſt warm und feucht/ welche ſie eſſen
wollen/ muͤſſen ſie erſtlich mit den Fuͤſſen auff
der Erden waltzen und ſaͤnfftiglich tretten/
damit die Stacheln/ ſo darinnen ſind/ zer-
brochen werden. Die ſolches Obs zuvor nicht
geeſſen haben/ und erſtlich eines auffmachen/
bekommen einen Geruch in die Naſen/ wie
von verfaulten Zwiebeln/ wenn ſie es aber
verſucht/ achten ſie es fuͤr andern Speiſen
lieblich und gut ſeyn/ am Geſchmack und Ge-

ruch.
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[4/0020] Das Erſte Buch/ ſondern nur an dem dritten oder vierten theil ihres Umbkreiſes/ eine anmuthige hochrothe Farbe haben. Man muß ſie etwas zeit ligen laſſen/ weilen ſie hart an dem Fleiſch ſind/ und alſo nicht gleich mit Luſt koͤnnen genoſ- ſen werden. Sonſten haltet man allhier zu Baſel auch viel auff denen alſo genannten Grunacher- aͤffeln/ welche zweyerley/ nemblich edle und gemeine. Sie haben ein gruͤn-bleiche Farbe/ ſind ablang/ auch eines ſuͤß ſawrlichten Ge- ſchmacks/ und halten ſich den gantzen Win- ter: man iſſet ſie nicht bald roh/ ſondern brau- chet ſie gekocht zur Speiß bey geſunden und kranckẽ. Auſſer denen ſind die Borſtorffer uñ Carpañier nicht nur zur ſpeiß/ ſondern auch zur Artzney ſehr gut uñ nutzlich. Denẽ folgen in der Lieblichkeit nach die Rambur/ welche groß/ rund/ und ein ſo delicates anmuthiges weiches Fleiſch haben/ daß ſie in dem Mund gleichſam zerſchmeltzen. Dannenher ſie auch ſchwerlich uͤber den Herbſt moͤgen vor der Faͤulung erhalten werden. Nach denen fol- gen die Paſſepommes, welche in der form der Birn von mittelmaͤßiger Groͤſſe/ ſehr lieb- lich an dem Geſchmack ſind/ aber auch bald faulen. So ſind auch die kleine Paradeiß- aͤpffel/ welche am allererſten zeitig werden/ eines uͤberauß ſuͤſſen Geſchmacks/ an dem Fleiſch zart/ von Farben ins gemein weiß; laſſen ſich auch nicht lang halten. Suetonius ſchreibet in dem Leben des Kaͤy- ſers Domitiani, dieweilen er bey dem Jm̃is- mahl ſich der Speiſen zur Sattſamkeit be- diente/ habe er bey dem Nachteſſen ſelten mehr als einen Martianiſchen Apffel und ein Truͤncklein Weins zu ſich genommen. Adamus Olearius in dem 3. Buchſeiner Per- ſianiſchen Reißbeſchreibung am 2. Cap. ver- meldet/ man finde in Moſcaw eine Art der Ae- pffeln/ welche ſo zart und weiß von Fleiſch ſeye/ daß man in denſelbigen/ wenn man ſie gegen die Sonne haltet/ die Kernen ſehen koͤn- ne/ ſie ſind am Geſchmack lieblich/ halten ſich aber wegen ihrer uͤberfluͤßigen Feuch- tigkeit nicht ſo lang als die Aepffel in Teutſchland. Der Jndianiſche Apffel wachſt auff einem Baum/ welcher ſich dem Quittenbaum ver- gleichet/ die Blaͤtter ſind etwas groͤſſer und laͤnger als an unſerm Apffelbaum/ auch ſatt- gruͤn und bitter am Geſchmack: traget kleine Bluͤmlein mit fuͤnff weiß-roͤthlichten Blaͤttlein/ keines ſonderlichen Geruchs/ doch lieblich anzuſchauen/ und am Geſchmack wie Saurampffer/ die Apffel-frucht iſt langlicht/ gelb und gleichſam in mehr theil getheilet mit Gruͤblein/ die ein wenig tieff hinein gehen/ und die Frucht zieren; Jn der mitte hat ſie kleinen Samen/ welcher wegen ſeiner liebli- chen Saͤure anmuthig zu eſſen iſt. Dieſer Jndianiſche Apffel wachßt in Malabar/ Ca- naria uñ Malajo/ wird von den Einwohnern Carambolas/ Camarox/ Carabeli uñ Bolun- ba genennet. Er wird mit Zucker eingemacht/ auch faſt ſehr in der Artzney und Speiß ge- braucht. Die reiffen Aepffel werden in hitzi- gen Fiebern gegeben. Die Canarier vermen- gen ihren Safft mit andern Artzneyen/ ſo daſelbſt wachſen/ und machen eine Farb da- rauß/ damit ſie die Flecken der Augen ver- treiben. Chriſtophorus à Coſta in Libr. Arom. Cap. 47. vermeldet ferners/ daß er eine Weh- mutter oder Hebam̃ in Jndien gekannt/ wel- che dieſe Frucht gedoͤrꝛt und gepuͤlvert/ mit Bettele-blaͤttern gebraucht habe/ die Nach- geburt und todte Frucht abzutreiben. Jacobus Bontius Lib. 6. Hiſt. Natural. & Medic. Cap. 11. iſt der Meinung/ daß man ſolche Frucht billich unter die geſundeſte in gantz Jndien zehlen ſol- le. Auß dem friſchen Safft wird ein Syrup gemacht/ ſo die Jndianer fuͤr die rothe Ruhr/ hitzige Fieber/ und andere von der Gall her- ruͤhrende Kranckheiten gebrauchen: ſie ver- miſchen auch unter dieſen Safft ein wenig Roſen-honig/ machen darauß ein Gurgel- waſſer fuͤr die inwendige Geſchwulſt des Halſes/ und den anfang der Braͤune. Zu den Jndianiſchen Apffeln wird auch dasjenige Obs gezehlet/ welches vorgemel- ter Chriſtophorus à Coſta in Lib. Aromat. c. 12. und Bernhardus Paludanus annotat. ad Linſchot. part. 3. cap. 13. alſo beſchreibet: Jn Malacca iſt ein Obs/ eines ſo lieblichen Geſchmacks/ daß es alles Obs/ ſo in Malacca und Jndien wachſt/ welches doch viel und gut iſt/ weit uͤ- bertrifft. Dieſes Obs wird in Malayo der Landſchafft/ darinnen es herfuͤr kom̃t/ Du- ryaven/ und die Bluͤt Buaͤa/ der Baum aber Batan genannt. Er iſt ein ſehr groſſer Baum von feſtem und dickem Holtz/ mit einer grau- en Rinden umbgeben/ hat viel aͤſte/ und tra- get uͤber die maſſen viel Fruͤchte. Die Bluͤth iſt auß dem weiſſen gelb. Die Blaͤtter ſind einer halben Spannen lang/ 2. oder 3. Finger breit/ rings herumb ein wenig zerkerbt/ auß- wendig bleichgruͤn/ inwendig gar dunckel- gruͤn/ oder daß es ſich ein wenig nach dun- ckelgruͤn zeucht. Die Frucht iſt in der Groͤſſe der Melonen/ mit einer harten Schalen be- kleidet/ welche viel kleine/ dicke und harte Stacheln hat/ außwendig gruͤn und mit Strichlein wie die Melonen geſtaltet/ man ſi- het innwendig vier Falten oder Fach in die Laͤnge/ in welchem auch drey oder vier Fruͤch- te ligen/ weiß wie Milch/ in der Groͤſſe der Huͤnereyer/ lieblich am Geſchmack und Ge- ruch/ als die beruͤhmte Speiß/ ſo die Spa- nier von Reiß und Kaphanen-bruͤſten mit Roſen-waſſer bey ihren koͤſtlichen Gaſtereyen zurichten. Welche aber inwendig gelb und nicht weiß ſcheinen/ die ſind durch den boͤ- ſen Lufft oder das Regen-wetter verdorꝛet und verfaulet. Man haltet dieſe fuͤr die be- ſte/ die allein drey Fruͤchte in den Fachen/ und nach dieſen/ ſo 4. haben; die aber 5. in ſich halten/ ſind nicht gut/ wie auch die auffge- riſſene und gekerbte. Es ſind auch ſelten mehr als 20. Fruͤchte in einem Apffel/ und in einer jeglichen Frucht iſt ein Kern/ dem Pferſich- kernen nicht ungleich/ aber etwas langlich- ter/ und nicht ſo ſuͤß am Geſchmack/ ſie ma- chen den Halß rauch wie unzeitige Meſpeln/ darumb ſie auch nicht geeſſen werden. Die Frucht iſt warm und feucht/ welche ſie eſſen wollen/ muͤſſen ſie erſtlich mit den Fuͤſſen auff der Erden waltzen und ſaͤnfftiglich tretten/ damit die Stacheln/ ſo darinnen ſind/ zer- brochen werden. Die ſolches Obs zuvor nicht geeſſen haben/ und erſtlich eines auffmachen/ bekommen einen Geruch in die Naſen/ wie von verfaulten Zwiebeln/ wenn ſie es aber verſucht/ achten ſie es fuͤr andern Speiſen lieblich und gut ſeyn/ am Geſchmack und Ge- ruch.

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/20>, abgerufen am 30.04.2024.