Bey ihrer Fülle wünscht sie nichts, sie hat, was sie verlangen kann, Jn Himmels-Lüsten gleichsam schwimmend sieht sie sich als halb selig an.
Die Herrlichkeit des Schöpfers glänzt im Wunder- vollen Sonnen-Licht, Und füllet meine frohe Seele, so wie die Sonne das Gesicht. Jch kann den Ausbruch Seiner Güte in der gelinden Winde Kühlen, Wovon ich lieblich angehaucht, und sanft erquicket werde, fühlen. Jch seh' ein Theil von Seiner Schönheit in bunt- gefärbter Bluhmen Pracht, Man wird in ihrem holden Schmuck, von Seiner Huld, fast angelacht. Der Nachtigallen helles Gurgeln, und ihrer Lieder reines Klingen, Erheben meinen Geist dahin, wo sel'ge Seelen ewig singen. Dann fühl' ich eine süsse Sucht, und eine sehnliche Begier, Voll sanfter Andacht, voller Lieb', und einer heil'gen Brunst, in mir, Schon hier den Schöpfer zu verehren; schon hier der Gottheit zu gefallen, Und hier schon Dank- und Lobes-Lieder Jhm anzustimmen und zu lallen.
Allein! wie können Sterbliche Sein unausdrücklichs Lob erhöh'n? Die Zungen selbst der Seraphinen, die Sprache der Unsterb- lichkeit, Sind nicht vermögend zu besingen die göttliche Vollkom- menheit.
Die
7 Theil. U
in GOtt vergnuͤgte Seele.
Bey ihrer Fuͤlle wuͤnſcht ſie nichts, ſie hat, was ſie verlangen kann, Jn Himmels-Luͤſten gleichſam ſchwimmend ſieht ſie ſich als halb ſelig an.
Die Herrlichkeit des Schoͤpfers glaͤnzt im Wunder- vollen Sonnen-Licht, Und fuͤllet meine frohe Seele, ſo wie die Sonne das Geſicht. Jch kann den Ausbruch Seiner Guͤte in der gelinden Winde Kuͤhlen, Wovon ich lieblich angehaucht, und ſanft erquicket werde, fuͤhlen. Jch ſeh’ ein Theil von Seiner Schoͤnheit in bunt- gefaͤrbter Bluhmen Pracht, Man wird in ihrem holden Schmuck, von Seiner Huld, faſt angelacht. Der Nachtigallen helles Gurgeln, und ihrer Lieder reines Klingen, Erheben meinen Geiſt dahin, wo ſel’ge Seelen ewig ſingen. Dann fuͤhl’ ich eine ſuͤſſe Sucht, und eine ſehnliche Begier, Voll ſanfter Andacht, voller Lieb’, und einer heil’gen Brunſt, in mir, Schon hier den Schoͤpfer zu verehren; ſchon hier der Gottheit zu gefallen, Und hier ſchon Dank- und Lobes-Lieder Jhm anzuſtimmen und zu lallen.
Allein! wie koͤnnen Sterbliche Sein unausdruͤcklichs Lob erhoͤh’n? Die Zungen ſelbſt der Seraphinen, die Sprache der Unſterb- lichkeit, Sind nicht vermoͤgend zu beſingen die goͤttliche Vollkom- menheit.
Die
7 Theil. U
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in GOtt vergnuͤgte Seele.
Bey ihrer Fuͤlle wuͤnſcht ſie nichts, ſie hat, was ſie verlangen
kann,
Jn Himmels-Luͤſten gleichſam ſchwimmend ſieht ſie ſich als
halb ſelig an.
Die Herrlichkeit des Schoͤpfers glaͤnzt im Wunder- vollen
Sonnen-Licht,
Und fuͤllet meine frohe Seele, ſo wie die Sonne das Geſicht.
Jch kann den Ausbruch Seiner Guͤte in der gelinden Winde
Kuͤhlen,
Wovon ich lieblich angehaucht, und ſanft erquicket werde,
fuͤhlen.
Jch ſeh’ ein Theil von Seiner Schoͤnheit in bunt- gefaͤrbter
Bluhmen Pracht,
Man wird in ihrem holden Schmuck, von Seiner Huld,
faſt angelacht.
Der Nachtigallen helles Gurgeln, und ihrer Lieder reines
Klingen,
Erheben meinen Geiſt dahin, wo ſel’ge Seelen ewig ſingen.
Dann fuͤhl’ ich eine ſuͤſſe Sucht, und eine ſehnliche Begier,
Voll ſanfter Andacht, voller Lieb’, und einer heil’gen Brunſt,
in mir,
Schon hier den Schoͤpfer zu verehren; ſchon hier der Gottheit
zu gefallen,
Und hier ſchon Dank- und Lobes-Lieder Jhm anzuſtimmen
und zu lallen.
Allein! wie koͤnnen Sterbliche Sein unausdruͤcklichs Lob
erhoͤh’n?
Die Zungen ſelbſt der Seraphinen, die Sprache der Unſterb-
lichkeit,
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menheit.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/323>, abgerufen am 15.06.2024.
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