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Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Berlin, 1896.

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erheblich verbessert haben.*) Das sociale Niveau, die Autorität
gegenüber den Eltern der Kinder hat unzweifelhaft zugenommen.
Zweifelhaft bleibt es, ob sich in finanzieller Hinsicht allgemein
die Lage der Lehrerinnen gebessert hat.

Sehr bemerkenswerth ist die neuere Wirksamkeit von
englischen Frauen im Gebiete der socialen Reform und in der
damit verwandten Wissenschaft.

Der glänzendste Typus derselben ist Beatrice Potter,
seit einigen Jahren verehelicht als Mrs. Sidney Webb.**)
Die Tochter des Präsidenten der Great Western Eisenbahngesell-
schaft in England und der Grand Trunk-Eisenbahngesellschaft in
Canada, beginnt sie ihre Thätigkeit als Privatsecretär ihres Vaters,
bereist mit demselben die Vereinigten Staaten und Canada.
Sie entzieht sich den üblichen Genüssen der "Gesellschaft", geht
in das Ostende von London, um dort den Gegensatz dessen zu
studiren, was sie zu Hause, in der Welt des Kapitals, gesehen
hat. Sie wird von dem Socialstatistiker Charles Booth an-
geleitet zur socialstatistischen Forschung und liefert ihm als
Frucht einen trefflichen Beitrag zu seinem Werke über "Life
and Labour of the People
", in dessen erstem Bande das
Ostende von London behandelt wird (und wovon seitdem sechs
weitere Bände erschienen sind). Bald folgen größere wissen-
schaftliche Arbeiten, welche jedem Manne zur Zierde gereichen
würden, zuerst das Buch über die Genossenschaftsbewegung in
Großbritannien (The cooperative movement in Great Britain,
London
1891) und die Geschichte des Gewerkvereinswesens

*) Vergl. The prospects of the teaching profession for women,
von Mrs. Henry Sidgwick, ein Vortrag in der Women Workers
Conference held at Nottingham 1895, Official Report p. 179 ff
.
**) Bild und kurze Biographie im ersten Jahrgang des "Labour
Annual", Manchester 1895, edited by Joseph Edwards (p. 151. 192).

erheblich verbessert haben.*) Das sociale Niveau, die Autorität
gegenüber den Eltern der Kinder hat unzweifelhaft zugenommen.
Zweifelhaft bleibt es, ob sich in finanzieller Hinsicht allgemein
die Lage der Lehrerinnen gebessert hat.

Sehr bemerkenswerth ist die neuere Wirksamkeit von
englischen Frauen im Gebiete der socialen Reform und in der
damit verwandten Wissenschaft.

Der glänzendste Typus derselben ist Beatrice Potter,
seit einigen Jahren verehelicht als Mrs. Sidney Webb.**)
Die Tochter des Präsidenten der Great Western Eisenbahngesell-
schaft in England und der Grand Trunk-Eisenbahngesellschaft in
Canada, beginnt sie ihre Thätigkeit als Privatsecretär ihres Vaters,
bereist mit demselben die Vereinigten Staaten und Canada.
Sie entzieht sich den üblichen Genüssen der „Gesellschaft“, geht
in das Ostende von London, um dort den Gegensatz dessen zu
studiren, was sie zu Hause, in der Welt des Kapitals, gesehen
hat. Sie wird von dem Socialstatistiker Charles Booth an-
geleitet zur socialstatistischen Forschung und liefert ihm als
Frucht einen trefflichen Beitrag zu seinem Werke über „Life
and Labour of the People
“, in dessen erstem Bande das
Ostende von London behandelt wird (und wovon seitdem sechs
weitere Bände erschienen sind). Bald folgen größere wissen-
schaftliche Arbeiten, welche jedem Manne zur Zierde gereichen
würden, zuerst das Buch über die Genossenschaftsbewegung in
Großbritannien (The cooperative movement in Great Britain,
London
1891) und die Geschichte des Gewerkvereinswesens

*) Vergl. The prospects of the teaching profession for women,
von Mrs. Henry Sidgwick, ein Vortrag in der Women Workers
Conference held at Nottingham 1895, Official Report p. 179 ff
.
**) Bild und kurze Biographie im ersten Jahrgang des „Labour
Annual“, Manchester 1895, edited by Joseph Edwards (p. 151. 192).
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[187/0203] erheblich verbessert haben. *) Das sociale Niveau, die Autorität gegenüber den Eltern der Kinder hat unzweifelhaft zugenommen. Zweifelhaft bleibt es, ob sich in finanzieller Hinsicht allgemein die Lage der Lehrerinnen gebessert hat. Sehr bemerkenswerth ist die neuere Wirksamkeit von englischen Frauen im Gebiete der socialen Reform und in der damit verwandten Wissenschaft. Der glänzendste Typus derselben ist Beatrice Potter, seit einigen Jahren verehelicht als Mrs. Sidney Webb. **) Die Tochter des Präsidenten der Great Western Eisenbahngesell- schaft in England und der Grand Trunk-Eisenbahngesellschaft in Canada, beginnt sie ihre Thätigkeit als Privatsecretär ihres Vaters, bereist mit demselben die Vereinigten Staaten und Canada. Sie entzieht sich den üblichen Genüssen der „Gesellschaft“, geht in das Ostende von London, um dort den Gegensatz dessen zu studiren, was sie zu Hause, in der Welt des Kapitals, gesehen hat. Sie wird von dem Socialstatistiker Charles Booth an- geleitet zur socialstatistischen Forschung und liefert ihm als Frucht einen trefflichen Beitrag zu seinem Werke über „Life and Labour of the People“, in dessen erstem Bande das Ostende von London behandelt wird (und wovon seitdem sechs weitere Bände erschienen sind). Bald folgen größere wissen- schaftliche Arbeiten, welche jedem Manne zur Zierde gereichen würden, zuerst das Buch über die Genossenschaftsbewegung in Großbritannien (The cooperative movement in Great Britain, London 1891) und die Geschichte des Gewerkvereinswesens *) Vergl. The prospects of the teaching profession for women, von Mrs. Henry Sidgwick, ein Vortrag in der Women Workers Conference held at Nottingham 1895, Official Report p. 179 ff. **) Bild und kurze Biographie im ersten Jahrgang des „Labour Annual“, Manchester 1895, edited by Joseph Edwards (p. 151. 192).

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Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2021-02-18T15:54:56Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Berlin, 1896, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cohn_frauenbewegung_1896/203>, abgerufen am 30.04.2024.