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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Wichtigste Vegetationsformen
Laubbäumen zusammenstellen, und die trotz immergrüner
Nadeln in tiefer Winterkälte schlafenden nordischen Fichten
wohl unterscheiden von den, Frostwirkungen nicht ertra-
genden wärmeren Araucarien, obwohl beides Coniferen
sind, endlich andererseits die Vegetationsweise der grossen
baumförmigen Palmen für am nächsten verwandt mit der
der Pandanusarten halten, obwohl beide zu verschiedenen
Ordnungen des natürlichen Systems gehören.

Nicht alle Klassen von Vegetationsformen sind gleich
gut geeignet, die Beziehungen zwischen Klima und be-
sonders eingerichteter Periodizität zu zeigen; wenn wir die
wichtigsten herausgreifen wollen, obgleich schliesslich auch
die unwichtigeren sich der durch sie scharf bezeichneten
Periode mehr oder weniger ohne Aenderung anschliessen,
so sind die Bäume in ihren nach grossen Grundzügen ge-
schiedenen Vegetationsformen voranzustellen, ausserdem
mehrere auf einzelne Zonen fast allein beschränkte Vege-
tationsklassen wie die Mangroven, Lianen, Epiphyten,
Stamm- und Blattsucculenten, Dornsträucher, glaciale
Stauden und die xerophilen Formen der Staudenklasse.

Es zeigt sich das Baumleben, fast zugleich auch stets
das der grösseren, üppigeren Wuchs aufweisenden blätter-
tragenden Sträucher, ausgeschlossen von bestimmten Teilen
der Erde durch zu lange anhaltende niedere Temperaturen
oder durch zu lange anhaltende Trockenperioden oder durch
stets ungenügenden Wasservorrat im Boden und in der
Atmosphäre; die mit Baumvegetation versehenen Land-
schaften scheiden sich in solche, wo Wipfelbäume allein
vorhanden sind oder diese gemischt mit wenigen oder
vielen Formen von Schopfbäumen; die Landschaften, in
welchen die Belaubung der blattwechselnden Wipfelbäume
durch ansteigende Licht- und Wärmemenge hervorgerufen
wird, sind fast scharf geschieden von denjenigen, in welchen
die belaubte und unbelaubte Periode zusammenfällt mit
einer niederschlagsreichen und -armen klimatischen Periode.
Und so wie es hier in groben Zügen mit der Sonderung
einzelner Unterklassen der Baumformen geschah, kann
man alle weiterverbreiteten Vegetationsformen nach der
in ihrem Leben sich aussprechenden Periode und

Wichtigste Vegetationsformen
Laubbäumen zusammenstellen, und die trotz immergrüner
Nadeln in tiefer Winterkälte schlafenden nordischen Fichten
wohl unterscheiden von den, Frostwirkungen nicht ertra-
genden wärmeren Araucarien, obwohl beides Coniferen
sind, endlich andererseits die Vegetationsweise der grossen
baumförmigen Palmen für am nächsten verwandt mit der
der Pandanusarten halten, obwohl beide zu verschiedenen
Ordnungen des natürlichen Systems gehören.

Nicht alle Klassen von Vegetationsformen sind gleich
gut geeignet, die Beziehungen zwischen Klima und be-
sonders eingerichteter Periodizität zu zeigen; wenn wir die
wichtigsten herausgreifen wollen, obgleich schliesslich auch
die unwichtigeren sich der durch sie scharf bezeichneten
Periode mehr oder weniger ohne Aenderung anschliessen,
so sind die Bäume in ihren nach grossen Grundzügen ge-
schiedenen Vegetationsformen voranzustellen, ausserdem
mehrere auf einzelne Zonen fast allein beschränkte Vege-
tationsklassen wie die Mangroven, Lianen, Epiphyten,
Stamm- und Blattsucculenten, Dornsträucher, glaciale
Stauden und die xerophilen Formen der Staudenklasse.

Es zeigt sich das Baumleben, fast zugleich auch stets
das der grösseren, üppigeren Wuchs aufweisenden blätter-
tragenden Sträucher, ausgeschlossen von bestimmten Teilen
der Erde durch zu lange anhaltende niedere Temperaturen
oder durch zu lange anhaltende Trockenperioden oder durch
stets ungenügenden Wasservorrat im Boden und in der
Atmosphäre; die mit Baumvegetation versehenen Land-
schaften scheiden sich in solche, wo Wipfelbäume allein
vorhanden sind oder diese gemischt mit wenigen oder
vielen Formen von Schopfbäumen; die Landschaften, in
welchen die Belaubung der blattwechselnden Wipfelbäume
durch ansteigende Licht- und Wärmemenge hervorgerufen
wird, sind fast scharf geschieden von denjenigen, in welchen
die belaubte und unbelaubte Periode zusammenfällt mit
einer niederschlagsreichen und -armen klimatischen Periode.
Und so wie es hier in groben Zügen mit der Sonderung
einzelner Unterklassen der Baumformen geschah, kann
man alle weiterverbreiteten Vegetationsformen nach der
in ihrem Leben sich aussprechenden Periode und

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[70/0092] Wichtigste Vegetationsformen Laubbäumen zusammenstellen, und die trotz immergrüner Nadeln in tiefer Winterkälte schlafenden nordischen Fichten wohl unterscheiden von den, Frostwirkungen nicht ertra- genden wärmeren Araucarien, obwohl beides Coniferen sind, endlich andererseits die Vegetationsweise der grossen baumförmigen Palmen für am nächsten verwandt mit der der Pandanusarten halten, obwohl beide zu verschiedenen Ordnungen des natürlichen Systems gehören. Nicht alle Klassen von Vegetationsformen sind gleich gut geeignet, die Beziehungen zwischen Klima und be- sonders eingerichteter Periodizität zu zeigen; wenn wir die wichtigsten herausgreifen wollen, obgleich schliesslich auch die unwichtigeren sich der durch sie scharf bezeichneten Periode mehr oder weniger ohne Aenderung anschliessen, so sind die Bäume in ihren nach grossen Grundzügen ge- schiedenen Vegetationsformen voranzustellen, ausserdem mehrere auf einzelne Zonen fast allein beschränkte Vege- tationsklassen wie die Mangroven, Lianen, Epiphyten, Stamm- und Blattsucculenten, Dornsträucher, glaciale Stauden und die xerophilen Formen der Staudenklasse. Es zeigt sich das Baumleben, fast zugleich auch stets das der grösseren, üppigeren Wuchs aufweisenden blätter- tragenden Sträucher, ausgeschlossen von bestimmten Teilen der Erde durch zu lange anhaltende niedere Temperaturen oder durch zu lange anhaltende Trockenperioden oder durch stets ungenügenden Wasservorrat im Boden und in der Atmosphäre; die mit Baumvegetation versehenen Land- schaften scheiden sich in solche, wo Wipfelbäume allein vorhanden sind oder diese gemischt mit wenigen oder vielen Formen von Schopfbäumen; die Landschaften, in welchen die Belaubung der blattwechselnden Wipfelbäume durch ansteigende Licht- und Wärmemenge hervorgerufen wird, sind fast scharf geschieden von denjenigen, in welchen die belaubte und unbelaubte Periode zusammenfällt mit einer niederschlagsreichen und -armen klimatischen Periode. Und so wie es hier in groben Zügen mit der Sonderung einzelner Unterklassen der Baumformen geschah, kann man alle weiterverbreiteten Vegetationsformen nach der in ihrem Leben sich aussprechenden Periode und

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/92>, abgerufen am 30.04.2024.