Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.Die mit stolzem Gut und Namen
Frau Sophie zu huld'gen kamen?" "Nein, noch hab' ich nichts vernommen; Lieber Gott, wer soll denn kommen? Alte Herrn und junge Knaben, Die nur eine Tugend haben, Die, -- daß bald sie wieder gehen." "Nur gemach! wir wollen sehen!" Lächelt schalkhaft d'rauf die Kleine, Dann verstummt sie. Silberreine Glockentöne dringen hallend Und die stille Luft durchschallend, Ernsthaft mahnend durch die Tannen, Meßgeläute von Sanct Annen; Und die Augen sittsam senkend Und das Roß zur Pforte lenkend, Schreitet Gudula d'rauf schweigend. Nella hält, vom Pferde steigend, -- Hülfreich eilte Hans herbei, -- In der Hand Kraut Wohlverleih, Denn dies Kraut soll sie begleiten, Und gesenkten Hauptes schreiten Sie zur Kirche, und sie treten Zum Altare, knien und beten, Während gold'ne Lichter spinnen Um die holden Büßerinnen Und der Andacht stille Feier Ihre sonnenhellen Schleier. Ja, was beten wohl die Beiden? -- Endlich steh'n sie auf und scheiden, Schreiten zu der Pforte wieder, Die mit ſtolzem Gut und Namen
Frau Sophie zu huld'gen kamen?“ „Nein, noch hab' ich nichts vernommen; Lieber Gott, wer ſoll denn kommen? Alte Herrn und junge Knaben, Die nur eine Tugend haben, Die, — daß bald ſie wieder gehen.“ „Nur gemach! wir wollen ſehen!“ Lächelt ſchalkhaft d'rauf die Kleine, Dann verſtummt ſie. Silberreine Glockentöne dringen hallend Und die ſtille Luft durchſchallend, Ernſthaft mahnend durch die Tannen, Meßgeläute von Sanct Annen; Und die Augen ſittſam ſenkend Und das Roß zur Pforte lenkend, Schreitet Gudula d'rauf ſchweigend. Nella hält, vom Pferde ſteigend, — Hülfreich eilte Hans herbei, — In der Hand Kraut Wohlverleih, Denn dies Kraut ſoll ſie begleiten, Und geſenkten Hauptes ſchreiten Sie zur Kirche, und ſie treten Zum Altare, knien und beten, Während gold'ne Lichter ſpinnen Um die holden Büßerinnen Und der Andacht ſtille Feier Ihre ſonnenhellen Schleier. Ja, was beten wohl die Beiden? — Endlich ſteh'n ſie auf und ſcheiden, Schreiten zu der Pforte wieder, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0120" n="106"/> <lg n="10"> <l>Die mit ſtolzem Gut und Namen</l><lb/> <l>Frau Sophie zu huld'gen kamen?“</l><lb/> <l>„Nein, noch hab' ich nichts vernommen;</l><lb/> <l>Lieber Gott, wer ſoll denn kommen?</l><lb/> <l>Alte Herrn und junge Knaben,</l><lb/> <l>Die nur eine Tugend haben,</l><lb/> <l>Die, — daß bald ſie wieder gehen.“</l><lb/> <l>„Nur gemach! wir wollen ſehen!“</l><lb/> <l>Lächelt ſchalkhaft d'rauf die Kleine,</l><lb/> <l>Dann verſtummt ſie. Silberreine</l><lb/> <l>Glockentöne dringen hallend</l><lb/> <l>Und die ſtille Luft durchſchallend,</l><lb/> <l>Ernſthaft mahnend durch die Tannen,</l><lb/> <l>Meßgeläute von Sanct Annen;</l><lb/> <l>Und die Augen ſittſam ſenkend</l><lb/> <l>Und das Roß zur Pforte lenkend,</l><lb/> <l>Schreitet Gudula d'rauf ſchweigend.</l><lb/> <l>Nella hält, vom Pferde ſteigend,</l><lb/> <l>— Hülfreich eilte Hans herbei, —</l><lb/> <l>In der Hand Kraut Wohlverleih,</l><lb/> <l>Denn dies Kraut ſoll ſie begleiten,</l><lb/> <l>Und geſenkten Hauptes ſchreiten</l><lb/> <l>Sie zur Kirche, und ſie treten</l><lb/> <l>Zum Altare, knien und beten,</l><lb/> <l>Während gold'ne Lichter ſpinnen</l><lb/> <l>Um die holden Büßerinnen</l><lb/> <l>Und der Andacht ſtille Feier</l><lb/> <l>Ihre ſonnenhellen Schleier.</l><lb/> <l>Ja, was beten wohl die Beiden? —</l><lb/> <l>Endlich ſteh'n ſie auf und ſcheiden,</l><lb/> <l>Schreiten zu der Pforte wieder,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [106/0120]
Die mit ſtolzem Gut und Namen
Frau Sophie zu huld'gen kamen?“
„Nein, noch hab' ich nichts vernommen;
Lieber Gott, wer ſoll denn kommen?
Alte Herrn und junge Knaben,
Die nur eine Tugend haben,
Die, — daß bald ſie wieder gehen.“
„Nur gemach! wir wollen ſehen!“
Lächelt ſchalkhaft d'rauf die Kleine,
Dann verſtummt ſie. Silberreine
Glockentöne dringen hallend
Und die ſtille Luft durchſchallend,
Ernſthaft mahnend durch die Tannen,
Meßgeläute von Sanct Annen;
Und die Augen ſittſam ſenkend
Und das Roß zur Pforte lenkend,
Schreitet Gudula d'rauf ſchweigend.
Nella hält, vom Pferde ſteigend,
— Hülfreich eilte Hans herbei, —
In der Hand Kraut Wohlverleih,
Denn dies Kraut ſoll ſie begleiten,
Und geſenkten Hauptes ſchreiten
Sie zur Kirche, und ſie treten
Zum Altare, knien und beten,
Während gold'ne Lichter ſpinnen
Um die holden Büßerinnen
Und der Andacht ſtille Feier
Ihre ſonnenhellen Schleier.
Ja, was beten wohl die Beiden? —
Endlich ſteh'n ſie auf und ſcheiden,
Schreiten zu der Pforte wieder,
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