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Fuhlrott, Carl: Der fossile Mensch aus dem Neanderthal und sein Verhältniß zum Alter des Menschengeschlechts. Duisburg, 1865.

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der Schädel, der unter der Wurzel eines zum vierten Bestande
gehörigen Cypressenbaumes lag, wohl erhalten blieb und un-
zweifelhaft der eingebornen americanischen Race angehört.
Dr. B. Dowler hat dem Gegenstande eine besondere Schrift
gewidmet und in dieser sehr gediegenen Arbeit alle Momente
in's Auge gefaßt und sorgfältig erwogen, aus denen sich mit
annähernder Genauigkeit das Alter der auf einander folgen-
den Waldbestände berechnen läßt, wobei er, um in den
Grenzen der Wahrscheinlichkeit zu bleiben, absichtlich überall
die niedrigsten Ziffern als Factoren in Rechnung gebracht
hat. Danach berechnet er nun für die Zeit, seit welcher sich
das Mississippidelta zum letzten Male über das Niveau des
Meeres erhoben hat, eine Dauer von 14,400 Jahren. Hat
nun jede der Hebungsperioden, während welcher die unter-
irdischen Cypressenwälder an der Oberfläche lebten -- und
darunter befinden sich Stämme von 10 Fuß Durchmesser,
die nach dem Verhältniß ihrer Jahresringe eine Lebensdauer
von mindestens 5700 Jahre hatten, -- hat also jede der 10
Hebungs-Perioden ebenso lange gedauert, so verzehnfacht sich
jene Zahl und wir erhalten für die Zeit, welche zur allmäh-
lichen Entstehung der unterirdischen Waldbestände erforderlich
war, eine Dauer von 144,000 Jahren, folglich für das Ge-
sammtalter jener Deltabildung 158,000 Jahre.

Das menschliche Skelett wurde in dem vierten unterirdi-
schen Bestande aufgefunden. Lassen wir diesen vierten Bestand
außer Acht, so kommen nach denselben Elementen der Rech-
nung auf die 3 anderen 43,200 Jahre, und wir erhalten
mit Einschluß der jetzigen Periode für das Alter jenes Ske-
lets 57,600 Jahre.

Die erwähnten Bohrversuche am Nil wurden zwi-
schenden Jahren 1851-54 aus Anlaß der geologischen Gesell-
schaft zu London unternommen, der eine bei Memphis, wo

der Schädel, der unter der Wurzel eines zum vierten Beſtande
gehörigen Cypreſſenbaumes lag, wohl erhalten blieb und un-
zweifelhaft der eingebornen americaniſchen Race angehört.
Dr. B. Dowler hat dem Gegenſtande eine beſondere Schrift
gewidmet und in dieſer ſehr gediegenen Arbeit alle Momente
in's Auge gefaßt und ſorgfältig erwogen, aus denen ſich mit
annähernder Genauigkeit das Alter der auf einander folgen-
den Waldbeſtände berechnen läßt, wobei er, um in den
Grenzen der Wahrſcheinlichkeit zu bleiben, abſichtlich überall
die niedrigſten Ziffern als Factoren in Rechnung gebracht
hat. Danach berechnet er nun für die Zeit, ſeit welcher ſich
das Miſſiſſippidelta zum letzten Male über das Niveau des
Meeres erhoben hat, eine Dauer von 14,400 Jahren. Hat
nun jede der Hebungsperioden, während welcher die unter-
irdiſchen Cypreſſenwälder an der Oberfläche lebten — und
darunter befinden ſich Stämme von 10 Fuß Durchmeſſer,
die nach dem Verhältniß ihrer Jahresringe eine Lebensdauer
von mindeſtens 5700 Jahre hatten, — hat alſo jede der 10
Hebungs-Perioden ebenſo lange gedauert, ſo verzehnfacht ſich
jene Zahl und wir erhalten für die Zeit, welche zur allmäh-
lichen Entſtehung der unterirdiſchen Waldbeſtände erforderlich
war, eine Dauer von 144,000 Jahren, folglich für das Ge-
ſammtalter jener Deltabildung 158,000 Jahre.

Das menſchliche Skelett wurde in dem vierten unterirdi-
ſchen Beſtande aufgefunden. Laſſen wir dieſen vierten Beſtand
außer Acht, ſo kommen nach denſelben Elementen der Rech-
nung auf die 3 anderen 43,200 Jahre, und wir erhalten
mit Einſchluß der jetzigen Periode für das Alter jenes Ske-
lets 57,600 Jahre.

Die erwähnten Bohrverſuche am Nil wurden zwi-
ſchenden Jahren 1851‒54 aus Anlaß der geologiſchen Geſell-
ſchaft zu London unternommen, der eine bei Memphis, wo

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[38/0042] der Schädel, der unter der Wurzel eines zum vierten Beſtande gehörigen Cypreſſenbaumes lag, wohl erhalten blieb und un- zweifelhaft der eingebornen americaniſchen Race angehört. Dr. B. Dowler hat dem Gegenſtande eine beſondere Schrift gewidmet und in dieſer ſehr gediegenen Arbeit alle Momente in's Auge gefaßt und ſorgfältig erwogen, aus denen ſich mit annähernder Genauigkeit das Alter der auf einander folgen- den Waldbeſtände berechnen läßt, wobei er, um in den Grenzen der Wahrſcheinlichkeit zu bleiben, abſichtlich überall die niedrigſten Ziffern als Factoren in Rechnung gebracht hat. Danach berechnet er nun für die Zeit, ſeit welcher ſich das Miſſiſſippidelta zum letzten Male über das Niveau des Meeres erhoben hat, eine Dauer von 14,400 Jahren. Hat nun jede der Hebungsperioden, während welcher die unter- irdiſchen Cypreſſenwälder an der Oberfläche lebten — und darunter befinden ſich Stämme von 10 Fuß Durchmeſſer, die nach dem Verhältniß ihrer Jahresringe eine Lebensdauer von mindeſtens 5700 Jahre hatten, — hat alſo jede der 10 Hebungs-Perioden ebenſo lange gedauert, ſo verzehnfacht ſich jene Zahl und wir erhalten für die Zeit, welche zur allmäh- lichen Entſtehung der unterirdiſchen Waldbeſtände erforderlich war, eine Dauer von 144,000 Jahren, folglich für das Ge- ſammtalter jener Deltabildung 158,000 Jahre. Das menſchliche Skelett wurde in dem vierten unterirdi- ſchen Beſtande aufgefunden. Laſſen wir dieſen vierten Beſtand außer Acht, ſo kommen nach denſelben Elementen der Rech- nung auf die 3 anderen 43,200 Jahre, und wir erhalten mit Einſchluß der jetzigen Periode für das Alter jenes Ske- lets 57,600 Jahre. Die erwähnten Bohrverſuche am Nil wurden zwi- ſchenden Jahren 1851‒54 aus Anlaß der geologiſchen Geſell- ſchaft zu London unternommen, der eine bei Memphis, wo

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Zitationshilfe: Fuhlrott, Carl: Der fossile Mensch aus dem Neanderthal und sein Verhältniß zum Alter des Menschengeschlechts. Duisburg, 1865, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fuhlrott_neanderthaler_1865/42>, abgerufen am 30.04.2024.