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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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ist, fest, und dann verfahren sie ausschließend gegen
Natur, Sinne und Menschenverstand. Erst lassen sich's
Einzelne, dann läßt sich's die Menge gefallen. New-
tons übrige große Verdienste erregen ein günstiges Vor-
urtheil auch für Farbentheorie. Sein Ruf, sein Ein-
fluß steigt immer höher; er wird Präsident der Socie-
tät. Er giebt seine künstlich gestellte Optik heraus;
durch Clarke's lateinische Uebersetzung wird auch diese
in der Welt verbreitet und nach und nach in die Schu-
len eingeführt. Experimentirende Techniker schlagen
sich auf seine Seite, und so wird diese enggefaßte, in
sich selbst erstarrte Lehre eine Art von Arche des Herrn,
deren Berührung sogleich den Tod bringt.

So verfährt nun auch, theils bey Newtons Leben,
theils bey seinem Tode, Desaguliers gegen alles was
die Lehre anzufechten wagt; wie nunmehr aus der ge-
schichtlichen Darstellung, in der wir weiter fortschreiten,
sich umständlicher ergeben wird.


Edme (Peter) Mariotte.

Geboren zu oder bey Dijon. Academist 1666,
gestorben 1684
.


Traite de la nature des couleurs. Paris 1688.
Schwerlich die erste Ausgabe; doch ist nach dieser der

iſt, feſt, und dann verfahren ſie ausſchließend gegen
Natur, Sinne und Menſchenverſtand. Erſt laſſen ſich’s
Einzelne, dann laͤßt ſich’s die Menge gefallen. New-
tons uͤbrige große Verdienſte erregen ein guͤnſtiges Vor-
urtheil auch fuͤr Farbentheorie. Sein Ruf, ſein Ein-
fluß ſteigt immer hoͤher; er wird Praͤſident der Socie-
taͤt. Er giebt ſeine kuͤnſtlich geſtellte Optik heraus;
durch Clarke’s lateiniſche Ueberſetzung wird auch dieſe
in der Welt verbreitet und nach und nach in die Schu-
len eingefuͤhrt. Experimentirende Techniker ſchlagen
ſich auf ſeine Seite, und ſo wird dieſe enggefaßte, in
ſich ſelbſt erſtarrte Lehre eine Art von Arche des Herrn,
deren Beruͤhrung ſogleich den Tod bringt.

So verfaͤhrt nun auch, theils bey Newtons Leben,
theils bey ſeinem Tode, Desaguliers gegen alles was
die Lehre anzufechten wagt; wie nunmehr aus der ge-
ſchichtlichen Darſtellung, in der wir weiter fortſchreiten,
ſich umſtaͤndlicher ergeben wird.


Edme (Peter) Mariotte.

Geboren zu oder bey Dijon. Academiſt 1666,
geſtorben 1684
.


Traité de la nature des couleurs. Paris 1688.
Schwerlich die erſte Ausgabe; doch iſt nach dieſer der

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[442/0476] iſt, feſt, und dann verfahren ſie ausſchließend gegen Natur, Sinne und Menſchenverſtand. Erſt laſſen ſich’s Einzelne, dann laͤßt ſich’s die Menge gefallen. New- tons uͤbrige große Verdienſte erregen ein guͤnſtiges Vor- urtheil auch fuͤr Farbentheorie. Sein Ruf, ſein Ein- fluß ſteigt immer hoͤher; er wird Praͤſident der Socie- taͤt. Er giebt ſeine kuͤnſtlich geſtellte Optik heraus; durch Clarke’s lateiniſche Ueberſetzung wird auch dieſe in der Welt verbreitet und nach und nach in die Schu- len eingefuͤhrt. Experimentirende Techniker ſchlagen ſich auf ſeine Seite, und ſo wird dieſe enggefaßte, in ſich ſelbſt erſtarrte Lehre eine Art von Arche des Herrn, deren Beruͤhrung ſogleich den Tod bringt. So verfaͤhrt nun auch, theils bey Newtons Leben, theils bey ſeinem Tode, Desaguliers gegen alles was die Lehre anzufechten wagt; wie nunmehr aus der ge- ſchichtlichen Darſtellung, in der wir weiter fortſchreiten, ſich umſtaͤndlicher ergeben wird. Edme (Peter) Mariotte. Geboren zu oder bey Dijon. Academiſt 1666, geſtorben 1684. Traité de la nature des couleurs. Paris 1688. Schwerlich die erſte Ausgabe; doch iſt nach dieſer der

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/476>, abgerufen am 30.04.2024.