Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. II. Band.eben jener neubekehrte Warmio, hat schon als kleiner Knabe von ihm geträumt: so haben wir die eigentliche Lösung des Räthsels: der Spielmann ist ein Sohn Lassen wir diese Mystik; wir haben sie in Calderon's "Morgenröthe von Grenzbote". II. I8S1. S7
eben jener neubekehrte Warmio, hat schon als kleiner Knabe von ihm geträumt: so haben wir die eigentliche Lösung des Räthsels: der Spielmann ist ein Sohn Lassen wir diese Mystik; wir haben sie in Calderon's „Morgenröthe von Grenzbote». II. I8S1. S7
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eben jener neubekehrte Warmio, hat schon als kleiner Knabe von ihm geträumt:
„Ist's nicht, wenn Du ihm so ins Auge blickst, als schautest Du auf eine grüne
Wiese?" Zuweilen strahlen einige Flämmchen ans seinem Kopfe, und dies ist der
Grund, den Jffland dem Dichter anführte, warum er das Stück in Berlin nicht
auf die Bühne bringen konnte, obgleich er ihm Honorar zahlte. Zuletzt entführt
er die Braut auf seiner Schulter mitten dnrch die Feinde, und der Glanz, der
von ihm ausstrahlt, treibt dieselben in die Flucht. Die Pointe des Stücks, von
ihm vermittelt, ist diese: Warmio und seine Braut sind einsam auf der Jusel,
und sie sollen geprüft werden, ob sie der Sinnlichkeit unterliegen. Fast wären
sie gefallen, aber eine Monstranz, die glücklich zur rechten Zeit zwischen sie kommt,
vermittelt durch das brünstige Gebet des heiligen Adelbert, hält ste im rechten
Augenblick zurück, und so überstehen sie die Prüfung und siud des Märtyrertodes
würdig. Der heilige Adelbert giebt ihnen noch einige Aufklärungen über die christ¬
lichen Mysterien, z. B. „Nur Einer ist Vater, nur Eine ist Mutter, verhörst Du
die Stimme der heiligen Minne, der Mutter von Staube entreißt sie die Männin
und führt ste im Manne zum Vater, dem Licht." Das könnte fast im zweiten
Theil des Faust stehen. Wenn er zuletzt, während Bengalische Flammen die Scene
erleuchten, unter Harfenklängen zu den Zuschauern sagt:
so haben wir die eigentliche Lösung des Räthsels: der Spielmann ist ein Sohn
des Thals und wahrscheinlich kein Anderer, als der Herzog Eudo, der schon in
den „Templern ans Cypern" ans der Cither geklimpert, und kaum ist es noch
nöthig, daß im Prolog die Kunst, die mit den Worten anftritt: „Ich bin die
heil'ge Kunst", sich wegen ihrer Undeutlichkeit mit dem Grunde entschuldigt: „Kann
die Aeolsharfe wiederklingen, was Sterne glühn und Sewphinen singen?" obgleich
sie vorher ausführlich den Gang der Handlung exponirt hat. Auch sie erinnert
an jene in den „Söhnen des Thals" ausgesprochene Idee, daß die allergeheimste
Religion auch noch über das Christenthum hinausgehe: „Es brüte das Heilige
in Schmerzen und in Scherzen, und ob Ihr dessen auch Euch mögt entschlagen,
doch wird sie endlich tagen, die Bildung in verbildet rohen Herzen, mag anch
des Kreuzes Zeichen untergehen, doch siegend muß-sein Urbild auferstehen!"
Lassen wir diese Mystik; wir haben sie in Calderon's „Morgenröthe von
Copacavana" bequemer, einfacher, handgreiflicher, ich möchte sagen, faustdicker,
ohne diesen Schwulst, den der Zögling von Novalis und Schlegel nicht vermeiden
kann. Wir dürfen dabei nicht übersehen, daß sich immer noch ein gewisses dra-
Grenzbote». II. I8S1. S7
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