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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band.

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der neapolitanischen Revolution einen ruhmlosen Untergang. Der Dichter ward
es müde, die nutzlosen Waffen der italienischen Patrioten in seinem Hause zu
bergen, zu horchen auf das unfruchtbare Treiben der Geheimbünde und in
Venedig und Ravenna den kleinen Krieg zu führen wider die östreichische Po¬
lizei. Wie anders der ausdauernde Heldenkampf der Griechen! Dem thaten¬
durstiger Sinne des Dichters schenkte das gnädige Geschick ein Ende, wie seine
Muse es nicht herrlicher ersinnen konnte in ihren weihevollsten Stunden. Er
sollte sterben den schönen Tod des Kriegers für die Freiheit, der sein Lied
gegolten. Als er auf eigne Kraft sein kleines Heer nach Missolunghi hinüber¬
führte, war er nicht selber einer jener Seekönige seiner Jugendlieder, die, Kei¬
nem trauend als der eignen Kraft, der alten Ordnung der trägen Welt den
Frieden kündigten? Und wie männlich schüttelte er Alles ab, was von den
trüben Gedanken des Weltschmerzes seine Seele noch beschwerte: "von poetischem
dummen Zeuge habe ich nichts an mir, dergleichen Dinge gehören nur für den,
Reim." Als der echte Sohn eines zum Herrschen geborenen Volkes brachte er
Zucht unter die meisterlosen Horden der Griechen, entflammte die Säumigen,
gab dem verwilderten Kriege eine menschliche Weise. Und kaum waren die
erschütternden Töne seines letzten Liedes verklungen:


tus sworä, tue dünner ana tuo Aelck^
glor^ Krä Llreses, arounä of sse!
tus Sparta", borrik upon ins 8bis1ä,
-AUS not mors tres! --

so vollstreckte das Schicksal das Seherwort des Dichters, und der Spartaner
ward auf seinem Schilde heimgetragen. Die armselige Selbstzufriedenheit der
Theologen schrie Zeter über diesen "Tod in geistiger Finsterniß", und die ver¬
stockte Härte der heimischen Klerisei weigerte dem Todten die Bestattung zu
Westminster. Wer aber ein Herz besaß für echte Menschcngröße, der gestand,
daß nie ein schuldvolles Leben durch einen edleren Tod gesühnt ward. Und
auch die Nachlebenden können es noch mitempfinden, wie der deutsche Phil¬
hellene den Dichter in der Verklärung des Helden schaute und ihm wünschte:


einen Fall im Siegestaumel auf den Mauern von Byzanz,
eine Krone Dir zu Füßen, auf dem Haupt der Freiheit Kranz!

(Schluß in nächster Ur.)




der neapolitanischen Revolution einen ruhmlosen Untergang. Der Dichter ward
es müde, die nutzlosen Waffen der italienischen Patrioten in seinem Hause zu
bergen, zu horchen auf das unfruchtbare Treiben der Geheimbünde und in
Venedig und Ravenna den kleinen Krieg zu führen wider die östreichische Po¬
lizei. Wie anders der ausdauernde Heldenkampf der Griechen! Dem thaten¬
durstiger Sinne des Dichters schenkte das gnädige Geschick ein Ende, wie seine
Muse es nicht herrlicher ersinnen konnte in ihren weihevollsten Stunden. Er
sollte sterben den schönen Tod des Kriegers für die Freiheit, der sein Lied
gegolten. Als er auf eigne Kraft sein kleines Heer nach Missolunghi hinüber¬
führte, war er nicht selber einer jener Seekönige seiner Jugendlieder, die, Kei¬
nem trauend als der eignen Kraft, der alten Ordnung der trägen Welt den
Frieden kündigten? Und wie männlich schüttelte er Alles ab, was von den
trüben Gedanken des Weltschmerzes seine Seele noch beschwerte: „von poetischem
dummen Zeuge habe ich nichts an mir, dergleichen Dinge gehören nur für den,
Reim." Als der echte Sohn eines zum Herrschen geborenen Volkes brachte er
Zucht unter die meisterlosen Horden der Griechen, entflammte die Säumigen,
gab dem verwilderten Kriege eine menschliche Weise. Und kaum waren die
erschütternden Töne seines letzten Liedes verklungen:


tus sworä, tue dünner ana tuo Aelck^
glor^ Krä Llreses, arounä of sse!
tus Sparta», borrik upon ins 8bis1ä,
-AUS not mors tres! —

so vollstreckte das Schicksal das Seherwort des Dichters, und der Spartaner
ward auf seinem Schilde heimgetragen. Die armselige Selbstzufriedenheit der
Theologen schrie Zeter über diesen „Tod in geistiger Finsterniß", und die ver¬
stockte Härte der heimischen Klerisei weigerte dem Todten die Bestattung zu
Westminster. Wer aber ein Herz besaß für echte Menschcngröße, der gestand,
daß nie ein schuldvolles Leben durch einen edleren Tod gesühnt ward. Und
auch die Nachlebenden können es noch mitempfinden, wie der deutsche Phil¬
hellene den Dichter in der Verklärung des Helden schaute und ihm wünschte:


einen Fall im Siegestaumel auf den Mauern von Byzanz,
eine Krone Dir zu Füßen, auf dem Haupt der Freiheit Kranz!

(Schluß in nächster Ur.)




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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115393/27>, abgerufen am 01.11.2024.