Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Viertes Vierteljahr.Gevatter Tod. vor und fing ein, ihn mit der ernsthaftesten Miene von der Welt vor dem Er lacht mich ans! erklärte der Totengräber halb stolz, halb verlegen, als Hierin stimmte die Mutter mit ihm überein, lind das machte ihm Mut, Die Mutter legte ihr bekümmertes Antlitz auf das Kissen neben ihren Das bekümmerte Antlitz richtete sich auf und sah ihn vermindert an. Ich bin nur ein einfacher, alter Mann, und es ist wohl niemand, der So redete die zitternde Stimme des alten Totengräbers weiter, und die Er war ein prächtiger Mnun, und das -- nein, das vergesse ich niemals. Der alte Jens stockte und sah sie flehend an, und da legte sie ihre Hand Das soll Euch nicht gereuen! sagte er, und fort war er. Aber die Witwe des Schulmeisters saß regungslos da, die Hunde über Gevatter Tod. vor und fing ein, ihn mit der ernsthaftesten Miene von der Welt vor dem Er lacht mich ans! erklärte der Totengräber halb stolz, halb verlegen, als Hierin stimmte die Mutter mit ihm überein, lind das machte ihm Mut, Die Mutter legte ihr bekümmertes Antlitz auf das Kissen neben ihren Das bekümmerte Antlitz richtete sich auf und sah ihn vermindert an. Ich bin nur ein einfacher, alter Mann, und es ist wohl niemand, der So redete die zitternde Stimme des alten Totengräbers weiter, und die Er war ein prächtiger Mnun, und das — nein, das vergesse ich niemals. Der alte Jens stockte und sah sie flehend an, und da legte sie ihre Hand Das soll Euch nicht gereuen! sagte er, und fort war er. Aber die Witwe des Schulmeisters saß regungslos da, die Hunde über <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0461" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/201890"/> <fw type="header" place="top"> Gevatter Tod.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1114" prev="#ID_1113"> vor und fing ein, ihn mit der ernsthaftesten Miene von der Welt vor dem<lb/> Gesichte des Knaben im Kreise hernmznschwiuge». Erst sah der kleine Bursche<lb/> ganz verwundert drein, dann umspielte ein flüchtiges Lächeln seinen Mund,<lb/> und schließlich lachte er über sein ganzes kleines, rundes Gesicht. Der alte Jens<lb/> empfand die größte Lust, mit zu lachen, aber seine runzeligen Züge hatten<lb/> verlernt, wie sie sich dabei benehmen sollten. Er schnitt die merkwürdigsten<lb/> Grimassen, worüber das kleine Wesen in der Wiege immer eifriger lachte, bis<lb/> am Ende ein förmlicher Wettstreit zwischen den beiden entstand.</p><lb/> <p xml:id="ID_1115"> Er lacht mich ans! erklärte der Totengräber halb stolz, halb verlegen, als<lb/> er plötzlich die Mutter bemerkte, die leise hereingekommen war und die beiden<lb/> ganz verwundert betrachtete. Es ist merkwürdig, daß ein so kleiner Bursche<lb/> schon so viel Verstand haben kann, fügte er mit dem Ausdruck der Bewunde-<lb/> rung hinzu.</p><lb/> <p xml:id="ID_1116"> Hierin stimmte die Mutter mit ihm überein, lind das machte ihm Mut,<lb/> fvrtznfcchren. Und anch er soll in die Welt hinaus, und ihm ist der Weg nicht<lb/> einmal geebnet. Es ist traurig, daran zu denken.</p><lb/> <p xml:id="ID_1117"> Die Mutter legte ihr bekümmertes Antlitz auf das Kissen neben ihren<lb/> Knaben, und der Alte sagte hastig, als fürchtete er, nicht damit fertig zu<lb/> werden: Wenn Euch mit eiuer oder mit zwei Stuben geholfen wäre, und wenn<lb/> Ihr Lust dazu hättet — ja dann wäre bei mir da drüben alles fertig und bereit!</p><lb/> <p xml:id="ID_1118"> Das bekümmerte Antlitz richtete sich auf und sah ihn vermindert an.</p><lb/> <p xml:id="ID_1119"> Ich bin nur ein einfacher, alter Mann, und es ist wohl niemand, der<lb/> etwas Gutes von mir sagt. Aber Ihr braucht deswegen nicht bange vor mir<lb/> zu sein; ich will Euch in keiner Weise lästig fallen, ich bin ja daran gewöhnt,<lb/> mich für mich allein zu halte».</p><lb/> <p xml:id="ID_1120"> So redete die zitternde Stimme des alten Totengräbers weiter, und die<lb/> sorgenvollen Züge der jungen Mutter schenke» ihn mit steigender Verwunderung<lb/> an, denn er stand vor ihr wie ein demütiger, alter Manu, der von ihrer Gnade<lb/> und Barmherzigkeit abhängig war und aus innerstem Herzensgrunde zu ihr<lb/> flehte. 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Gevatter Tod.
vor und fing ein, ihn mit der ernsthaftesten Miene von der Welt vor dem
Gesichte des Knaben im Kreise hernmznschwiuge». Erst sah der kleine Bursche
ganz verwundert drein, dann umspielte ein flüchtiges Lächeln seinen Mund,
und schließlich lachte er über sein ganzes kleines, rundes Gesicht. Der alte Jens
empfand die größte Lust, mit zu lachen, aber seine runzeligen Züge hatten
verlernt, wie sie sich dabei benehmen sollten. Er schnitt die merkwürdigsten
Grimassen, worüber das kleine Wesen in der Wiege immer eifriger lachte, bis
am Ende ein förmlicher Wettstreit zwischen den beiden entstand.
Er lacht mich ans! erklärte der Totengräber halb stolz, halb verlegen, als
er plötzlich die Mutter bemerkte, die leise hereingekommen war und die beiden
ganz verwundert betrachtete. Es ist merkwürdig, daß ein so kleiner Bursche
schon so viel Verstand haben kann, fügte er mit dem Ausdruck der Bewunde-
rung hinzu.
Hierin stimmte die Mutter mit ihm überein, lind das machte ihm Mut,
fvrtznfcchren. Und anch er soll in die Welt hinaus, und ihm ist der Weg nicht
einmal geebnet. Es ist traurig, daran zu denken.
Die Mutter legte ihr bekümmertes Antlitz auf das Kissen neben ihren
Knaben, und der Alte sagte hastig, als fürchtete er, nicht damit fertig zu
werden: Wenn Euch mit eiuer oder mit zwei Stuben geholfen wäre, und wenn
Ihr Lust dazu hättet — ja dann wäre bei mir da drüben alles fertig und bereit!
Das bekümmerte Antlitz richtete sich auf und sah ihn vermindert an.
Ich bin nur ein einfacher, alter Mann, und es ist wohl niemand, der
etwas Gutes von mir sagt. Aber Ihr braucht deswegen nicht bange vor mir
zu sein; ich will Euch in keiner Weise lästig fallen, ich bin ja daran gewöhnt,
mich für mich allein zu halte».
So redete die zitternde Stimme des alten Totengräbers weiter, und die
sorgenvollen Züge der jungen Mutter schenke» ihn mit steigender Verwunderung
an, denn er stand vor ihr wie ein demütiger, alter Manu, der von ihrer Gnade
und Barmherzigkeit abhängig war und aus innerstem Herzensgrunde zu ihr
flehte. Während sie ihm zuhörte, fühlte sie, wie sich etwas in ihrem Herzen regte.
Er war ein prächtiger Mnun, und das — nein, das vergesse ich niemals.
Und ich will sein Grab pflegen, daß Ihr Eure Lust daran haben sollt, und
dieser kleine Bursche und ich, wir können einander schon so gut verstehen,
und dann ist da das Bild — ja seit vielen, vielen Jahren hat kein menschlicher
Fuß die Stuben betrete», aber wenn Ihr Euch entschließen wolltet, hinein zu
ziehen — dann — ja das wollte ich nnr sagen!
Der alte Jens stockte und sah sie flehend an, und da legte sie ihre Hand
in die schrumplige Rechte des Greises.
Das soll Euch nicht gereuen! sagte er, und fort war er.
Aber die Witwe des Schulmeisters saß regungslos da, die Hunde über
der Wiege gefaltet. Ihre Augen waren aufwärts gewandt zu dem Tode, und
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