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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.

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in Ansehung des Eigenthums ihrer Lande.
serte: Si c'est par droit de voisinage, droit nouveau
que cet expose introduit, que S. M. Imp. preten-
droit disposer de la Courlande sur les motifs qu'il Lui
plairoit d'adopter, il n'y a pays ni cour qui n'ait
des droits sur les voisins.
worauf die Kaiserin von Ruß-
land entgegnete: S. M. Imp. est bien eloignee de vou-
loir deroger aux droits de ses voisins et par consequent
de vouloir agir en aucune maniere contre les droits
et privileges de la Courlande province voisin et limi-
trophe
de son empire etc.
Mosers Versuch 5. Th.
S. 161. u. 164.
§. 11.
Völkerdienstbarkeiten.

Der Hauptgrund aller in eines endern Volks Ge-
biete auszuübenden Gerechtsame beruht auf ausdrück-
liche oder stilschweigende Einwilligung des Territorial-
eigenthümers, d. i. auf Verträge und Herkommen a].
Man giebt diesen Rechten gewönlich den Namen der
Völkerdienstbarkeiten [auf lateinisch in einer etwas
uneigentlichen Bedeutung: Servitutes iuris publici oder
vielmehr iuris gentium b], und theilt sie in Activ- und
Passiv-Dienstbarkeiten. Erstere sind die, welche
ein Volk in eines andern Territorium auszuüben, und
letztere welche es von andern in seinen Landen zu dulten
hat. Ueberdies finden bey denselben noch mancherley
Eintheilungen in verneinende [servitutes negativae]
wenn eine Nazion ein gewisses Recht z. B. Festungen,
Messen etc. anzulegen, nicht ausüben darf, und beia-
hende
[affirmativae] wenn sie die Ausübung irgend
eines Rechts von andern auf ihrem Territorium leiden
muß, in geistliche und weltliche, bey Lehen und Erb-
besitzungen etc. Statt c]. Auch auf dem Meere und Ge-

wässern
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in Anſehung des Eigenthums ihrer Lande.
ſerte: Si c’eſt par droit de voiſinage, droit nouveau
que cet expoſé introduit, que S. M. Imp. preten-
droit diſpoſer de la Courlande ſur les motifs qu’il Lui
plairoit d’adopter, il n’y a pays ni cour qui n’ait
des droits ſur les voiſins.
worauf die Kaiſerin von Ruß-
land entgegnete: S. M. Imp. eſt bien eloignée de vou-
loir deroger aux droits de ſes voiſins et par conſequent
de vouloir agir en aucune manière contre les droits
et privilèges de la Courlande province voiſin et limi-
trophe
de ſon empire etc.
Moſers Verſuch 5. Th.
S. 161. u. 164.
§. 11.
Voͤlkerdienſtbarkeiten.

Der Hauptgrund aller in eines endern Volks Ge-
biete auszuuͤbenden Gerechtſame beruht auf ausdruͤck-
liche oder ſtilſchweigende Einwilligung des Territorial-
eigenthuͤmers, d. i. auf Vertraͤge und Herkommen a].
Man giebt dieſen Rechten gewoͤnlich den Namen der
Voͤlkerdienſtbarkeiten [auf lateiniſch in einer etwas
uneigentlichen Bedeutung: Servitutes iuris publici oder
vielmehr iuris gentium b], und theilt ſie in Activ- und
Paſſiv-Dienſtbarkeiten. Erſtere ſind die, welche
ein Volk in eines andern Territorium auszuuͤben, und
letztere welche es von andern in ſeinen Landen zu dulten
hat. Ueberdies finden bey denſelben noch mancherley
Eintheilungen in verneinende [ſervitutes negativae]
wenn eine Nazion ein gewiſſes Recht z. B. Feſtungen,
Meſſen ꝛc. anzulegen, nicht ausuͤben darf, und beia-
hende
[affirmativae] wenn ſie die Ausuͤbung irgend
eines Rechts von andern auf ihrem Territorium leiden
muß, in geiſtliche und weltliche, bey Lehen und Erb-
beſitzungen ꝛc. Statt c]. Auch auf dem Meere und Ge-

waͤſſern
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[231/0245] in Anſehung des Eigenthums ihrer Lande. d] ſerte: Si c’eſt par droit de voiſinage, droit nouveau que cet expoſé introduit, que S. M. Imp. preten- droit diſpoſer de la Courlande ſur les motifs qu’il Lui plairoit d’adopter, il n’y a pays ni cour qui n’ait des droits ſur les voiſins. worauf die Kaiſerin von Ruß- land entgegnete: S. M. Imp. eſt bien eloignée de vou- loir deroger aux droits de ſes voiſins et par conſequent de vouloir agir en aucune manière contre les droits et privilèges de la Courlande province voiſin et limi- trophe de ſon empire etc. Moſers Verſuch 5. Th. S. 161. u. 164. §. 11. Voͤlkerdienſtbarkeiten. Der Hauptgrund aller in eines endern Volks Ge- biete auszuuͤbenden Gerechtſame beruht auf ausdruͤck- liche oder ſtilſchweigende Einwilligung des Territorial- eigenthuͤmers, d. i. auf Vertraͤge und Herkommen a]. Man giebt dieſen Rechten gewoͤnlich den Namen der Voͤlkerdienſtbarkeiten [auf lateiniſch in einer etwas uneigentlichen Bedeutung: Servitutes iuris publici oder vielmehr iuris gentium b], und theilt ſie in Activ- und Paſſiv-Dienſtbarkeiten. Erſtere ſind die, welche ein Volk in eines andern Territorium auszuuͤben, und letztere welche es von andern in ſeinen Landen zu dulten hat. Ueberdies finden bey denſelben noch mancherley Eintheilungen in verneinende [ſervitutes negativae] wenn eine Nazion ein gewiſſes Recht z. B. Feſtungen, Meſſen ꝛc. anzulegen, nicht ausuͤben darf, und beia- hende [affirmativae] wenn ſie die Ausuͤbung irgend eines Rechts von andern auf ihrem Territorium leiden muß, in geiſtliche und weltliche, bey Lehen und Erb- beſitzungen ꝛc. Statt c]. Auch auf dem Meere und Ge- waͤſſern P 4

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/245>, abgerufen am 30.04.2024.