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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans II. Buch.
strecket/ dieselbe habe ich eurer Frauen gestern wieder-
gegeben. Philander rieff der schönen Clara, und fragete
sie ums Geld. Diese erschrack dessen zwar/ und hof-
fete es selber zu behalten/ weil sie es aber in Gegen-
wart dieses Edelmanns von Venereo empfangen/
kunte sie es nicht läugnen/ sondern muste das Geld
herholen; Was sie aber in ihrem Hertzen darbey ge-
dacht/ und was sie den 2. Courtisanen darüber an
Halß gewünschet/ daß sie so schändlich von ihnen
hintergangen worden/ indem sie dieselbe für ihres
Mannes eigenes Geld bey sich hatte schlaffen lassen/
das kan ein Jeder selber erachten.

Venereus kehrete darnach zu Conrad, und sagete
ihm/ wie er von einem andern guten Freund Geld be-
kommen/ dardurch er Philandern alleweil befriediget/
habe er also seines Gutsagens nicht nöthig. Wie er
aber mit der Florentia darauf/ beym Abtritt ihres
Mannes/ allein zu reden kam/ erzehlete er ihr den
Betrug/ den er der Clara gespielet/ die dessen in ihrem
Hertzen lachete. Hernach gieng er zu den 3. Brüdern/
und offenbarete ihnen ebenmässig den gantzen Handel
mit der Clara, welche/ wie auch ihre alte Mutter/ und
insonderheit ihre Schwester/ deß alten Kauffmanns
Frau/ sich dieses listigen Possen gnugsam zerlache-
ten. Sie hielten darauf eine fröliche Abschieds-
Mahlzeit mit einander/ und am folgenden Morgen
setzete sich Venereus zu Pferd/ um fordersamst nach
Lindau zu gelangen/ und zu sehen/ ob er den Printzen
bald wieder außforschen/ und in dessen Suite weiter
forträysen möchte/ ein Stück von Teutschland zu
besehen.

Das XIII. Capitul/

Venereus gehet fort/ und machet sich auf verschiedene Weise
lustig. Jnsonderheit mit der schönen Helena/ welche er listig hinter-
gehet.

Wie
X x

Romans II. Buch.
ſtrecket/ dieſelbe habe ich eurer Frauen geſtern wieder-
gegeben. Philander rieff der ſchoͤnen Clara, und fragete
ſie ums Geld. Dieſe erſchrack deſſen zwar/ und hof-
fete es ſelber zu behalten/ weil ſie es aber in Gegen-
wart dieſes Edelmanns von Venereo empfangen/
kunte ſie es nicht laͤugnen/ ſondern muſte das Geld
herholen; Was ſie aber in ihrem Hertzen darbey ge-
dacht/ und was ſie den 2. Courtiſanen daruͤber an
Halß gewuͤnſchet/ daß ſie ſo ſchaͤndlich von ihnen
hintergangen worden/ indem ſie dieſelbe fuͤr ihres
Mannes eigenes Geld bey ſich hatte ſchlaffen laſſen/
das kan ein Jeder ſelber erachten.

Venereus kehrete darnach zu Conrad, und ſagete
ihm/ wie er von einem andern guten Freund Geld be-
kommen/ dardurch er Philandern alleweil befriediget/
habe er alſo ſeines Gutſagens nicht noͤthig. Wie er
aber mit der Florentia darauf/ beym Abtritt ihres
Mannes/ allein zu reden kam/ erzehlete er ihr den
Betrug/ den er der Clara geſpielet/ die deſſen in ihrem
Hertzen lachete. Hernach gieng er zu den 3. Bruͤdern/
uñ offenbarete ihnen ebenmaͤſſig den gantzen Handel
mit der Clara, welche/ wie auch ihre alte Mutter/ und
inſonderheit ihre Schweſter/ deß alten Kauffmanns
Frau/ ſich dieſes liſtigen Poſſen gnugſam zerlache-
ten. Sie hielten darauf eine froͤliche Abſchieds-
Mahlzeit mit einander/ und am folgenden Morgen
ſetzete ſich Venereus zu Pferd/ um forderſamſt nach
Lindau zu gelangen/ und zu ſehen/ ob er den Printzen
bald wieder außforſchen/ und in deſſen Suite weiter
fortraͤyſen moͤchte/ ein Stuͤck von Teutſchland zu
beſehen.

Das XIII. Capitul/

Venereus gehet fort/ und machet ſich auf verſchiedene Weiſe
luſtig. Jnſonderheit mit der ſchoͤnen Helena/ welche er liſtig hinter-
gehet.

Wie
X x
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[689/0707] Romans II. Buch. ſtrecket/ dieſelbe habe ich eurer Frauen geſtern wieder- gegeben. Philander rieff der ſchoͤnen Clara, und fragete ſie ums Geld. Dieſe erſchrack deſſen zwar/ und hof- fete es ſelber zu behalten/ weil ſie es aber in Gegen- wart dieſes Edelmanns von Venereo empfangen/ kunte ſie es nicht laͤugnen/ ſondern muſte das Geld herholen; Was ſie aber in ihrem Hertzen darbey ge- dacht/ und was ſie den 2. Courtiſanen daruͤber an Halß gewuͤnſchet/ daß ſie ſo ſchaͤndlich von ihnen hintergangen worden/ indem ſie dieſelbe fuͤr ihres Mannes eigenes Geld bey ſich hatte ſchlaffen laſſen/ das kan ein Jeder ſelber erachten. Venereus kehrete darnach zu Conrad, und ſagete ihm/ wie er von einem andern guten Freund Geld be- kommen/ dardurch er Philandern alleweil befriediget/ habe er alſo ſeines Gutſagens nicht noͤthig. Wie er aber mit der Florentia darauf/ beym Abtritt ihres Mannes/ allein zu reden kam/ erzehlete er ihr den Betrug/ den er der Clara geſpielet/ die deſſen in ihrem Hertzen lachete. Hernach gieng er zu den 3. Bruͤdern/ uñ offenbarete ihnen ebenmaͤſſig den gantzen Handel mit der Clara, welche/ wie auch ihre alte Mutter/ und inſonderheit ihre Schweſter/ deß alten Kauffmanns Frau/ ſich dieſes liſtigen Poſſen gnugſam zerlache- ten. Sie hielten darauf eine froͤliche Abſchieds- Mahlzeit mit einander/ und am folgenden Morgen ſetzete ſich Venereus zu Pferd/ um forderſamſt nach Lindau zu gelangen/ und zu ſehen/ ob er den Printzen bald wieder außforſchen/ und in deſſen Suite weiter fortraͤyſen moͤchte/ ein Stuͤck von Teutſchland zu beſehen. Das XIII. Capitul/ Venereus gehet fort/ und machet ſich auf verſchiedene Weiſe luſtig. Jnſonderheit mit der ſchoͤnen Helena/ welche er liſtig hinter- gehet. Wie X x

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 689. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/707>, abgerufen am 30.04.2024.