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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

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andern zu einer heiligen Verehrung Got-
tes reizet und aufmuntert. Daher ist ein
öffentlicher Gottesdienst auch in der Kirche
neues Bundes gelassen und die Taufe und
das Abendmahl geordnet worden.

§. 27.

So hat Gott auch gewisse Verord-Wie Gott
gesuchet
das Ge-
müth der
Jsraeliten
zärtlich zu
machen.

nungen gemacht, um durch etwas Sinnli-
ches ein zärtlicher Gefühl und die Mensch-
lichkeit bey jenem rohen Volke zu beför-
dern. Sie mußten sich sehr viel waschen
und baden, theils um sich an eine äusser-
liche Reinigkeit zu gewöhnen, theils sich
dabey zu erinnern, daß Gott rein und
heilig sey, und reine und heilige Seelen
liebe*). Sie durften kein Blut essen,
weil das Leben eines Menschen und eines
Thieres in dem Blute sey, und ohne das-
selbe aufhöre, und daher, als etwas sehr
schätzbahres zum Altar gegeben sey, die
Seelen damit zu versöhnen**). Ein je-
der merket gar leicht, daß ihnen dieses Ge-
setz sollte das Blut hoch schätzen lehren,
und ihnen besonders eine grosse Achtung
gegen das Blut eines Menschen beybrin-
gen, und folglich von dem leichtsinnigen
Morden abführen, und ihrem Gemüthe

nach
*) 3 B. Mos. C. 15. Jes. C. 1. v. 16. Jerem.
C. 2. v. 22.
**) 3 B. Mos. C. 17. v. 10-14.
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andern zu einer heiligen Verehrung Got-
tes reizet und aufmuntert. Daher iſt ein
oͤffentlicher Gottesdienſt auch in der Kirche
neues Bundes gelaſſen und die Taufe und
das Abendmahl geordnet worden.

§. 27.

So hat Gott auch gewiſſe Verord-Wie Gott
geſuchet
das Ge-
muͤth der
Jſraeliten
zaͤrtlich zu
machen.

nungen gemacht, um durch etwas Sinnli-
ches ein zaͤrtlicher Gefuͤhl und die Menſch-
lichkeit bey jenem rohen Volke zu befoͤr-
dern. Sie mußten ſich ſehr viel waſchen
und baden, theils um ſich an eine aͤuſſer-
liche Reinigkeit zu gewoͤhnen, theils ſich
dabey zu erinnern, daß Gott rein und
heilig ſey, und reine und heilige Seelen
liebe*). Sie durften kein Blut eſſen,
weil das Leben eines Menſchen und eines
Thieres in dem Blute ſey, und ohne daſ-
ſelbe aufhoͤre, und daher, als etwas ſehr
ſchaͤtzbahres zum Altar gegeben ſey, die
Seelen damit zu verſoͤhnen**). Ein je-
der merket gar leicht, daß ihnen dieſes Ge-
ſetz ſollte das Blut hoch ſchaͤtzen lehren,
und ihnen beſonders eine groſſe Achtung
gegen das Blut eines Menſchen beybrin-
gen, und folglich von dem leichtſinnigen
Morden abfuͤhren, und ihrem Gemuͤthe

nach
*) 3 B. Moſ. C. 15. Jeſ. C. 1. v. 16. Jerem.
C. 2. v. 22.
**) 3 B. Moſ. C. 17. v. 10-14.
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[69/0089] andern zu einer heiligen Verehrung Got- tes reizet und aufmuntert. Daher iſt ein oͤffentlicher Gottesdienſt auch in der Kirche neues Bundes gelaſſen und die Taufe und das Abendmahl geordnet worden. §. 27. So hat Gott auch gewiſſe Verord- nungen gemacht, um durch etwas Sinnli- ches ein zaͤrtlicher Gefuͤhl und die Menſch- lichkeit bey jenem rohen Volke zu befoͤr- dern. Sie mußten ſich ſehr viel waſchen und baden, theils um ſich an eine aͤuſſer- liche Reinigkeit zu gewoͤhnen, theils ſich dabey zu erinnern, daß Gott rein und heilig ſey, und reine und heilige Seelen liebe *). Sie durften kein Blut eſſen, weil das Leben eines Menſchen und eines Thieres in dem Blute ſey, und ohne daſ- ſelbe aufhoͤre, und daher, als etwas ſehr ſchaͤtzbahres zum Altar gegeben ſey, die Seelen damit zu verſoͤhnen **). Ein je- der merket gar leicht, daß ihnen dieſes Ge- ſetz ſollte das Blut hoch ſchaͤtzen lehren, und ihnen beſonders eine groſſe Achtung gegen das Blut eines Menſchen beybrin- gen, und folglich von dem leichtſinnigen Morden abfuͤhren, und ihrem Gemuͤthe nach Wie Gott geſuchet das Ge- muͤth der Jſraeliten zaͤrtlich zu machen. *) 3 B. Moſ. C. 15. Jeſ. C. 1. v. 16. Jerem. C. 2. v. 22. **) 3 B. Moſ. C. 17. v. 10-14. E 3

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/89>, abgerufen am 30.04.2024.